Druckartikel: Silvaner aus sieben Beton-Eiern

Silvaner aus sieben Beton-Eiern


Autor: Klaus Angerstein

Würzburg, Dienstag, 20. Oktober 2015

Der Ausbau des Frankenweins erfolgt in der Regel in Stahltanks oder Holzfässern. Aber nicht nur: Der Würzburger Ludwig Knoll setzt auch auf Beton-Eier und neuerdings nach antiken Vorbildern auch auf Tonamphoren .
Ludwig Knoll zieht aus einem seiner Wein-Beton-Eier eine Probe.  Foto: Matthias Hoch


Der Winzer Ludwig Knoll hat seiner neuen Weinkreation den Namen "Vinz" gegeben. Weil diesen Tropfen ein aufregender, wilder, ein wenig aufmüpfiger Charakter auszeichnet. Womit er dem 14-jährige Sohn Vincenz als Namensgeber recht nahe kommt. Meint der Vater. Das Außergewöhnliche an diesem Wein: Er reifte sowohl im Holzfass, im Stahltank wie auch in einem Beton-Ei heran. Außergewöhnlich, nahezu einzigartig. So innovativ sind in Franken nur wenige Winzer unterwegs. Unter ihnen zum Beispiel der Escherndorfer Rainer Sauer.
Ludwig Knoll hat sich für seine sieben Betoneier, die jeweils 1700 Liter fassen, in seinem Weingut in der Lage Würzburger Stein eigens einen neuen Keller gebaut. In diesen Eiern läuft die Mikrooxidation des Weins besonders sanft ab, erklärt Knoll.

Es gibt keine Ecken, keine Kanten, im Behälter bleibt die Hefe lang in der Schwebe. Knolls grundsätzliche Philosophie im Weinberg: Biodynamischer Weinbau. Flora und Fauna zum Schutz der Kulturpflanze einsetzen - keine Düngemittel. Es geht auch mit Naturprodukten wie Molkepulver, Brennessel-Jauche und dem Ackerschachtelhalm zum Schutz der Reben. Oder Kuhmist, der in ein Horn gestopft und vergraben wird. Kosmische Energie werde dabei aktiviert, der energetisch aufgeladene Kompost mit Wasser verrührt und im Weinberg ausgebracht.


Kein esoterischer Unfug

Nein, das sei kein esoterischer Unfug, versichert der diplomierte Winzer. Der Hornkiesel sorge nachweislich für ein harmonisches Wachstum, die Pflanzen würden gerade wachsen und damit auch tiefer wurzeln. Anders als beim konventionellen Anbau, erläutert Knoll.
Seine Weinberg-Philosophie hat er jetzt auch in den neuen Keller übertragen. Der ist nach oben und unten offen. Lässt kosmischen Kräften freien Lauf. Von oben fällt Tageslicht in den Keller, im Boden sind dazu fünf Weinamphoren aus Ton nach georgischem Vorbild eingegraben. Die Kräfte der Erde, kosmische Strahlen, alles kann auf Knolls Wein einwirken.

Also doch eine esoterische Spinnerei? Knoll verneint. Es gehe ihm schlicht darum, die Evolution ernst zu nehmen, der Natur auch im Weinberg ihren freien Lauf zu lassen. Der Erfolg gibt ihm Recht. Trotz der langen Hitzeperiode im Sommer gab's bei ihm dank des biodynamischen Anbaus keine Ernteeinbußen. Vom Wein aus Amphoren kann er uns noch nicht kosten lassen, wohl aber vom "Beton-Wein". Wie er schmeckt? Naja, wild, ein wenig aufmüpfig..