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Selb: Geplante Notaufnahme-Schließung in Oberfranken trifft auf massiven Widerstand


Autor: Ralf Welz

Selb, Montag, 30. Oktober 2023

In Selb sorgt die mögliche Schließung der Krankenhaus-Notaufnahme für gehörigen Widerstand. In einer Petition haben sich bislang über 5000 Menschen gegen diesen Schritt ausgesprochen. Der Initiator der Aktion warnt vor weitreichenden Versorgungsengpässen.
In der Bevölkerung regt sich große Gegenwehr gegen den befürchteten Wegfall der Notaufnahme am Selber Krankenhaus.


  • Klinikum Fichtelgebirge stellt sich neu auf - "bedeutsame strategische Entscheidung"
  • Krankenhaus in Selb künftig ohne Notaufnahme? Standort wird ambulanter Medizincampus
  • Bürger protestieren gegen Wegfall von Notversorgung - Tausende unterzeichnen Petition 

Das Krankenhaus in Selb (Landkreis Wunsiedel) steht in Zukunft womöglich ohne Notaufnahme da. Das Klinikum Fichtelgebirge will seinen Selber Standort in einen ambulanten Medizincampus umwandeln. Der geplante Schritt ist Teil des vor Kurzem beschlossenen Zukunfts- und Standortskonzepts der Einrichtung. Aufseiten der Bürger regt sich allerdings erheblicher Unmut gegen die Pläne. Mit einer Unterschriftenaktion soll verhindert werden, dass die Notversorgung in Selb eingestellt wird. 

Krankenhaus Selb wird Medizincampus - Notaufnahme fällt wohl Umstrukturierung zum Opfer

Die beiden Häuser des Klinikums Fichtelgebirge befinden sich in Marktredwitz und Selb. "Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket will das Klinikum vor allem den inflationsbedingt immens gestiegenen Betriebskosten entgegentreten", heißt es in einer Ende September veröffentlichten Pressemitteilung des Klinikums Fichtelgebirge. Darin ist von einer "bedeutsamen strategischen Entscheidung" die Rede.

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Das Zukunftskonzept sehe insgesamt 35 Maßnahmen vor, von denen einige bereits angelaufen seien. "Die aber wohl einschneidendste Maßnahme ist die Entwicklung des Standorts Selb zum ambulanten Medizincampus", hält das Klinikum fest. Der beschlossene Weg sieht im Gegenzug eine Zentralisierung der stationären Versorgung am Klinikum Marktredwitz vor. "Hier lag der Schwerpunkt ohnehin schon in Marktredwitz", heißt es vonseiten des Klinikums. Um den "steigenden Anforderungen an die medizinische Versorgung" gerecht zu werden und den Patienten ein "umfassendes Spektrum an Behandlungsoptionen" anzubieten, will das Klinikum Fichtelgebirge seine Fachabteilungen weiter ausbauen. 

In Selb soll indes ein Medizincampus mit ambulantem Schwerpunkt entstehen. "Ambulante Behandlungen sind ein Wachstumsmarkt, ein Feld, das seit Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und auch von Patienten geschätzt und gerne in Anspruch genommen wird", wird Vorstand Alexander Meyer in der Mitteilung zitiert. Für das neue medizinische Versorgungszentrum ist demnach die Verlagerung zusätzlicher Fachrichtungen nach Selb geplant. "Neben einem Ärztehaus wird das Klinikum seine ambulanten Operationen in Selb konzentrieren, was ebenfalls eine fachliche Erweiterung des bisherigen Angebots darstellt", kündigt das Klinikum an.

Selber kämpfen für Erhalt von Notaufnahme - Initiator von Petition warnt vor "Versorgungsengpässen"

In der Selber Bevölkerung regt sich derweil große Gegenwehr gegen das Vorhaben. Entscheidender Punkt ist hierbei die befürchtete Schließung der bisherigen Notaufnahme des Selber Krankenhauses. Mit einer ins Leben gerufenen Petition soll der Wegfall der Notversorgung abgewendet werden. Die Protestaktion haben bislang bereits 5779 Menschen unterzeichnet (Stand: 30.10.2023). Die gesammelten Unterschriften sollen dem Verwaltungsrat des Klinikums Fichtelgebirge vorgelegt werden. 

"Für die Bürger der Stadt Selb mit umliegenden Gemeinden würde im Notfall eine mindestens 20-minütige Fahrt zur nächsten Notfallaufnahme zukommen", heißt es in der Beschreibung der Onlinepetition. Der Initiator der Unterschriftenaktion befürchtet zugleich "Versorgungsengpässe" über den Landkreis Wunsiedel hinaus. Notärzte und Rettungsfahrzeuge wären laut seiner Darstellung künftig rund 2000 Stunden pro Jahr im Einsatz. 

"Wir sind Oberzentrum und eine moderne Hochschulstadt, verfügen über große mittelständische Betriebe und handwerkliche Produktionsstätten", heißt es in der Petition für den Erhalt der Selber Notaufnahme weiter. "Auch dafür ist eine 24-Stunden-Notaufnahme und -Versorgung vor Ort unumgänglich." Weitere Nachrichten aus Wunsiedel und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.