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SPD-Politiker Pronold vergleicht BR mit Fernsehen in Nordkorea


Autor: Redaktion

Veitshöchheim, Mittwoch, 27. Januar 2016

Der SPD-Politiker Florian Pronold sorgt vor der TV-Sendung "Fastnacht in Franken" mit einem umstrittenen Nordkorea-Vergleich für Wirbel. Er wirft dem Bayerischen Rundfunk "Betrug am Zuschauer vor."
Florian Pronold als Superman Foto: Daniel Karmann/dpa


Wenige Tage vor der Live-Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken" am Freitag in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg) hat der bayerische SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold mit markigen Worten dem Bayerischen Rundfunk (BR) den Narhalla-Marsch geblasen: "Das nordkoreanische Fernsehen hätte es nicht besser als das Bayerische Fernsehen machen können", schrieb der Politiker auf seiner Facebook-Seite und warf dem BR "Betrug am Zuschauer" vor.

Das nordkoreanische Fernsehen hätte es nicht besser als das Bayerische Fernsehen machen können: Bei der...

Posted by Florian Pronold on Montag, 25. Januar 2016


Pronold bezog sich auf die Prunksitzung "Schwaben weißblau, hurra und helau" in Memmingen und kritisierte, dass der BR den bayerischen Justizminister Winfried Bausback (CSU) aus Aschaffenburg einfach in die Sendung hineingeschnitten habe, obwohl er gar nicht anwesend gewesen sei. Die Veranstaltungen waren am 14. und 15. Januar aufgezeichnet und am 21. Januar als Zusammenschnitt ausgestrahlt worden. Tatsächlich konnte der TV-Zuschauer bei der Überleitung zur Sendung den Eindruck gewinnen, es werde live gesendet - in vielen Fernsehzeitschriften wurde die Sause auch mit dem Zusatz "live" angekündigt.


Live gilt nur für Veitshöchheim

Bausback war am 14. Januar tatsächlich in Memmingen anwesend, Pronold einen Tag später. Es handele sich nicht um "eine Live-Sendung", so der BR in einer Stellungnahme. Vielmehr werde "Schwaben weißblau" stets "an zwei Tagen aufgezeichnet - mit jeweils gleichem Programm und gleicher Moderation, aber mit unterschiedlichem Publikum. Das wurde vorab auch so kommuniziert."

Die erste Veranstaltung sei somit keine Generalprobe, sondern ein "gleichwertiger Aufzeichnungstag. Die Sendung entsteht dann aus dem Material von beiden Tagen und beinhaltet somit auch Gäste von beiden Aufzeichnungstagen".


Ähnlich verfährt der BR bei der Aufzeichnung der "Närrischen Weinprobe" im Würzburger Hofkeller der Residenz. Dort gibt es zwei direkt aufeinanderfolgende Aufzeichnungstage mit identischem Programm, in der Regel wird der zweite Tag, an dem meist sämtliche Ehrengäste anwesend sind, später auch in leicht gekürzter Form im TV ausgestrahlt.

Anders liegt der Fall in Veitshöchheim: Dort findet am Donnerstag eine Generalprobe vor Publikum statt, am Freitag die Live-Sitzung mit Ehrengästen.

Kathrin Degmair, Leiterin des BR-Studios Franken, will sich zu den Vorwürfen Memmingen betreffend nicht äußern, schließt für ihren Verantwortungsbereich aber aus, dass Bilder vom Vortrag verwendet werden. Dies sei mittlerweile auch bei der "Närrischen Weinprobe" so, sofern dies nicht etwa eine Panne oder ein Texthänger notwendig machen würde. Das eine, so Degmair, sei eine Probe, "und da proben wir", das andere die Aufzeichnung.


Fastnacht in Franken - dieses Jahr zwei kleine Jubiläen

Unbeeindruckt von dieser Diskussion gehen in Veitshöchheim die Vorbereitungen für die 29. Ausgabe der "Fastnacht in Franken" weiter. Dabei werden zwei kleine Jubiläen gefeiert: Die Oberpfälzer Blechbläser der Altneihauser Feierwehrkapelln werden zum zehnten Mal den fränkischen Humordurst löschen, Volker Heißmann und Martin Rassau alias Waltraud & Mariechen sind zum 20. Mal dabei: "In dieser Zeit", so Heißmann, "sind viele echte Freundschaften entstanden". Veitshöchheim sei zwar "die härteste Woche im Jahr, aber jedes mal auch wieder schön".

Mit dabei sein werden auch Oti Schmelzer (Oberschwappach), Matthias Walz (Karlstadt) oder Michl Müller (Garitz). Sitzungspräsident und Stimmenimitator Bernd Händel (Nürnberg) wird am Freitag auch wieder mit einer Solonummer als Silvester Capone auf der Bühne stehen.

Wer während dieser Zeit durchs Programm führt, wollte Bernhard Schlereth, Präsident des Fastnacht-Verbandes Franken, noch nicht verraten.

Ungebrochen ist die Nachfrage: Auch in diesem Jahr gingen an die 10.000 Kartenwünsche beim Verband ein, wenige Hundert wurden ausgelost. Keine Sorgen wegen Karten müssen sich die Ehrengäste machen: Nahezu das gesamte bayerische Kabinett mit Ministerpräsident Horst Seehofer, Heimatminister Markus Söder und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an der Spitze wird dabei sein.

Zugesagt haben auch der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Mainzer Fastnachtslegende Margit Sponheimer sowie IOC-Mitglied Claudia Bokel, ehemalige Fechterin. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann wird diesmal fehlen, er weilt zu einem Dienstbesuch auf den Philippinen. Angekündigt sind auch Spitzenkräfte der Opposition, darunter der bayerische SPD-Vorsitzende Florian Pronold. Vielleicht wird er sogar im Bild zu sehen sein.

Nach wie vor ist die Live-Prunksitzung die meistgesehene Sendung des BR. Im vergangenen Jahr wurde mit deutschlandweit 3,94 Millionen Zuschauern die zweitbeste Quote in der knapp 30-jährigen Geschichte der Sendung erzielt.