Patchworkfamilie: Was bedeutet Patchwork und welche Familienmodelle gibt es?
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Montag, 15. Mai 2023
Es gibt verschiedene bunte Familienmodelle, wie beispielsweise das der Patchworkfamilie. Wir verraten dir, was man darunter versteht und wie Kinder damit umgehen.
- Was ist eine Patchworkfamilie?
- Welche Herausforderungen gibt es?
- Wie gehen Kinder damit um?
- Gibt es Vorteile?
Im Laufe des Lebens kann es immer wieder zu Umbrüchen kommen, die möglicherweise auch vielfältige Familienformen und Elternschafts-Konstellationen mit sich ziehen. So können beispielsweise auch Stief- beziehungsweise Patchworkfamilien entstehen. Doch was versteht man eigentlich darunter? Welche Vor- und Nachteile gibt es, und wie reagieren die Kinder? Wir beantworten dir deine Fragen.
Das versteht man unter einer Patchworkfamilie
In der Familienforschung beschreibt man mit dem Begriff Patchworkfamilie vielfältige Beziehungskonstellationen in Familien, in denen Elternschaft gelebt wird. Es gibt nicht "die" Patchworkfamilie, sondern diverse Formen. Dabei ist es so, dass entweder zu den biologischen Elternteilen ein sozialer Elternteil hinzutritt oder ein verstorbener Elternteil durch einen sozialen "ersetzt" wird. Als Patchworkfamilie bezeichnet man vereinfacht gesagt Familien, in denen sowohl gemeinsame Kinder als auch Kinder aus vorherigen Partnerschaften gemeinsam in einem Haushalt leben. Man spricht jedoch auch schon von einer Patchworkfamilie, wenn die beiden neuen Partner*innen (noch) keine gemeinsamen Kinder haben oder zeugen.
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Eine Patchworkfamilie entsteht häufig nach einer Trennung beziehungsweise Scheidung der Eltern. Anschließend kann natürlich jeder leibliche Elternteil des Kindes eine neue Partnerschaft aufbauen. Hat die leibliche Mutter oder der leibliche Vater eines Kindes eine neue Beziehung, muss natürlich auch neu ausgehandelt werden, wie die familiäre Situation ausgestaltet werden soll. Für den Stiefelternteil bringt die Patchworkfamilie die Herausforderung mit sich, sich in der Rolle als sozialer Elternteil einzufinden.
Das Sorgerecht kann in Patchworkfamilien unterschiedlich gestaltet werden. So kann es sein, dass ein Elternteil das alleinige Sorgerecht ausübt. Daneben können beide Elternteile des Kindes sorgeberechtigt bleiben. Unterschreiben beide in Einverständnis eine Vollmacht, kann aber auch der neue Stiefelternteil ein Erziehungs- und Mitspracherecht erhalten. Hast du als Elternteil kein Sorgerecht, bist aber umgangsberechtigt, meint dies, dass du in alltäglichen Entscheidungen für das Kind entscheiden kannst. Dies gilt aber auch nur während der Zeit des Umgangs.
Mögliche Probleme in einer Patchworkfamilie
Die Scheidung oder Trennung der Eltern ist für Kinder oft sehr belastend. Dementsprechend brauchen Heranwachsende Zeit, bis sie sich in der neuen Familien- und Lebenssituation einfinden. Wie lange das Zusammenwachsen einer Patchworkfamilie dauert, unterscheidet sich von Familie zu Familie. Durchschnittlich zieht sich der Prozess bis zu fünf Jahre hin. Das Verhalten der Kinder hängt von mehreren Faktoren ab. Einige davon sind beispielsweise, wie ihre Beziehung zum außerhalb lebenden Familienteil ist, ob sich der elterliche Erziehungsstil stark ändert und ob es anhaltende Probleme zwischen den leiblichen Eltern gibt.
Wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend postuliert, ist es oft so, dass Kinder in Patchworkfamilien ein sehr differenziertes Familienbild haben. So nehmen sie beispielsweise die Familienzugehörigkeit anders wahr als Erwachsene. So kann es sein, dass der außerhalb des Haushaltes wohnende leibliche Elternteil nicht immer als Familienmitglied anerkannt wird. Ebenso verhält es sich mit einem außerhalb des Haushalts lebenden Stiefelternteil. Anders ist es bei dem Stiefelternteil, der mit im Haushalt lebt. Diesen bezeichnen gut die Hälfte der Kinder als Familienmitglied. Eine Schlüsselrolle für das Kind spielt der leibliche Elternteil, bei welchem das Kind die meiste Zeit lebt. Dieses verleiht dem Kind oft Stabilität und Sicherheit; besonders dann, wenn die Familiensituation anfänglich noch nicht ideal organisiert ist. Gemeinsame und kinderorientierte Aktivitäten können dem Stiefelternteil helfen, eine positive Beziehung zum Kind aufzubauen.