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BHS Tabletop macht Standort Schönwald dicht - "rabenschwarzer Tag"


Autor: Ralf Welz

Schönwald, Mittwoch, 19. November 2025

Die ursprüngliche Fabrik wurde vor fast 150 Jahren gegründet. Nun steht die Stilllegung des traditionsreichen Produktionsstandorts fest. Für die Beschäftigten sei der "Worst Case" eingetreten, erklärt eine Gewerkschafterin.
Im Rahmen der Neuausrichtung ist geplant, die Fertigung am BHS-Standort Schönwald bis spätestens Ende 2027 geordnet einzustellen.


Die Firma BHS Tabletop hat angekündigt, ihren Standort im oberfränkischen Schönwald (Landkreis Wunsiedel) bis Ende 2027 zu schließen. Die Maßnahme ist Teil einer strategischen Neuausrichtung, bei der die Fertigung des traditionsreichen Porzellanherstellers nach Weiden und die Logistik nach Selb verlagert werden sollen. Laut CEO Gernot Mang ist dieser Schritt notwendig, um die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern. Die Gewerkschaft IGBCE reagierte tief betroffen auf die Entscheidung und bezeichnete sie als einen "rabenschwarzen Tag" für die Region.

Die Wurzeln des Standorts Schönwald liegen im Jahr 1879. Vor Ort werden Porzellanwaren für den professionellen Einsatz in Gastronomie und Hotellerie produziert. Mit dem beschlossenen Aus der geschichtsträchtigen Porzellanfabrik geht ein entsprechender Stellenabbau einher. 

BHS tabletop AG: Porzellanhersteller schließt Standort in Schönwald 

Die BHS tabletop AG hat eine umfassende Neuausrichtung angekündigt, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das Unternehmen reagiert damit auf steigende Standortkosten, komplexe interne Prozesse und stagnierende Märkte. Ziel der Maßnahmen ist eine Verbesserung der operativen Leistung, die Schaffung einer soliden finanziellen Basis sowie die Erschließung neuer Wachstumsfelder. "Ohne strukturelle Anpassungen wäre die Handlungsfähigkeit gefährdet", heißt es in einer am Dienstag (18. November 2025) veröffentlichten Pressemitteilung.

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"Wenn wir diesen Weg gemeinsam gehen, hat BHS tabletop eine Zukunft in Deutschland, in Bayern, hier in der Region", wird CEO Mang in der Verlautbarung zitiert. "In diesem Sinne verstehe ich die Neuausrichtung als gemeinsames, verantwortungsvolles Projekt, das kurzfristig zwar schwierige Einschnitte mit sich bringt, aber mittelfristig Stabilität und Wachstum schafft."

Im Rahmen der Neuausrichtung ist geplant, die Fertigung am Standort Schönwald bis spätestens Ende 2027 geordnet einzustellen. Parallel dazu soll der Standort Weiden schrittweise zu einem zentralen Kompetenzzentrum für automatisierte Porzellanherstellung ausgebaut werden. "Die Produktion soll perspektivisch auf eine der modernsten Fertigungslinien Europas konzentriert werden", kündigt der Porzellanriese an. Die bestehende hochautomatisierte Logistik in Selb bleibt erhalten - sie gewährleiste kurze Transportwege zwischen den Standorten.

"Rabenschwarzer Tag": Gewerkschafterin spricht von "hartem Einschnitt für viele Familien"

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) hat derweil mit großer Betroffenheit auf die Entscheidung des Vorstands der BHS tabletop AG reagiert, den Produktionsstandort Schönwald stillzulegen. Nach Angaben der Gewerkschaft bedeutet dies das Ende der Porzellanproduktion am Standort - "ein Schritt mit
gravierenden Folgen für die Beschäftigten und die gesamte Region", wie die IGBCE Nordostbayern in einem Pressestatement festhält. Die stellvertretende Bezirksleiterin Iris Schopper bezeichnete die Entscheidung als "Worst Case" für die Belegschaft.

Viele Mitarbeiter verlören damit ihre berufliche Perspektive, obwohl sie dem Unternehmen über Jahrzehnte hinweg loyal verbunden gewesen seien. Die Stilllegung des Standorts erfolge auf Grundlage einer unternehmerischen Entscheidung. Die Produktion solle künftig am Standort Weiden konzentriert werden, der dadurch gestärkt werde. Für den bevorstehenden Prozess der Standortschließung gelten die Regelungen des Betriebsverfassungsgesetzes. In diesem Zusammenhang werden Arbeitgeber und Betriebsrat einen Interessenausgleich sowie einen Sozialplan verhandeln. Die Gespräche dazu beginnen am Donnerstag (20. November 2025).

Der Interessenausgleich soll den Ablauf und den Zeitpunkt der Verlagerung regeln, während der Sozialplan Abfindungen vorsieht, um die Auswirkungen des Arbeitsplatzverlustes abzufedern. "Es ist ein rabenschwarzer Tag in der Unternehmensgeschichte der BHS tabletop AG", wird Iris Schopper in der Mitteilung der Gewerkschaft zitiert. Die IGBCE kündigte an, den Betriebsrat während des gesamten Prozesses zu unterstützen. Auf die Frage, ob es noch Stellschrauben gebe, um den Standort in Schönwald zu retten, habe CEO Gernot Mang klar mit "Nein" beantwortet, berichtet die Gewerkschaft. "Das ist ein harter Einschnitt für viele Familien und die Region", konstatiert Schopper.

Unternehmen kündigt "verantwortungsvolle Anpassung der Belegschaft" an

Teile des BHS-Sortiments sowie der Dekoration werden künftig durch internationale Partnerschaften ergänzt, wobei der Qualitätsstandard "Developed in Germany" maßgeblich erhalten bleibe. "Das gilt besonders für die Premiumsortimente, die weiterhin vollständig in Deutschland produziert werden", heißt es in der Firmenmitteilung des Porzellanproduzenten. Das Unternehmen setzt künftig auf den Ausbau der Marke "Heart & Soul" für preissensible Kundengruppen und plant eine Offensive im Premium-Segment mit verstärktem internationalen Vertrieb. Zusätzlich investiert das Unternehmen in die digitale Vermarktung.

BHS tabletop plant - im Wesentlichen aufgrund der Produktionsverlagerung - bis spätestens Ende 2027 "eine verantwortungsvolle Anpassung der Belegschaft", wie es in der Mitteilung wörtlich heißt. Um Beschäftigungsperspektiven innerhalb der neuen Struktur zu ermöglichen, erfolge die Maßnahme in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat. Wie viele Arbeitsplätze von der Schließung in Schönwald betroffen sind, geht es aus der Verlautbarung nicht hervor.

Finanziell sei die Neuausrichtung solide hinterlegt. Nach Unternehmensangaben wird die Umsetzung eng von Gesellschaftern und Finanzierern begleitet. "Wir sind aktuell in einer Situation, in der wir uns aus eigener Kraft stabil zukunftsfähig aufstellen können", erklärt Gernot Mang. "Unsere Strategie ist einschneidend, aber sorgfältig durchdacht", so der Vorstandsvorsitzende.

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