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Würzburg: Falsche Wölfin abgeschossen - mehrere Strafanzeigen gestellt


Autor: Agentur dpa, Redaktion

Würzburg, Mittwoch, 18. Sept. 2024

In Unterfranken hatte ein Wolf mehrere Schafe gerissen. Schließlich wurde ein verdächtiges Raubtier geschossen - was sich jedoch als Fehler herausstellte. Nun droht ein juristisches Nachspiel.
In Unterfranken soll eine Wölfin mehrere Schafe gerissen haben. Es wurde jedoch das falsche Tier abgeschossen - es droht ein juristisches Nachspiel.


Update vom 18.09.2024: Nach Abschuss von falscher Wölfin - juristisches Nachspiel droht

Ein schwerwiegender Fehler: Der von Behörden angeordnete Abschuss einer Wölfin in Unterfranken beschäftigt nun das Verwaltungsgericht in Würzburg. Dort seien zwei Klagen von Naturschutzverbänden gegen die Bezirksregierung von Unterfranken eingegangen, teilte ein Gerichtssprecher auf Anfrage mit. Diese habe vier Wochen Zeit, um dazu Stellung zu nehmen. Wie lange das Verfahren dauern könnte, sei derzeit nicht absehbar. 

Die Wölfin war am 26. August in der Hohen Röhn getötet worden. Es war das erste Mal seit Jahren, dass in Bayern ein Wolf auf behördliche Anordnung abgeschossen worden war. Allerdings wurde dabei nicht das Tier erwischt, das mehrere Schafe gerissen haben soll. Es stellte sich heraus, dass dafür eine andere Wölfin und ein Wolf verantwortlich waren. 

Nach Wolfsabschuss - Natur- und Tierschützer mit Klage

Aus Sicht des Vereins Naturschutzinitiative war der Abschuss der Wölfin und das Vorgehen der Regierung von Unterfranken rechtswidrig. Freitag vergangener Woche reichte sie deshalb eigenen Angaben nach Klage beim Verwaltungsgericht in Würzburg ein. Am selben Tag ging laut Gericht auch eine Klage des Vereins Freundeskreis freilebender Wölfe ein.

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Die Tierrechtsorganisation Peta reichte außerdem Strafanzeige gegen den Jäger bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg ein. Zuständig ist aber die Staatsanwaltschaft Schweinfurt, an die das Verfahren nun abgegeben werden soll. Bei dieser sei bereits eine weitere Strafanzeige vom Verein Wolfsschutz Deutschland eingegangen, teilte ein Sprecher mit. Diese sei gegen "den Regierungspräsidenten sowie Ausführende" wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Tierschutzgesetz gerichtet. 

Der Abschuss von Wölfen in Bayern und Deutschland ist umstritten. Der Freistaat hatte erst kürzlich eine Wolfsverordnung erlassen, die den Abschuss der Raubtiere erleichtern sollte. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte diesen aber kurz darauf wegen eines Formfehlers kassiert. 

Ursprungsmeldung vom 09.09.2024: Wölfin in Franken abgeschossen - doch es war das falsche Tier

Schwerer Fehler: Erstmals seit mehreren Jahren ist in Bayern wieder ein Wolf auf behördliche Anordnung abgeschossen worden - wie sich herausstellte, war es allerdings das falsche Tier. Bei der am 26. August getöteten Wölfin handele es sich nicht um das Tier, das für das Reißen von mehreren Schafen in den Tagen und auch noch in der Nacht vor dem Abschuss verantwortlich gemacht wurde, teilte die Bezirksregierung von Unterfranken mit. 

Aber auch die "richtige" Wölfin, die bei mehreren Ereignissen Nutztiere gerissen haben soll, wäre die falsche gewesen. Denn inzwischen ist klar: Die sechs toten und vier verletzten Schafe in der Nacht zum 26. August hat ein männlicher Wolf angegriffen. Das hätten genetische Tests ergeben, wie die Regierung weiter mitteilte. Auf das Konto der gesuchten Wölfin gingen aber andere Nutztierrisse aus der Vergangenheit. Beide Übeltäter sind somit auf freiem Fuß. 

Falsche Wölfin geschossen - zwei Übeltäter weiterhin auf freiem Fuß

Der Wolf ist auch nicht, wie zunächst angenommen, durch den Herdenschutzzaun in die Schafherde eingedrungen. Vielmehr hätten die Schafe den Schutzzaun ihrerseits durchbrochen und seien dann dem Wolf schutzlos ausgeliefert gewesen. Ob die Nähe des Raubtieres zur Beunruhigung der Schafe geführt habe, sei nicht klar.

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Ein am 1. August erlassener Ausnahmebescheid zum Abschuss der Wölfin habe sich nun erledigt. Das weitere Vorgehen müsse geprüft werden, hieß es von der Bezirksregierung weiter. Die Behörde hatte grünes Licht für den Abschuss gegeben, weil es in der Region zwischen Anfang Juni und Ende Juli zu einer Reihe "von Übergriffen auf durch mit Herdenschutzmaßnahmen gesicherte Weidetiere" gekommen war.

Der Abschuss von Wölfen ist in Bayern ein Streitthema - vom Stammtisch bis ins Parlament. Die Frage, in welchen Fällen man Wölfe in Bayern abschießen dürfen sollte, hatte zuletzt immer wieder für Streit zwischen Bundesregierung, bayerischen Behörden und Naturschützern gesorgt - teils auch vor Gericht. Eine Wolfsverordnung hatte von Mai an den Abschuss der Tiere im Freistaat erleichtert - war im Juli durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wegen eines Formfehlers aber wieder kassiert worden. Eine Neuauflage ist im Entwurfsstadium.

In der Rhön war die Sorge wegen Wolfsangriffen auf Nutztiere zuletzt noch einmal gewachsen. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), hatte erst vor wenigen Wochen in einem Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) gefordert, den Schutzstatus für Wölfe abzusenken. 

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