So sieht die Würzburger Notschlafstelle aus - am Morgen müssen die Männer raus
Autor: Redaktion
Würzburg, Montag, 12. Februar 2024
Die Domschule Würzburg und der Förderverein Wärmestube zeigten bei einem Rundgang Hilfsmöglichkeiten für Obdachlose.
"Wie kommt man als obdachloser Mensch in Würzburg durch den Tag? An welchen Orten hält man sich auf? Wer hilft, wenn man psychisch erkrankt?" Wie die Pressestelle Ordinariat Würzburg in folgendem Pressebericht erklärt, gab es Antworten auf diese Fragen Anfang Februar bei einem Rundgang in der Reihe „AndersOrte“ unter dem Motto „obdachlos = psychisch krank?“. Eingeladen hatte die Domschule Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Wärmestube und der ökumenischen Christophorus-Gesellschaft.
„Wir haben 365 Tage im Jahr geöffnet“, erklärt Michael Thiergärtner den 40 Teilnehmenden. Er leitet die Kurzzeitübernachtung der Christophorus-Gesellschaft in der Würzburger Wallgasse, in der obdachlose Männer zwischen 18 und 22 Uhr für maximal sieben Nächte pro Monat eine von 21 vorhandenen Notschlafstellen bekommen können. Bis morgens um 7.30 Uhr.
Dann müssen sie aus den mit Betten und Stühlen spärlich möblierten Mehrbettzimmern zurück auf die Straße. Oder sie können sich bei der angeschlossenen Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose und Strafentlassene unterstützen lassen, etwa zu Leistungsansprüchen und bei der Jobsuche. Eine Beratung, die viele dringend benötigen. Laut Thiergärtner sind unter den Obdachlosen in der Kurzzeitübernachtung auch viele psychisch auffällige Menschen. Der Umgang mit ihnen sei oft herausfordernd. Nach dem Antrieb für seine oft schwierige Arbeit gefragt, antwortet der Sozialpädagoge: „Gerechtigkeit für die Menschen.“
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Randgruppen zu helfen, „die durchs Raster gefallen sind“, dem hat sich auch Schwester Simone Rollmann verschrieben. In der Elisabethstube der Erlöserschwestern auf dem neu gestalteten Klostergelände unweit des Kiliansdoms gibt sie einen Einblick in die Essensausgabe für Bedürftige. Man erreicht sie über einen großen Tordurchgang. Über eine kleine Treppe geht es hoch zur Stube. Am Eingang hängt ein Bild der heiligen Elisabeth, die die Armen speiste. „Armut hat ganz viele Gesichter“, sagt Rollmann. Montags bis samstags zwischen 10.30 und 12.30 Uhr versorgt sie mit Unterstützung von Ehrenamtlichen täglich 60 bis 70 Menschen mit einem warmen Mittagessen – dem gleichen, das auch die Schwestern essen. Das zu betonen ist der Ordensfrau wichtig.
Welche Menschen kommen in die Elisabethstube? „Einer lebt im Wald“, beantwortet Rollmann die Frage aus dem Publikum. Manche seien aus der Haft entlassen worden, Geflüchtete und Rentner, zuletzt aber auch viele junge Leute. Diese Menschen seien dankbar für „jedes Wort, jede Geste, jeden Blick“. „Wenn sie hierhin kommen, ist das ihr Stück daheim“, erklärt die Nonne. Dafür bedanken sich manche auf ihre Weise. So unterstützt eine Ukrainerin, die zunächst selbst zum Essen kam, inzwischen als Ehrenamtliche die Essensausgabe. Aber nicht für alle läuft es so gut: „Leider kommen viele auch nicht mehr hoch.“ Die Rentnerin Rita Fox ist von der Essensausgabe begeistert. „Vielleicht helfe ich da auch mal mit?“
Die dritte Station des Rundgangs liegt gut sichtbar im Herzen der Altstadt: die Stadtbücherei. Auch dort begegnet man bisweilen einem, der es „nicht mehr hoch“ schafft. Die stellvertretende Leiterin Hanna Häussler erklärt, vor welche Herausforderungen Obdach- und Wohnungslose die Besuchenden und das Personal mitunter stellen. Dabei betont sie, dass man im Falkenhaus bewusst ein „Ort für alle“ sein und niemanden ausschließen wolle. Auch ohne Bibliotheksausweis könne man sich montags bis samstags tagsüber in der Stadtbücherei aufhalten.
Den Zugang zu Informationen, schönen Sitz- und Arbeitsplätzen, Toilette und kostenlosem Wasser nutzen immer häufiger auch bedürftige Menschen. Ein Thema sei dann mitunter der „starke Geruch“ mancher Obdachloser, sagt Häussler. Manchmal helfe es, einfach zu lüften. Mitunter müsse man den- oder diejenige aber auch auf das Problem ansprechen. Das falle nicht immer leicht. Auch lautes Schnarchen oder beständige Selbstgespräche psychisch auffälliger Menschen seien manchmal ein Problem.