Radarwarner und Blitzer-Apps: Frei verkäuflich, aber verboten? Gesetzeslage und Strafen
Autor: Klaus Heimann, Lea Mitulla
Deutschland, Dienstag, 08. April 2025
In Deutschland findet am 9. April der Blitzermarathon mit bundesweit tausenden Messstellen statt. Blitzer-Apps und Radarwarngeräte können dich dabei vor Bußgeldern schützen - doch sind sie überhaupt erlaubt?
Schneller fahren als vorgeschrieben – aber vor einer Radarkontrolle runterbremsen. Das praktizieren viele Autofahrer. Deshalb setzen 9 von 10 (89 Prozent) von ihnen, alles daran, um sich über Radarfallen zu informieren, ergab eine Umfrage von Bitkom. Das bringt den ein oder anderen Autofahrer vielleicht dazu, eine Blitzer-App oder ein Radarwarngerät anzuschaffen, um sich abzusichern. Doch: Die aktive Nutzung von Radar-Warnern ist in Deutschland verboten.
Hierzulande sind während der Fahrt nur allgemeine Informationen über Radarkontrollen erlaubt. Deshalb hören 70 Prozent der Autofahrer zumindest hin und wieder entsprechende Infos im Radio. Technische Möglichkeiten, die den Standort des Fahrzeugs nutzen und ortsbezogen vor stationären oder mobilen Blitzern warnen, sind dagegen laut Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)verboten.
Blitzer-Warner in Deutschland verboten: So ist die Gesetzeslage
Das Verbot zur Verwendung von Radarwarnern ist in der StVO im § 23 Absatz 1c festgeschrieben: "Wer ein Fahrzeug führt, darf ein technisches Gerät nicht betreiben oder betriebsbereit mitführen, das dafür bestimmt ist, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzuzeigen oder zu stören."
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Das Verbot juckt Autofahrer trotzdem nur begrenzt: Bei knapp der Hälfte der Pkw-Nutzer (laut Bitkom: 49 Prozent) sind entsprechende Geräte im Einsatz. So setzt ein Viertel der Autofahrer (27 Prozent) eine Blitzer-Warn-App auf dem Smartphone ein, 14 Prozent nutzen ein spezielles Radarwarngerät und 13 Prozent eine Blitzer-Warnung auf ihrem Navigationsgerät.
Es gibt im Prinzip vier Arten von Radarwarnern: Aktive Radarwarner, Blitzer App, Navi mit Radarwarner und allgemeine Warnungen. Wird eine dieser Varianten bei einer Polizeikontrolle entdeckt, darf sie sichergestellt werden.
Von Sensoren bis App: Diese Radarwarner gibt es
- Aktiver Radarwarner: Die aufwendigste und teuerste (ab 40 Euro, das teuerste Gerät liegt bei 200 Euro) Möglichkeit, sich vor der Radarfalle zu schützen, sind spezielle Warngeräte. Sie sind mit Sensoren ausgestattet, die mit einer Reichweite von mehreren hundert Metern die Umgebung nach Laser- oder Radarstrahlen absuchen. Das Gerät gibt dann ein optisches oder akustisches Signal ab, wenn sich eine Radarfalle in der Nähe befindet. Der Warner ist entweder außen am Auto oder im Fahrzeuginnenraum installiert. Trotzdem funktioniert das nicht immer. Sind die Induktionsstreifen oder Lichtschranken der Blitzer im Asphalt versenkt, reagiert das Gerät nicht. Daneben gibt es GPS-basierte Radarwarner, in deren Datenbank die Koordinaten von Blitzern als Points of Interest (POI) abgespeichert sind. Näherst du dich einem Blitzer, meldet sich das Gerät mit einem Warnton.
- Blitzer-App: Durch die Installation einer App kannst du dich mit dem Smartphone vor einem Blitzer warnen lassen. Hier sind ebenfalls die Die Apps arbeiten ebenfalls mit GPS und Datenbanken aus dem Internet, in denen die bundesweit rund 3.500 stationären Anlagen vermerkt sind. Die Anbieter halten sie ständig auf dem neusten Stand. Teilweise werden die Datenbanken auch mit aktuellen Radarfallen gespeist, die Nutzer über die App melden. Anspruch auf Vollständigkeit besteht aber nicht. Die Anwendung zeigt in der Regel das erlaubte Tempo und die Entfernung zum Blitzer an, sodass du die Möglichkeit hast, die Geschwindigkeit anzupassen. Zusätzlich ertönt ein Warnsignal. Blitzer-Apps sind nicht unbedingt kostenfrei, für einige ist ein Abo nötig, das im Schnitt um die zehn Euro kostet.
- Navi mit Radarwarner: In der Navigationssoftware können Blitzer als POI angezeigt werden. Die entsprechenden Daten können von der Webseite der Hersteller heruntergeladen werden, teils sind sie schon von Werk an installiert. Die Hersteller sichern sich natürlich rechtlich ab, mit einem Hinweis auf die Gesetzeslage. Die Nutzung läuft auf eigene Gefahr und Autofahrer müssen explizit zustimmen, damit die Software aktiv wird. Dann wird durch ein Symbol auf der Karte und einen Signalton der Fahrer auf den nahenden Blitzer hingewiesen. Auf den Karten sind allerdings nur stationäre Radarfallen vermerkt. Selbst mit einem installierten Radarwarnsystem ist ein Navigationsgerät in erster Linie zur Routenführung während der Fahrt gedacht. Verboten ist demnach nicht die Nutzung des Gerätes selbst, sondern die Software zur Radarwarnung. Wirst du damit bei einer Verkehrskontrolle erwischt, musst du eine Strafe zahlen.
- Allgemeine Warnungen: Neben zusätzlichen Geräten kannst du auch das Auto-Radio als Radarwarner nutzen. Lokale Radiosender melden mehrmals täglich Hinweise zu Tempokontrollen, die Hörer übermitteln. Dabei handelt es sich in der Regel um temporäre Kontrollen, stationäre Anlagen kommen in Radiosendungen nicht vor. Dasselbe gilt für Infos, die unsortiert auf Facebook oder anderen sozialen Medien aufgelistet sind. Allerdings darfst du natürlich nicht während der Fahrt auf deinem Smartphone nach solchen Listen suchen. Auch besteht die Möglichkeit, dass sie dich bei der Routenplanung über stationäre Anlagen informieren.
Blitzer-Warner können teuer werden: Strafen im Inland
In Deutschland droht ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg für die Nutzung verbotener Radarwarnung während der Fahrt. Der Besitz des Gerätes fällt merkwürdigerweise nicht unter das Verbot, allerdings darfst du das Gerät nicht betriebsbereit mitführen.