Kinder, Erziehung und Schulbildung: Wie sich Antiautorität auswirkt - nach A. S. Neill
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Freitag, 18. März 2022
Die Summerhill-School verfolgt ein Schulkonzept, welches fern von dem der klassischen Regelschulen ist. Der Pädagoge A.S. Neill wurde mit dem demokratischen und antiautoritären Schulkonzept weltweit bekannt. Wie wirkt sich Antiautorität auf Kinder aus?
- Der Begründer: A.S. Neill
- Geschichte der Summerhill School
- Die pädagogischen Ansätze und deren Umsetzung
- Inspiration Neills und die Auswirkungen seiner Pädagogik
Ein demokratisches Schulsystem klingt sicherlich im ersten Moment befremdlich; denkt man jedoch eine Weile darüber nach, erscheint es doch attraktiv, den Schulalltag etwas befreiter für die Kinder zu gestalten. Genau diese Idee verfolgte der Pädagoge A.S. Neill mit seiner Summerhill-School.
A.S. Neills Leben: Der Ursprung reformativer Ideen
Wirft man einen Blick auf die Kindheit und den weiteren Lebenslauf Neills, wird deutlich, wie seine Ideen entstanden sind. Er wurde am 17. Oktober 1883 in Schottland als einer von acht Kindern geboren. Mit einem Alter von gerade einmal viereinhalb Jahren wurde er eingeschult. Seine Klasse wurde von seinem Vater unterrichtet. Damals waren autoritäre Erziehungsmaßnahmen wie Schläge und Strafen auch in der Schule alltäglich; besonders Neill hatte stark darunter zu leiden.
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Mit vierzehn stieg er in das Berufsleben ein. Zunächst versuchte er sein Glück als Buchhalter zu finden, dann als Einzelhändler; letztlich fand er es in der Tätigkeit des Lehrers. Er bekam nach einer umfassenden Ausbildung sein Lehrerdiplom und unterrichtete an vielen verschiedenen Schulen. Obwohl ihm die Tätigkeit selbst Freude bereitete, wuchs in ihm eine Abneigung gegen jene Lehr- und Erziehungsmethoden, die in der Zeit üblich waren. Sein persönlicher geistiger Wendepunkt fand statt, als er während der Kriegszeit in einer Schule als Rektor eingesetzt wurde. Die Schulaufsichtsbehörde führte kaum Kontrollen durch, sodass er seine Ideen, einen ungezwungeneren und Freude bereitenden Unterricht zu führen, umsetzen und weiterentwickeln konnte.
An der King Alfred School, an der er sich nach der Kriegszeit bewarb, setzte er seine Visionen weiterhin um. Proteste innerhalb des Kollegiums führten dazu, dass er die Schule verlassen musste. Es hinderte ihn aber nicht, sein Konzept weiterzuentwickeln und weiterhin überzeugt an seine Ideen heranzugehen.
Die Entstehung der Summerhill-School
1921 wurde ein Internat gegründet, das ein ganz neuartiges und revolutionäres Konzept verfolgte. Der Gründer und Pädagoge Alexander Sutherland Neill nannte es die "Summerhill School", unter welchem Namen es weltweit bekannt wurde. In der Schule wurde ein demokratisches Grundkonzept verfolgt, was vor allem für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war; sie war somit eine der ersten Schulen, die eine Demokratie umsetzte.
Die Idee hat ihren Ursprung in der "Neuen deutschen Schule", welche bei Dresden angesiedelt war. Hier wurden viele Ansätze der Reformpädagogik vertreten, aber auch eine grundlegende liberale Haltung wurde geschätzt. Somit wandte man sich gegen die "klassischen" Schulformen, in denen es nicht darum ging, was den Schülern wirklich wichtig war. Neill war einer der Sponsoren und unterrichtete selbst für ein halbes Jahr an der Schule. Zuerst war er begeistert von dem Konzept, fand jedoch bald einige Punkte, die ihn störten. So entschloss er sich, seine erste eigene Schule an dieser anzugliedern. Konflikte mit dem Konzept seiner Kollegen bewirkten, dass seine Schule nach Österreich verlegt wurde; doch auch hier kam es zu Problemen mit der örtlichen Bevölkerung und der Schulbehörde, sodass er sich entschloss, seine Schule nach Südengland zu verlegen. Der Standort auf dem Summerhill bewegte Neill dazu, seine Schule "Summerhill School" zu nennen. Der Name blieb auch nach einem letzten Umzug der Schule an ihren heutigen Standort, Suffolk in England, bestehen.