Jugendliche in Facebook - Tipps für Eltern
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
Bamberg, Sonntag, 30. Sept. 2012
Würde man Fotos vom Saufgelage, die man in Facebook stellt, auch in der Zeitung sehen wollen? Nein, meint Roland Baumann. Er gibt Eltern Tipps für den sicheren Umgang ihrer Kinder mit dem Internet.
Während die Eltern vorm Fernseher sitzen, verabredet sich die 13-jährige Tochter übers Internet mit einem Unbekannten. Zwei Tage später trifft sie ihn. Was passiert? Das Mädchen glaubt, es begegnet einem 15-Jährigen. Die Wahrheit kann anders sein. Und die Eltern haben von der Verabredung nichts mitbekommen.
Bei unserer Telefonaktion zum Thema "Wie sicher ist mein Kind im Internet?" stand Roland Baumann bereit, um über den richtigen Umgang mit dem Internet aufzuklären und Gefahren aufzuzeigen. Er ist Lehrer am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern und und bietet Elternabende und Fortbildungen zum Thema Soziale Netzwerke, Computerspielwelten, Rechtsfragen im Internet, Urheberrecht, Datenschutz und Suchtprävention an. Er sagt ganz klar: "Es ist wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern im Dialog bleiben.
Sie sollten wissen, was ihre Söhne und Töchter im Internet tun."
Wir haben ihm zu diesen Themen ein paar Fragen gestellt.
Wie viel Zeit darf ein Kind mit Online-Medien verbringen?
Das kann man nicht so einfach sagen. Man muss schauen, wie das Kind generell seine Zeit verbringt: Hat es auch Hobbys, verbringt es seine Zeit im Freien, hat es Freunde, treibt es Sport? Man könnte feste Zeiten vereinbaren. Für Zehn- und Elfjährige empfehle ich eine Stunde am Tag, für 13- und 14-Jährige könnten es zwei Stunden sein. Da ist aber dann die komplette Nutzung dabei, auch Internet-Recherchen für die Schule.
Wie kann man beim PC eine Kindersicherung oder etwas ähnliches einrichten, wenn man technisch wenig Ahnung hat?
Man könnte eine Sperrzeit einrichten.
Dann fährt der Computer nach einer festen Zeit selbst herunter. Dazu muss man aber Ahnung von Technik haben. Wenn man die PC-Nutzung selbst steuern möchte, empfiehlt sich ein Notebook oder ein Pad. Damit haben die Kinder alles, was sie auch für die Schule brauchen. Großer Vorteil: Am Abend kann man das Gerät wieder einsammeln, verwahren und gut ist's. Man könnte aber auch auf eine W-Lan-Vernetzung verzichten. Dann müssten die Kinder, wenn sie an den PC wollen, zum Beispiel an Papas Rechner. Das wäre auch eine gute Kontrollmöglichkeit.
Wie kann man verhindern, dass ein Kind bestimmte Seiten sieht, die nicht seinem Alter entsprechen?
Dafür gibt es Filtersysteme. Eines der bekanntesten ist "Time for kids". Wenn der Jugendliche damit eine Anfrage ins Netz schickt, geht diese erst einmal in die Filtersoftware.
Wenn der Erziehungsberechtigte die entsprechenden Einstellungen getätigt und die Seiten nicht zugelassen hat, bekommt der Jugendliche die Meldung: "Diese Seite ist für Dich gesperrt". Der Clou daran ist, dass man nicht jede Seite selber sperren muss, sondern bestimmte Themen ausschließen kann.
Der Herr Sohn spielt gar so gern Computer. Ist das jetzt schädlich oder nicht?
Wenn ein Kind nur in der Bude sitzt, nicht zu einer Arbeit angehalten wird und kein Freizeitleben hat, ist die Gefahr größer, dass es in der PC-Welt versinkt. Vielleicht auch mehr, als es eigentlich selber möchte.
Wann kippt die Spielfreude in Spielsucht?
Mit dem Begriff Sucht muss man aufpassen. Das Spielen am PC, gerade mit Rollenspielen, gibt dem Spieler ein Glücks- und Erfolgsgefühl.
Aber Sucht tritt erst dann ein, wenn andere Lebensbereiche darunter leiden, wenn die Schule nicht mehr klappt, die Noten absinken. Oder wenn der Betroffene leugnet, dass er viel spielt, wenn er Entzugserscheinungen zeigt. Wenn das Kind spielt und alles schafft, was es sonst bewerkstelligen muss, ist noch keine Gefahr in Verzug.
Was ist mit Gewaltspielen? Werden die Kinder, die so etwas spielen, selbst gewalttätig?
Es gibt Leute, die sagen, bei solchen Spielen werden Tötungsdelikte verherrlicht. Die andere Seite sagt, wir sind im Prinzip ein Schützen- oder Schachverein, halt nur am Computer. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Die Frage lautet: Ist Gewaltverherrlichung im Spiel? Bei manchen Spielen wird niederträchtiges Verhalten, etwa Gewalt gegen Frauen, mit einem Bonus belohnt.
Das hat nichts mehr mit Spielkultur zu tun und kann gern vom Markt verschwinden.
Sind manche Kinder stärker gefährdet als andere?
Ein Jugendlicher, der normale Zuwendung bekommt vom Elternhaus und sozial normal eingebunden ist, wird nicht Gefahr laufen, zu viel zu spielen. Wenn das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern normal ist, wird man auch mit dem Jugendlichen reden können. Wenn das nicht klappt, könnte auch die Gesprächssituation in der Familie am Fehlverhalten des Kindes schuld sein.
Ein Jugendlicher stellt heute Fotos, die er für lustig hält, bei Facebook ein und wird vielleicht Jahre später von einem potenziellen Arbeitgeber mit den Saufgelagen von früher konfrontiert.
Ganz einfacher Tipp: Mal überlegen, was man von sich in der Zeitung lesen, welches Foto man dort sehen möchte.
Soll mein Nachbar wissen, wie ich mich auf einer Party betrunken habe? Sollte so etwas jeder in der Zeitung lesen können? Wenn nicht, dann stelle ich das auch nicht auf Facebook.
Was kann man dann mit Facebook machen?
Jugendliche sollten Netzwerke für sich arbeiten lassen und sich positiv präsentieren. Es spricht nichts dagegen, dass man seine Freizeitaktivitäten, etwa ein Engagement in einem Verein, 'reinschreibt. Dann kann jeder sehen, dass ich ein umgänglicher und sozial kompetenter junger Mensch bin.