"Anrempler", "Beschmutzer" und "falsche Touristen": Polizei erklärt, wie du dich vor Taschendiebstahl schützt
Autor: Redaktion
Lauf an der Pegnitz, Dienstag, 29. November 2022
Die Polizei hat die häufigsten Tricks von Taschendieb*innen verraten und gibt praktische Tipps zum Schutz vor dem blitzschnellen Griff in Taschen und Mäntel.
Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ist alle Jahre wieder ein schönes Adventsritual für viele Bürgerinnen und Bürger. Allerdings fühlen sich in der Menschenmenge auch Taschendiebe wohl. Obwohl es 2021 fast 11.000 Taschendiebstähle weniger gab als 2020, sollte man immer aufmerksam sein. Stets wird nur ein minimaler Prozentsatz der Fälle aufgeklärt, berichtet die Polizei in Lauf an der Pegnitz. Aber wer die Tricks der Täter*innen kennt, kann sich schützen.
Endlich ist sie da, die Zeit der Weihnachtsmärkte. Leider fühlen sich im Gedränge vor Glühwein- und Würstchenständen auch Taschendiebe wohl. Nach ihren Übergriffen verschwinden sie mit der Beute blitzschnell im unübersichtlichen Gedränge. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 83.688 Taschendiebstähle angezeigt, 2021 nur noch 72.903.
Diebstähle sind weniger geworden: Lag das an Corona?
"Die Zahl an Diebstählen mag im vergangenen Jahr sicher auch pandemiebedingt geringer gewesen sein, in diesem Jahr jedoch werden wieder mehr Menschen die Märkte besuchen. Damit nehmen auch die Tatgelegenheiten wieder zu", sagt Harald Schmidt, Kriminaloberrat und Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
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Doch es gäbe Wege, so Schmidt, sich vor den Täter*innen zu schützen. Der Kriminaloberrat empfiehlt Besuchern von Weihnachtsmärkten, sich über die vielen Tricks der Dieb*innen zu informieren. Sie tarnen sich vor allem als "Anrempler", "Beschmutzer" oder falsche Touristen.
Falsche Touristen bitten mit Stadtplan in der Hand um eine Wegbeschreibung. Während das Opfer Auskunft gibt, drängt sich zumeist ein*e Kompliz*in der*s Täters*in – vorgeblich, um besser auf die Karte sehen zu können – nah an das Opfer heran. Da es während seiner Erklärung abgelenkt ist, kann der*die Dieb*in unbemerkt in dessen Tasche fassen. Beschmutzer hingegen lassen "versehentlich" ein Getränk auf das Opfer fallen oder bekleckern es mit Ketchup oder Senf. Dann bieten die Täter freundlich an, die dreckige Jacke zu säubern – nebenbei geschieht der heimliche Griff in die Tasche.
Häufig in Form einer Diebesbande
Taschendieb*innen arbeiten meistens in Gruppen, häufig zu viert: Der*die erste beobachtet die Umgebung, der*die zweite lenkt das Opfer ab, der*die dritte stiehlt, der*die vierte schließlich nimmt die Beute an sich und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Menschenmenge. Die Kriminellen werden selten auf frischer Tat erwischt. Denn der ganze Vorgang dauert nur Sekunden – jedenfalls bei geübten Kriminellen. Bei Taschendieben handelt es sich häufig um professionelle Täter, die in ganz Europa agieren.
Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass einige Eltern nicht davor zurückscheuen, ihre Kinder als Dieb*innen loszuschicken – denn in Jungen und Mädchen sehen die Menschen keine Gefahr. 2021 waren 14,5 Prozent (512 Personen) der Tatverdächtigen unter 18 Jahre alt.
Diebstahlopfer, die ihren Verlust erst später bemerken, können normalerweise keine Täterbeschreibung mehr abgeben. So bleiben die meisten Fälle ungelöst (2021 und 2020 betrug die Aufklärungsquote an Taschendiebstählen je nur 6,3 Prozent). Wird der*die Dieb*in hingegen ertappt, aber konnte entkommen, sollte man Folgendes tun: Sich Tätermerkmale einprägen, den Notruf 110 wählen, sich um das Opfer kümmern und als Zeug*in zur Verfügung stehen. Falls der*die Dieb*in nicht rechtzeitig flüchten konnte, dürfen Bürger*innen ihn im Rahmen der sogenannten "Jedermann-Festnahme" aufhalten und später der Polizei übergeben.