Diese elf Unternehmen haben Ansprüche auf die Gasumlage angemeldet
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Mittwoch, 31. August 2022
Um die Gasumlage tobt ein heftiger Streit. Nachdem die Profiteure namentlich bekannt sind, gibt es den Vorwurf, es handele sich teilweise um Unternehmen, denen es wirtschaftlich prächtig geht und die Gewinne machen. Die Verwirrung ist groß.
- Elf Ferngas-Netzbetreiber wollen 34 Milliarden Euro
- Bei einigen Unternehmen gibt es viele offene Fragen
- Gunvor dementiert russische Verknüpfungen
- SPD, Manager und CDU verlangen Korrekturen
In der ersten Septemberwoche will die Fraktion der CDU/CSU die Gasumlage im Deutschen Bundestag zu Fall bringen. Sollte dieses Vorhaben gelingen, fällt der 34-Milliarden-Geldsegen der Gaskunden für elf Großhändler ins Wasser. Lange war unklar, welche Firmen sich hinter dem Begriff Gasimporteure versammeln. Nur Uniper war namentlich bekannt. Jetzt liegen alle Namen auf dem Tisch. Und es gibt viele ungeklärte Fragen.
Elf Ferngas-Netzbetreiber wollen 34 Milliarden Euro
Trading Hub Europe (kurz THE) hat sie bekannt gegeben, jene Firma in Ratingen und Berlin, die den Finanzausgleich bei der Gasumlage organisiert und die kaum einer kennt. Gut vor einem Jahr ging die Gesellschaft THE durch Kooperation von elf privaten Netzgesellschaften an den Start. Seit dem 1. Oktober 2021 ist die THE Marktgebietsverantwortliche für Deutschland. Das Hochdruckleitungssystem für Gas der elf Netzgesellschafter umfasst eine Gesamtlänge von rund 40.000 Kilometer und verbindet mehr als 700 nachgelagerte Netze. Die wesentlichen Aufgaben des Marktgebietsverantwortlichen liegen darin, den Betrieb des Virtuellen Handelspunktes (VHP), das Management von Bilanzkreisen und Regelenergie sowie die Bereitstellung und die Veröffentlichung von diversen Abrechnungs-, Transparenz- und Regelenergiedaten zu organisieren. Und genau diesem Unternehmen mit 100 Beschäftigten ist jetzt die Verteilung der Gasumlage von 34 Milliarden Euro anvertraut.
Insgesamt elf Firmen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind, haben nach Angaben der Ferngas-Netzbetreiber fristgerecht ihre Ansprüche angemeldet. Das sind:
- der kriselnde Energiekonzern Uniper mit Sitz in Düsseldorf
- der Leipziger Gashändler VNG
- das Versorgungsunternehmen EWE mit Sitz in Oldenburg
- SEFE in Berlin, ehemalige Gazprom-Tochter
- Wingas in Kassel, ehemalige Gazprom Tochter
- OMV Gas Marketing & Trading, die Deutschland-Tochter des österreichischen Energiekonzerns OMV
- der in öffentlicher Hand befindliche Schweizer Energiekonzern Axpo mit Sitz in Baden
- die Vitol-Gruppe in Rotterdam und Genf, ein internationales Rohstoffhandelshaus
- die Gunvor Group, ein in Nikosia auf Zypern registriertes Ölhandelsunternehmen mit Sitz in Amsterdam, Genf und Singapur
- DXT Commodities, ein internationales Handelshaus für Rohstoffe mit Sitz in Lugano
- Enet Energy, ein Unternehmen, um Erdgas nach ganz Europa zu liefern, Sitz in Lugano in der Schweiz
Der Energiekonzern RWE mit seiner Handelstochter Supply & Trading hat zwar formal Ansprüche aus der Gasumlage angemeldet. Dabei handele es sich aber nur um eine "Vorsichtsmaßnahme", sagte eine Sprecherin. Man habe derzeit nicht vor, die Umlage in Anspruch zu nehmen. "RWE ist ein finanzstarkes und robustes Unternehmen", so Markus Krebber, RWE-Vorstand im ZDF. Wenn RWE es sich anders überlegt, wären es zwölf Anwärter.
Bei einigen Unternehmen gibt es viele offene Fragen
Brauchen alle Unternehmen Geld aus der Gasumlage? Diese Frage bewegt die Politik und Expert*innen in Berlin. Und die Antworten fallen ganz unterschiedlich aus. Ein etwas genauerer Blick auf fünf der Gasgroßhändler zeigt das Problem. Da ist der Schweizer Energiehändler Axpo der auf Anfrage des Handelsblatts erklärt, dass er nur in einem geringfügigen Maße von der Gaskrise betroffen sei. Trotzdem müsse das Unternehmen "die nicht gelieferte Energie aktuell zu weitaus höheren Kosten beschaffen", um die bestehenden Verträge mit Kunden in Deutschland einhalten zu können, sagte ein Sprecher der Zeitung. Axpo-Chef Christoph Brand informiert auf der Konzerninternetseite: "Wir können ein gutes Ergebnis präsentieren. Gerade in diesen stürmischen Zeiten freut mich das umso mehr. Wir haben ein bereinigtes Betriebsergebnis von Schweizer Franken (CHF) 1.094 Millionen (Vorjahr: CHF 515 Millionen) und einen Gewinn von CHF 513 Millionen (Vorjahr: 781 Millionen) erzielt." Axpo - ein notleidendes Unternehmen? Davon kann wohl wirklich keine Rede sein.