Beziehungskiller "Phubbing": Was es damit auf sich hat und wie es zur echten Gefahr werden kann
Autor: Svenja Hentschel
Deutschland, Freitag, 10. März 2023
Es ist bekannt, dass zu viel Zeit vor Bildschirmen nicht gut für unsere Gesundheit ist. Eine Studie zeigt jetzt aber auch, wie das Smartphone zur echten Gefahr für Liebesbeziehungen werden kann.
Seit der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen mehr Zeit vor dem Bildschirm. Die durchschnittliche Bildschirmzeit lag 2022 bei 10 Stunden am Tag. Vor der Pandemie betrug der Wert noch zwei Stunden weniger. Das ergibt eine Umfrage von Bitkom Research. "Wie auch immer die künftige Entwicklung sein wird: Mehr als jeder fünfte Haushalt hat sich auf eine anhaltend intensive Internetnutzung vorbereitet und wegen der Pandemie einen leistungsfähigeren Breitbandanschluss schalten lassen“, so der Bitkom-Präsident Achim Berg.
Die Folgen von zu viel Zeit vor dem Bildschirm, insbesondere am Smartphone, sollten allerdings nicht unterschätzt werden. Denn die hohe Bildschirmzeit kann negative Folgen für Liebesbeziehungen haben. Dafür gibt es sogar einen Begriff: Phubbing. Das Kunstwort setzt sich aus den englischen Begriffen "phone" für Telefon und "snubbing" für Brüskieren zusammen.
Phubbing: Wenn das Smartphone zur Gefahr für die Beziehung wird
Phubbing kann die Qualität von Beziehungen verringern. Das hat Faruk Caner von der türkischen Gazisomanpaşa Universität in Tokat in einer Studie belegt. "Das Phubbing-Phänomen, das die sozialen Interaktionen von Personen beeinträchtigt, ist ein wichtiger Risikofaktor für Liebesbeziehungen", schreibt der Forscher zu seiner Forschung. Aber was genau meint die Bezeichnung Phubbing eigentlich?
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Phubbing ist eine Bezeichnung für ein unangemessenes Nutzen des Smartphones in sozialen Situationen. Das Wort wurde laut Berichten von ntv bereits 2013 von einer Werbeagentur in Umlauf gebracht. Phubbing ist also die Angewohnheit, sich lieber mit seinem Handy als mit den Menschen im direkten Umfeld zu beschäftigen. Derartiges Verhalten wird von anderen Menschen oft als unhöflich empfunden und stellt eine Barriere für die Kommunikation dar.
In seiner Studie untersucht Caner die Zufriedenheit von Menschen in ihren Liebesbeziehungen mit und ohne Phubbing. Dazu unterscheidet er zwischen Beziehungszufriedenheit, wahrgenommener romantischer Beziehungsqualität und allgemeiner Lebenszufriedenheit. In der Untersuchung nutzte er Daten von insgesamt 308 Teilnehmer*innen. Davon sind 243 Frauen und 65 Männer. Das Alter der Teilnehmer*innen liegt zwischen 18 und 60 Jahren und beträgt im Durchschnitt 31 Jahre.
Geringere Lebenszufriedenheit durch Phubbing?
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Zufriedenheit mit der Beziehung und die wahrgenommene romantische Beziehungsqualität bei Menschen abnehmen, die Partner-Phubbing ausgesetzt sind. Phubbing beeinflusst aber nicht nur die Zufriedenheit mit der Beziehung. Caner stellt fest, dass die Wahrnehmung der Qualität einer Liebesbeziehung auch eine vermittelnde Rolle im Zusammenhang von Phubbing und der allgemeinen Lebenszufriedenheit spielt. Ein weiteres Ergebnis zeigt nämlich: Eine verringerte Zufriedenheit mit der eigenen Beziehung und eine abnehmende Beziehungsqualität beeinträchtigen die Lebenszufriedenheit.
"Wenn zum Beispiel beide Partner abends auf dem Sofa sitzen und jeder das Handy zückt, kann es um ganz belanglose Dinge gehen. Aber der jeweils andere weiß nicht, was der Partner am Telefon macht. In so einem Moment kann man das Gefühl bekommen, das Telefon sei wichtiger als man selbst. Das kann dann auch zur Eifersucht und einem unguten Gefühl in einer Beziehung führen", erklärt Anne Milek, Psychologin und Forscherin an der Universität Witten-Herdecke gegenüber dem SWR.