Viel Wirbel um Dresscode an Würzburger Gymnasium
Autor: Regina Urbon
Würzburg, Dienstag, 26. Mai 2015
Seit Anfang Mai gilt im Deutschhaus-Gymnasium in Würzburg ein Dresscode. Die Schulleitung des Gymnasiums betont, dass die Schüler die Kleiderordnung mittragen. Im Netz und in diversen Pressemeldungen wird der Dresscode indes scharf kritisiert und diskutiert.
Im Deutschhaus-Gymnasium gehen über 1100 Schüler ein und aus, nichts ist zu bemerken von einer Spannung unter den Schülern und Lehrkräften wegen des neuen Dresscodes, der seit 1. Mai gilt. Einige junge Frauen laufen ungezwungen in kurzen Höschen, den Hotpants - darunter allerdings tragen sie eine Strumpfhose. Ganz anders stellt sich das Thema "Dresscode" im Internet und in diversen Pressemeldungen dar: Der Dresscode, eine Art Benimmregel für die Kleidung, wird scharf kritisiert und diskutiert.
Dass Hotpants im Deutschhaus verboten sind, stimmt nur bedingt.
Eine Regel des Dresscodes lautet: "Beim Tragen eines Rockes oder einer kurzen Hose solltest du darauf achten, dass du dich unbeschwert bücken oder hinsetzen kannst, ohne zu tiefe Einblicke zu gewähren!" Oder: "Auch wenn dein Bauchnabel ein echter Hingucker ist, solltest du ihn nicht der Schulöffentlichkeit präsentieren!"
Kappen im Unterricht sind nicht erwünscht, tief ausgeschnittene sogenannte Tanktops, die die Brustwarzen freilegen, ebenso wenig; und T-Shirts mit rassistischen, sexistischen oder politischen Botschaften gelten ebenfalls als "No Go" - geht gar nicht.
"Der Dresscode muss weg" nennt sich eine Facebook-Aktionsgruppe, auf deren Seite sich Schüler anonym äußern. Hier heißt es: "Es gibt eine erhebliche Anzahl von uns, die den Dresscode unsinnig und überflüssig findet oder ihn sogar offen ablehnt und bekämpft. Wir glauben, dass die Hauptintention vor allem auf eine Gängelung von offenen und alternativen Kleidungs- oder Lebensformen abzielt." Sie bemängeln den Zwang, im Zweifelsfall Schulkleidung überziehen zu müssen, die sie aus dem Sekretariat erhalten und gewaschen und gebügelt wieder zurückgeben müssen.
Besser miteinander reden
Die Jungen Liberalen wenden sich "gegen jede Form von Dresscode". "Besser als ein Zwang, sich umzuziehen und Strafsanktionen wäre ein persönliches Gespräch", sagt ihr Kreisvorsitzender Florian Kuhl. Die Grüne Franziska Mack, Beisitzerin im Landesvorstand der Grünen Jugend Bayern, kritisiert: "Die von der Schulleitung aufgestellten Sanktionen haben keinerlei pädagogischen Nutzen." Die Art der Sanktion sei "absolut herabwürdigend". Matthias Ernst, Sprecher der Grünen Jugend Bayern: "Der Dresscode am Deutschhaus-Gymnasium ist keineswegs demokratisch legitimiert!" Das jedoch erklärt Schulleiter Norbert Baur gemeinsam mit Lehrerin Mariette Walk, die Mitglied in der Schulleitung ist, und Schülersprecherin Blanka Fehn.
Der Wunsch nach einer solchen Kleiderordnung sei aus der Klassenelternversammlung gekommen, nach Gesprächen zum Thema, aber ohne aktuellen Vorfall. Der Dresscode sei in Zusammenarbeit mit Schülern und Lehrern entstanden. Fürs Vorbereitungsteam hätten sich pro Klasse zwei Schüler beteiligt.
Orientierungshilfe
Das Ganze sei als Sensibilisierung und Orientierung gedacht. Nur bei groben Verstößen werde ein Schüler angehalten: "Das Gespräch ist immer erste Wahl", so Walk. Sie würde eine pädagogische, individuell angepasste Lösung suchen. Bisher sei aber keine Situation entstanden, die das nötig gemacht hätte.
Die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken, Monika Zeyer-Müller, erklärt, dass etwas wie der Dresscode zu den Dingen gehöre, "die die Schulen für sich anwenden". Einige hätten Ähnliches in ihrer Hausordnung, "aber nicht so direkt". Sie wisse derzeit kein anderes Gymnasium in Unterfranken, das sich einen solchen ausgesprochenen Dresscode gegeben hätte.
Kurz vor Mitternacht postete am Montag das Aktionsbündnis "Der Dresscode muss weg" das Ergebnis eines Treffs mit der Schulleitung: "Herr Baur war gegenüber uns sehr aufgeschlossen und kooperativ und hat deutlich gemacht, dass er trotz anderslautender Ankündigung auf den bekannten Zetteln niemanden dazu zwingen werde, ein T-Shirt überzuziehen."

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