Marktredwitz: Stammtischler verlieren nach Schließung ihre Dorfkneipe - und wollen sie jetzt kaufen
Autor: Isabel Schaffner
Marktredwitz, Samstag, 07. Januar 2023
Nach der Schließung im Oktober 2022 trauern die Stammtischler aus einem Ortsteil von Marktredwitz um ihre Kneipe. Doch unter dem Motto "Mogst a Bier, dann investier!" entscheiden sie sich, mit einem großen Projekt selbst aktiv zu werden.
- Gaststätte "Im Winkel" in Marktredwitz schloss im Oktober 2022
- Stammtisch "Die Durchblicker" verliert öffentlichen Treffpunkt
- Besondere Idee: Kneipe soll gekauft werden
- Welche Herausforderungen bevorstehen
Fast 50 Jahre lang konnte sich der Stammtisch "Die Durchblicker" aus Wölsauerhammer, einem Ortsteil von Marktredwitz, auf seine Dorfkneipe "Im Winkel" verlassen. Der Oktober 2022 wurde schließlich zum bitteren Monat, als die Wirtin Gabriele Marth nach 20 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufhörte. Doch den Verlust möchten die Stammtischler nicht akzeptieren. Sie wollen ihre Kneipe unter dem Motto "Mogst a Bier, dann investier!" einfach selbst kaufen.
Markredwitzer Stammtisch will seine Kneipe retten - so soll es klappen
Es sei wie ein zweites Wohnzimmer gewesen, der Stammtisch blicke auf viele schöne Veranstaltungen im "Winkel" zurück. Laut Mitglied Jürgen Bayer habe die Gaststätte auch viele Stammgäste aus dem Umkreis angezogen. Die Schließung sei Teil eines traurigen, verbreiteten Phänomens. "Uns fehlen Gaststätten. In Marktredwitz gibt es nur drei bürgerliche Gaststätten, wo man einfach mal ein Bier trinken und sich austauschen kann. Das kann man sich nicht vorstellen." Der Stammtisch wünsche sich einen öffentlichen Treffpunkt zurück - eben eine klassische Kneipe und kein Dorfhaus.
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Ihr Glück nimmt die Gruppe daher jetzt selbst in die Hand. Das Ziel des "Hammer" Projekts: "Den Schank- und Bewirtungsbetrieb baldmöglichst wieder aufnehmen. Wir wünschen uns unsere Dorfkneipe zurück so wie sie war - nur besser." So heißt es auf einer eigens erstellten Webseite.
Im Rahmen einer Bürgergenossenschaft wolle man die Kneipe erwerben, nachdem die Stadt diese der Brauerei Nothhaft als Nocheigentümerin abgekauft habe, erklärt Mitinitiator Bayer. Diese habe schon positive Zeichen gesendet und Mitte Januar sei ein Treffen mit Oberbürgermeister Oliver Weigel (CSU) geplant. "Ich bin zuversichtlich, dass das was wird", sagt Bayer.
Sechsstelliger Betrag für Rettung von Dorfkneipe nötig - Stammtisch hat ambitionierte Pläne
Doch alles stehe und falle mit den Mitgliedern der Genossenschaft. Das Kapital belaufe sich für Sanierung und Kaufpreis auf einen sechsstelligen Betrag, heißt es auf der Webseite. Mindestens 200 Mitstreiter seien nötig. Ein Anteil betrage 500 Euro. Eintragungen - sogar aus Berlin - gebe es schon, berichtet Bayer.
Zentrale Baustelle bei der Sanierung werde die Küche, die beispielsweise über keine professionelle Spüle verfüge. Ein neuer Herd und Kühlraum seien ebenfalls nötig. Auch solle die Kneipe barrierefrei werden.