Abendrot - Gutwetterbot: Welche Wettermythen sind wahr?
Autor: Annika Seidel
Deutschland, Dienstag, 20. März 2018
Wie weit ist das Gewitter entfernt, wenn es donnert? Und was besagt Tau am Morgen? Zehn Regeln und Mythen rund ums Wetter, die Sie kennen sollten.
Die Wettervorhersagen einer App oder Website ändern sich nahezu stündlich. Ein Blick in die Natur oder den Himmel kann aber viel größere Sicherheit schaffen. Neben den Wettermythen gibt es zahlreiche Regeln, wie man sich bei bestimmten Wetterlagen verhalten soll. Dazu gibt es hier einen Erklärungsversuch.
1. Wird das Wetter bei zunehmenden Mond gut und bei abnehmendem Mond schlecht?
Laut Dr. Frank Fleischmann von der Sternwarte Ebermannstadt gibt es in unserer Atmosphäre alle sechs Stunden Luftdruckschwankungen, sogenannte Gezeitenwellen. Diese sind aber viel zu gering, um das hiesige Wetter zu beeinflussen. "An der Nordseeküste hat man jedoch bis etwa 30 Kilometer ins Landesinnere, wenn Ebbe zur Mittagszeit herrscht, etwas mehr Wolken und Niederschläge", erklärt Fleischmann. Bekannterweise beeinflusst der Mond Ebbe und Flut, und in diesem Fall zu einem kleinen Teil das Wetter.
Die Mondphasen haben auf das Wetter gar allerdings keinen Einfluss, da Neumond und Vollmond sich überall auf der Erde zum gleichen Zeitpunkt ereignen. Eine lokale Wetteränderung kann mit dem Mond folglich nichts zu tun haben.
2. "Abendrot - Gutwetterbot, Morgenrot mit Regen droht" - stimmt das?
Diese alte Weisheit entspricht der Wahrheit. Denn beim Abendrot kommt nach einem meist trüben Tag noch kurz die Sonne heraus, was darauf hindeuten kann, dass die Schlechtwetterfront abzieht. Zudem sieht man, dass der Himmel in Richtung Westen wolkenfrei ist. Da der Wind in Deutschland meistens aus dem Westen kommt und der Westen zu diesem Zeitpunkt wolkenfrei ist, hat das zur Folge, dass in diesem Zeitraum keine Wolken am nächsten Tag am Himmel zu sehen sein werden. Servus-TV-Wetterexperte Andreas Jäger hat dies in seinem Buch über Wetterregeln bestätigt.
Beim Morgenrot kommt die Sonne kurzzeitig schwach zum Vorschein. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass Regen einsetzen kann. Prinzipiell spielen bei diesen Entwicklungen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle. Dazu gehört die Lufttrübung, der Wasserdampfgehalt in der Luft und der Winkel der Sonne.
3. Ist der Spruch "Morgengrau gibt Himmelblau" wahr?
Solche kurzfristigen Vorhersagen stimmen fast immer. Fallender Morgennebel verspricht verlässlich einen schönen Tag. Der Hintergrund ist simpel: Nur wenn die von der Sonne erwärmte feuchte Luft nach oben steigt, kann es zur Wolkenbildung kommen und regnen. Diplom-Meterologe Dominik Jung sieht das als eine "logische physikalische Erklärung."
4. Ist es richtig, dass man in Autos generell vor einem Blitzeinschlag geschützt ist?
Das ist glücklicherweise richtig. Die Karosse des Autos stellt einen sogenannten "Faraday'schen Käfig" dar, so dass man darin vor Blitzen geschützt ist. Michael Faraday, britischer Chemiker und Physiker, hat im 19. Jahrhundert herausgefunden, dass sich die elektrische Ladung an der Außenseite eines geladenen Leiters konzentriert. Weil der Strom an allen Seiten entlang fließt, bleibt das Innere einer Metallkiste frei von elektrischen Spannungen. Man sollte während eines Gewitters trotzdem vermeiden, im Auto Anbauteile wie den Türgriff, anzufassen.
Nach dem Prinzip des "Faraday'schen Käfigs" funktionieren auch Blitzableiter an Häusern. Eine Blitzschutzanlage ist ein extrem reduzierter Käfig: Die äußeren Kanten werden mit metallischen Streben verbunden, durch die der Blitz am Gebäude entlang in die Erde geleitet wird. So ist man im Inneren davor geschützt.
5. "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du meiden." Soll man sich so wirklich bei einem Gewitter verhalten?
Dieser bekannte Spruch stimmt nicht, da man sich unter Bäumen und auf Anhöhen während eines Gewitters auf keinen Fall aufhalten sollte. Der Blitz sucht sich zwar den höchsten Punkt, unterscheidet dabei aber nicht zwischen Buche oder Eiche. Unter einem Baum oder Mast ist man während eines Gewitters deshalb immer in Lebensgefahr.
Wird man durch ein Gewitter überrascht, sollt man nach Möglichkeit immer den tiefsten Punkt in der Umgebung aufsuchen und sich hinsetzen oder -legen und die Beine geschlossen halten. Auch aus einem See oder Pool sollte man auch dringend heraus gehen: "Wasser leitet den elektrischen Strom", erklärt Fleischmann.
6. Wie entstehen Kondensstreifen und was verraten sie?
Mal sieht man sie oft, mal sind sie nirgendswo zu sehen: Kondensstreifen. Sie entstehen durch die Kondensation von Wasserdampf an den Rußteilchen der Triebwerke eines Flugzeugs. Laut Andreas Jäger können die Streifen sogar Anzeichen auf die Wetterentwicklung geben: Wenn die Kondensstreifen am Himmel stehen bleiben und sich nicht auflösen, sei es in der Flughöhe windig und feucht. Das wiederum kündige einen Wetterumschwung in etwa 24 Stunden an.
Sind hingegen keine Kondensstreifen am Himmel zu sehen oder verblassen diese schnell, sei es in der Höhenlage trocken. Die Streifen vermischen sich deshalb mit der Umgebungsluft und verdunsten. Kann man dies am Himmel beobachten, lässt sich darauf schließen, dass es schön bleibt.