Klinikum Fichtelgebirge schließt Notaufnahme in Selb - trotz massiver Proteste
Autor: Ralf Welz
Selb, Donnerstag, 27. Juni 2024
Das Klinikum Fichtelgebirge macht seine Notaufnahme in Selb dauerhaft zu. Schluss ist schon in wenigen Tagen. Auch fast alle stationären Stationen des Krankenhauses werden im Zuge einer Umstrukturierung geschlossen.
Das Kämpfen sollte letzten Endes vergeblich sein: Schon in wenigen Tagen gibt es in Selb keine Notaufnahme mehr. Vonseiten der Bevölkerung war der Schritt bereits seit Längerem befürchtet worden. Bereits im Herbst vergangenen Jahres protestieren viele Bürger gegen den Wegfall - Tausende unterzeichneten eine Petition zum Erhalt der Notversorgung. Der Initiator der Aktion warnte vor weitreichenden Versorgungsengpässen in der Region.
Wenige Wochen zuvor hatte das Klinikum Fichtelgebirge angekündigt, seinen Standort in der oberfränkischen Porzellanstadt in einen ambulanten Medizincampus umzuwandeln. Diese Vorhaben wird nun zeitnah in die Tat umgesetzt. "Es ist so weit", halten die Krankenhausbetreiber in einer in dieser Woche veröffentlichten Meldung fest. Wörtlich ist darin von "wichtigen Veränderungen" am Standort Selb die Rede. "Nach großen Anstrengungen eröffnet am 1. Juli 2024 das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Campus Selb mit den Fachbereichen 'Hausärztliche internistische Versorgung' und 'Gynäkologie'", kündigt das Klinikum an. Ein weiterer Ausbau sei vorgesehen.
Klinikum Fichtelgebirge schließt Notaufnahme in Selb - Standort ist fortan Medizincampus
Termine für das MVZ können bereits telefonisch zwischen 8 und 13 Uhr unter 09287 971-6121 sowie online über die Webseite des Hauses vereinbart werden. Durch die Inbetriebnahme des Medizincampus ergeben sich vor gleich mehrere Änderungen. Eine davon ist die Umwandlung der bisherigen physikalischen Therapie in eine ambulante Physiotherapie. Dadurch gelinge "ab sofort eine verstärkte Öffnung des Angebots für Patienten, die nicht Patienten des Klinikums sind", heißt es in der Verlautbarung des Klinikums Fichtelgebirge.
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Die Notaufnahme werde - wie geplant - ab dem 1. Juli "zentral in Marktredwitz konzentriert". Auch die stationäre Patientenversorgung fällt weg - einzige Ausnahme ist demnach die Akutgeriatrie. Die schrittweise Reduzierung des Angebots der Notaufnahme in Selb sei bereits seit dem 1. April in Gange. "Patienten werden seitdem systematisch nach Marktredwitz umgeleitet und dort teilweise auch schon in den neuen erweiterten Räumen der vergrößerten Notaufnahme behandelt", berichtet die Einrichtung.
Das Krankenhaus weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für dringende medizinische Anliegen außerhalb der regulären Sprechzeiten auch der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern unter der Telefonnummer 116 117 zur Verfügung stehe. "Alle Anliegen, mit denen man normalerweise zum Hausarzt gehen würde, sind Fälle für den Bereitschaftsdienst", erklärt das Klinikum.
"Immens gestiegene Betriebskosten" - Notaufnahme fällt Umstrukturierung zum Opfer
Die beiden Häuser des Klinikums Fichtelgebirge befinden sich in Marktredwitz und Selb. "Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket will das Klinikum vor allem den inflationsbedingt immens gestiegenen Betriebskosten entgegentreten", hieß es Ende September 2023 in der ursprünglichen Pressemeldung des Krankenhauses. Die Rede war darin von einer "bedeutsamen strategischen Entscheidung", die getroffen worden sei.
Aus Patientensicht fällt der Umstrukturierung nun die Notaufnahme am Standort Selb zum Opfer. Welche Änderungen sich durch die Maßnahme für das Gesundheitssystem im Landkreis Wunsiedel ergeben, wird derweil die Zukunft zeigen.