Aufregung wegen Hakenkreuzen: Fränkische Game-Firma veröffentlicht Computerspiel mit Nazi-Symbolen
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Giebelstadt, Mittwoch, 05. Februar 2020
Hakenkreuz und Hitlergruß: Mit ihrem Spiel "Through the Darkest of Times" möchten die Game Entwickler zeigen, dass auch in den schlimmsten Lagen Widerstand möglich ist. Durch den visuellen Stil wecken die Hersteller die Schrecken der Nazizeit auf ganz neue Weise in Erinnerung.
Gesichtslos und ultimativ böse: Wenn es in Spielen um Nazis geht, dann sind sie oft der entpersonifizierte Feind. Das zeigt zum Beispiel die " Wolfenstein-Reihe", dort soll der Spieler ohne schlechtes Gewissen die Gegner erschießen. Zwar behandelt das Indie-Spiel "Through the Darkest of Times" auch die Jahre 1933 bis 1945 - doch dabei gehen die Macher des internationalen Publishers HandyGames aus Giebelstadt einen anderen Weg.
Zunächst fällt da der visuelle Stil auf. Obwohl das Spiel eines der ersten in Deutschland ist, in denen bislang verbannte Symbole verfassungswidriger Organisationen wie Hakenkreuze und der Hitlergruß gezeigt werden. Dass auf derartige visuelle Details bei "Through the Darkest of Times" nicht verzichtet wird, hat seinen Grund.
Trotz NS-Symbolik: "Kein Leni-Riefenstahl-Spiel"
"HandyGames hätte das historische Spiel auch ohne NS-Symbolik veröffentlicht, jedoch trägt die aktuelle Version mit Hakenkreuzen zur drückenden und realistischen Atmosphäre bei. Vor allem durch die USK-12-Freigabe in Deutschland kann sich nun eine junge Zielgruppe mit der Geschichte auseinandersetzen und somit ihre eigenen Eindrücke sammeln und durch bewusste Entscheidungen im Game die Rolle einer Widerstandsgruppe erleben", erläutert HandyGames-Geschäftsführer Markus Kassulke auf Nachfrage von inFranken.de.
Eine Nazi-Ästhetik haben die Entwickler aus dem Berliner Studio Paintbucket Games gleichwohl vermieden. "Wir wollten kein Leni-Riefenstahl-Spiel sein", sagt Entwickler Sebastian Schulz. Deswegen habe man sich als Inspiration die expressionistische Kunst der Weimarer Republik genommen: Otto Dix, Käthe Kollwitz oder George Grosz. "Ein Art-Stil, den die Nazis verboten hätten", sagt Entwickler Jörg Friedrich.
Kritik von Familienministerin: "Mit Hakenkreuzen spielt man nicht"
Massive Kritik an dem Videospiel hatte es im Vorfeld von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) gegeben. Anlässlich der Computerspielmesse Gamescom in Köln sagte die Politikerin im August 2018 der Funke Mediengruppe: "Mit Hakenkreuzen spielt man nicht." Gerade in Deutschland müssten sich die Menschen "auch heute ihrer besonderen historischen Verantwortung immer bewusst sein".