Stille Geburten und "Sternenkinder": Was versteht man darunter?
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Mittwoch, 12. April 2023
Eine Stille Geburt ist für werdende Eltern das Schlimmste und Traurigste. Im medizinischen Kontext spricht man von Fehl- oder Totgeburt. Betroffene wählen häufig die Bezeichnung Sternenkind.
- Was ist eine "Stille Geburt"?
- Was passiert bei einer Stillen Geburt?
- Unterstützung vor, während und nach einer stillen Geburt
- Hebammen und Doulas
- Vereine und Anlaufstellen
Eine Stille Geburt umschreibt die Totgeburt eines ungeborenen Kindes nach der 12. Schwangerschaftswoche. Stille Geburt heißt es, weil nach der Geburt keine erkennbaren Lebenszeichen festzustellen sind und auch kein Schrei des Babys ertönt. Mit dem Begriff Sternenkind ist die Vorstellung verbunden, dass das im Mutterleib verstorbene Kind gen Himmel reist, um dort als Stern zu funkeln. Manchmal wird auch die Bezeichnung Schmetterlingskind gewählt.
Was passiert bei einer Stillen Geburt?
Die Quote von Totgeburten liegt statistisch zwischen zwei bis drei Prozent - bei 1.000 Geburten kommen demnach zwei bis drei Kinder nicht lebend zur Welt. Im Jahr 2021 betrug die Anzahl der Totgeburten jedoch 4,3 pro 1000 (also 0,43 Prozent). Die Quote ist seit 2010 tendenziell gestiegen. Das zunehmend steigende Alter der Mütter ist dabei aber nicht der allein verantwortliche Risikofaktor. Die Zahlen steigen vergleichsweise auch in anderen Altersgruppen.
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Wird bei einer Vorsorgeuntersuchung der Tod des Ungeborenen festgestellt, wird die Schwangerschaft vorzeitig beendet. In der Regel erfolgt die Einleitung der Geburt mit Hilfsmitteln wie Gel, Zäpfchen, Tabletten oder einem Wehentropf. Ärztinnen und Ärzte raten von einem Kaiserschnitt eher ab. So belastend die Situation auch ist, bei einer natürlichen Geburt haben die Eltern die Gelegenheit, den Tod des eigenen Kindes zu realisieren, diesen zu verarbeiten und können sich verabschieden.
Bei der unverhofften, sehr schmerzhaften und emotional äußerst aufwühlenden Diagnose sollte den Eltern Zeit eingeräumt werden, selbst wenn dies einige Tage in Anspruch nehmen kann. Den meisten Eltern ist es nach der Diagnose einer Fehl- oder Totgeburt nicht möglich, sich sofort Gedanken zu machen, ob sie bei ihrem Weg Begleitung wünschen oder was sie dazu brauchen. Verspürt ein betroffenes Paar den Wunsch, jemanden bei sich haben zu wollen, der einfach nur da ist, kann die Klinik den Kontakt zum Beispiel zu einer erfahrenen Doula herstellen.
Unterstützung vor, während und nach einer "Stillen Geburt"
Betroffene Eltern totgeborener Kinder spüren in ihren schwersten Stunden Schmerz, Leere und Taubheit. Das Fachpersonal in einem Krankenhaus, Geburtshaus oder auch Hebammen bei einer Hausgeburt können nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen und Trost spenden.
Es sind Vereine wie zum Beispiel "Stille Geburten e.V." in Rommerskirchen (NRW), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Eltern umfassend in dieser schweren Lebensphase beiseite zu stehen. So kümmert sich eine Doula beispielsweise vor, und wenn gewünscht auch während der Einleitung der Totgeburt kontinuierlich um die Sterneneltern. Sie hilft mit Übungen während der Geburt, kümmert sich um das leibliche Wohl, nimmt in den Arm und ist einfach nur da. Sowohl der Verein Stille Geburten e.V. in Rommerskirchen als auch einige andere vergleichbare Vereine sowie Städte und Gemeinden haben entweder auf örtlichen oder zumindest naheliegenden Friedhöfen einen separaten Bereich angelegt, in dem Sternenkinder begraben werden können. In Bayern bietet z.B. der Gedenkwald die Bestattung von Sternenkindern an. Auch die Sozialstiftung Bamberg hat auf dem städtischen Friedhof ein solches Grabfeld geschaffen.