Diesel immer noch teurer als Super-Benzin: Bleibt das so?
Autor: Redaktion
Deutschland, Donnerstag, 05. Mai 2022
Zwar ist der Benzinpreis mittlerweile die meiste Zeit wieder unter 2 Euro gesunken - trotzdem ist er noch hoch. Und das, obwohl der Ölpreis mittlerweile wieder fast Vorkriegsniveau erreicht hat. Woran das liegt und wie Sie trotzdem bares Geld sparen können, erfahren Sie hier.
Autofahrerinnen und Autofahrer sehen seit rund einem Monat fast täglich Spritpreise von1,90 Euro oder mehr pro Liter. Dabei ist es egal, ob man nun Super-Benzin oder Diesel tankt. Der Geschäftsführer des Verbraucherinnen und Verbraucher-Portals Clever Tanken, Steffen Bock, spricht mittlerweile sogar von den "höchsten Durchschnittspreisen, die Clever Tanken jemals ermittelt hat". Clever Tanken begann mit seinen Kraftstoff-Aufzeichnungen im Juni 2012.
Verantwortlich für diesen Preisanstieg von Öl soll nach wie vor der bewaffnete Überfall Russlands auf die Ukraine sein. In einem Zeitraum von zwei Wochen nach dem Angriff der russischen Truppen ist der Preis um rund 30 Prozent angestiegen. Denn: "Russland ist weltweit der drittgrößte Ölproduzent. Der Krieg in der Ukraine ist seit seinem Beginn daher eng verbunden mit der Angst vor russischen Lieferausfällen", erklärt Bock. Diese Angst vor Lieferausfällen beeinflusse das Verhalten an der Börse, und das wiederum die Preise an den Zapfsäulen. Seit dem Beginn des Krieges ist der Ölpreis jedoch wieder gesunken. Sogar so weit, dass er fast das Vorkriegsniveau erreicht hat. Die Preise an den Tankstellen bleiben jedoch – nach wie vor – ungebrochen hoch.
Benzinpreise so hoch wie noch nie, trotz gesunkenem Ölpreis
Dafür, dass Autofahrerinnen und Autofahrer trotz der günstigeren Ölpreise immer noch rund zwei Euro pro Liter bezahlen müssen, hat das Verbrauchermagazin eine Theorie. Es könnte sein, "dass die mineralölverarbeitende Industrie ihre Margen und damit ihre Gewinne erhöht hat", wird das Verbrauchermagazin von Agrarheute zitiert. Wegen dieses naheliegenden Verdachts hat vor einer Woche auch das Bundeskartellamt angekündigt, den Fall zu untersuchen. "Wir verfolgen diese Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit. Rohölpreise, die Abgabepreise der Raffinerien und die Preise an der Tankstelle sind in den vergangenen Wochen deutlich auseinandergelaufen", erklärte der Behördenchef Andreas Mundt. Nun solle es eine "Ad-hoc-Sektoruntersuchung mit klarem Fokus auf die Raffinerie- und Großhandelsebene" geben, um "Gründe für die jüngsten Markt- und Preisentwicklungen" zu verstehen, so Mundt weiter.
Die Bundesregierung hatte am 12. April schriftlich mitgeteilt, dass es sinnvoll sei "die Befugnisse und den Beobachtungsauftrag der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zu erweitern", damit Wettbewerbsverhältnisse, insbesondere die im Raffineriebereich, besser eingeschätzt werden könnten. Außerdem soll die Markttransparenzstelle in Zukunft zusätzlich zu den Preisen an den Tankstellen auch die Mengen, die getankt wurden, erheben dürfen. Damit könnten "die Wettbewerbsverhältnisse auf der Ebene der Tankstellen besser beurteilt werden", heißt es.
Schon jetzt habe das Kartellamt "Instrumente, um mögliche Wettbewerbsverstöße gegebenenfalls zu sanktionieren", erklärte ein Sprecher. Es sei jedoch festzuhalten, dass es im Falle der Tankkosten keinen Anfangsverdacht für kartellrechtswidriges Verhalten gebe. Laut Kartellamt betrug der Abstand des Rohölpreises und des Tankstellenpreises bei Diesel im Februar rund 40 Cent pro Liter. Dieser Preis kletterte auf rund 90 Cent im März. Nach der ersten Aprilwoche lag der Preis bei etwa 60 Cent, stieg im Anschluss aber wieder. Der aktuelle Spritpreis setzt sich zu einem Großteil über Steuern und Abgaben zusammen. Bei einem Liter Super-Benzin sind das aktuell rund 65 Cent. Bei Diesel etwa 47 Cent. Zusätzlich wird seit Jahresbeginn der CO2-Preis auf die Abgaben draufgeschlagen. Das macht etwa 5 Cent bei Super-Benzin und sechs Cent bei Diesel aus. Die restlichen Kosten sind etwa der Preis für Rohöl sowie die Kosten für den Transport, die Verarbeitung und der Gewinn für die Mineralölwirtschaft. In Deutschland kommen dann nochmal 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf.
Erdölverband erklärt, warum die Preise so hoch sind
Auf die aktuelle Preisentwicklung angesprochen erklärte der Erdölverband Fuels und Energie gegenüber dem Handelsblatt, wieso die Spritpreise so unerwartet hoch seien. "Die Mineralölwirtschaft in Deutschland hat bereits die Reduzierung von Importen an russischem Rohöl als auch an Mineralölprodukten, vorrangig Diesel, eingeleitet", heißt es in der Erklärung. Dazu komme die "hohe Nachfrage nach Heizöl", die aktuell vorherrsche. Dies sei eigentlich saisonuntypisch, "aber offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird", so ein Sprecher gegenüber dem Handelsblatt.
Buchtipp: Bruckmann Wanderführer - Entdeckertouren Fränkische SchweizMan sei jedoch zuversichtlich, dass sich der Preis auf absehbare Zeit wieder dem Vorkriegsniveau annähere. Für deinen dauerhaften Spritpreis von mehr als zwei Euro pro Liter müsste der Ölpreis auf mehr als 100 Dollar stagnieren. Daran habe auch die Ölproduzenten-Vereinigung Opec+ kein Interesse, denn damit werde Fracking wieder attraktiver, was den Preis deutlicher drücken würde, da das Angebot steigen würde.