Der große ADAC-Autotest: Tops und Flops bei verschiedenen Marken - teure Autos nicht automatisch gut
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Freitag, 27. Januar 2023
Qualitätsmängel und Rückrufaktionen gehören beim Auto oft dazu. Beides verärgert die Kundschaft. Deshalb ist es gut, dass sich der ADAC die Qualität von knapp 600 Automodellen im Check vorgenommen hat. Hier die Ergebnisse.
- Die Wellenbewegung bei der Auto-Qualität
- Gute Optik, aber schlechte Qualität
- Die Tops und Flops bei den Kleinen
- Teure Autos sind nicht unbedingt besser
- Der Takata-Effekt steckt allen noch in den Knochen
Der US-Automobilingenieur Sandy Munro, ist Tesla-Fan der ersten Stunde - und zugleich einer der härtesten Kritiker von Elon Musk. Sein Thema sind die Qualitätsmängel bei den Fahrzeugen. Seine Mängelliste bei den Tesla-Fahrzeugen ist lang: Er beanstandet die schlechte Lackierung, Mängel bei den Spaltmaßen oder Rücklichter, die nicht bündig mit der Heckklappe sind. Qualitätsprobleme haben viele Automobilhersteller. Sie zu erfassen und zu bewerten, ist nicht ganz einfach. Der ADAC hat es mit seinem Qualitäts-Autotest gewagt und kommt zu überraschenden Ergebnissen.
Die Wellenbewegung bei der Auto-Qualität
Zunächst einmal: Wie misst der ADAC überhaupt Qualität? Es geht dem Automobilclub um die Material- und die Verarbeitungsgüte bei 580 Automodellen. Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchten die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite. Das sind die acht Hauptkriterien des ADAC Autotests:
- Karosserie und Kofferraum
- Innenraum
- Komfort
- Motor und Antrieb
- Fahreigenschaften
- Sicherheit
- Umwelt
- Wirtschaftlichkeit
Die entscheidende Frage lautet: Wird die Qualität insgesamt schlechter oder besser? Keine leichte Frage, auf die der ADAC eine allgemeine Antwort will. Eine klare Aussage fällt deshalb schwer: "Die Material- und Verarbeitungsqualität ist oftmals Wellenbewegungen ausgesetzt", sagt ADAC Testingenieur Alexander Werner. "Während die Entwickler um eine bestmögliche Qualität bemüht sind, wollen die Controller selbst Centbeträge einsparen, um die Rendite zu steigern." Die Erfahrungen des Automobilclubs zeigen: Wird zu viel gespart und gibt es negative Rückmeldung, gibt es beim Nachfolgemodell einen Kurswechsel. Die Hersteller legen dann bei den Materialien und der Güte der Verarbeitung zu. Gut zu beobachten sei diese Wellenbewegung laut Werner bei den kleinen und mittleren BMW-Baureihen (1er, X1, 3er).
Gute Optik, aber schlechte Qualität
Qualität hat seinen Preis. Auch in der Automobilherstellung gilt dieser Satz. Auf diese Branche übertragen bedeutet das: Teure Autos sind in der Regel besser verarbeitet, preiswertere weniger gut. Zwei Faktoren bestimmen den Preis: die Wertigkeit der verbauten Materialien und wie präzise die Verarbeitung ist.
Das Beispiel des Toyota Aygo verdeutlicht dieses Phänomen: Noch bis April 2022 tauchte das Fahrzeug mit rund 10.000 Euro in den Preislisten auf, hat gewaltigen Kostendruck und viele Mängel auf der ganzen Linie. Der ADAC listet auf: Lackiertes Blech statt angenehmer Stoff an den Türinnenseiten, keine vor Kratzern schützende Verkleidung im Kofferraum, und der Dachhimmel wirkt wie aus einem Eierkarton gemacht. Geärgert hat die Prüfingenieure zusätzlich ein kaum verkleideter Unterboden, dem es zusätzlich an Wachs für die Konservierung fehlt. Ergebnis: Note 4,4. Der direkte Nachfolger Aygo X schlägt mit 6.000 Euro mehr zu Buche. Wer glaubte, den Mehrpreis steckt der Autobauer in eine besser Qualität, täuschte sich. Der Neue schneidet im ADAC-Qualitätstest in der Kategorie Verarbeitungs- und Materialqualität, mit fast identischen Schwächen, mit der Note 4,4 genauso schlecht ab.