Die Macht des Vorlesens: Wie es die Entwicklung von Kleinkindern unterstützt und die Eltern-Kind-Beziehung stärkt
Autor: Susy Bergmann
Deutschland, Samstag, 18. Mai 2024
Vorlesen sollte in Familien fester Bestandteil von Erziehung und Alltag sein. Es fördert die kindliche Entwicklung und die Beziehung von Eltern und Kindern.
- Frühes Vorlesen fördert die kognitive und sprachliche Entwicklung
- Vorlesen schafft Nähe und fördert soziale Kompetenzen
- Praktische Tipps zum Vorlesen
Die Stiftung Lesen führt jedes Jahr gemeinsam mit der Zeit und der Deutsche Bahn Stiftung eine Studie zum Vorleseverhalten in Deutschland durch. Beim Vorlesemonitor 2023 kam heraus, dass mehr als ein Drittel der Eltern ihren Kindern nur selten oder gar nicht vorliest. Dabei zeigt sich in Studien immer wieder, dass Vorlesen einen sehr positiven Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung hat. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, haben bessere Zukunftschancen. Vorlesen fördert unter anderem die sprachliche Entwicklung und Lesekompetenz, die soziale und emotionale Entwicklung und verbessert den schulischen Erfolg in allen Fächern.
Frühes Vorlesen fördert die kognitive und sprachliche Entwicklung
Zur frühkindlichen Entwicklung zählt man die Entwicklung der motorischen, sprachlichen, kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten eines Menschen in den ersten Lebensjahren. Das Vorlesen ist einer der besten Wege, um die Entwicklung von Kleinkindern bestmöglich zu fördern. Mehrere Studien wie beispielsweise die von Barbara D. Debaryshe (Cambridge University, 2008) zeigen: Je früher Eltern mit dem Vorlesen beginnen, desto stärker profitieren die Kinder.
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Frühes Vorlesen ist gut für die Sprachentwicklung. Kleine Kinder erleben Bilderbücher mit allen Sinnen. Beim Vorlesen begleitet man das sprachlich und erzählt, was zu sehen ist. So lernt das Kind die Melodie und den Rhythmus der Sprache kennen. Kinder hören beim Vorlesen auch immer wieder neue Begriffe und können ihren Wortschatz erweitern. Vorlesen im Säuglings- und Kleinkindalter fördert die spätere Lese- und Schreibfähigkeit. Vom Vorlesen in den ersten beiden Lebensjahren profitieren sowohl Wortschatz als auch Lesevermögen der Kleinen noch vier Jahre später. Das bestätigen US-Forscher mit einer Studie, von der sie 2017 auf einem Kongress der "Pediatric Academic Societies" berichteten.
Fachleute sagen, dass bereits in frühester Kindheit die Grundlagen für spätere Bildungschancen gelegt werden. Und Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, zeigen oft bessere schulische Leistungen. Durch das Hören von Geschichten lernen Kinder neue Welten kennen und erweitern ihr Wissen. Wer schon früh die spannende Welt der Bücher erfährt, wird meist leichter Zugang zum Lesen finden. Kinder, die häufig Geschichten zuhören, lernen für eine längere Zeit aufmerksam zu sein.
Vorlesen schafft Nähe und fördert soziale Kompetenzen
Beim Vorlesen verbringen Eltern und Kinder Zeit miteinander und erleben gemeinsam Geschichten. Das abendliche Vorlesen kann ein Familienritual werden, das Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Und es bietet die Möglichkeit für Gespräche und Miteinander.
Kinderbücher für jedes Alter - hier direkt ansehenWährend Kinder einer Geschichte zuhören, fühlen sie mit den Helden mit. Das kann helfen, die Gefühle anderer besser zu verstehen. Auch den Umgang mit eigenen Gefühlen kann es erleichtern. In vielen Kinderbüchern sind die Heldinnen und Helden nicht immer nur mutig, sondern haben auch Ängste und Probleme. Eine solche Geschichte kann auch ein Anlass sein, über eigene Sorgen zu sprechen.