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Missio Würzburg schließt die Isolier-Station


Autor: Günter Flegel

Würzburg, Freitag, 08. August 2014

Ebola in Unterfranken? Das war bis Freitag ein durchaus realistisches Szenario. Denn bis gestern betrieb das Missionsärztliche Institut in Würzburg eine der wenigen Isolierstationen in Deutschland, in denen Ebola-Patienten sicher behandelt werden könnten.
Das Tropeninstitut in Würzburg kann keine Ebola-Patienten aufnehmen.  Foto: Missio


Diese Station wurde jetzt geschlossen, wie das Institut bestätigt hat. Angesichts der weiterhin unkontrollierten Ausbreitung der Ebola-Epidemie in Afrika hatten die Fachleute der Tropenklinik in Würzburg den Ernstfall durchgespielt. Bei diesem Testlauf zeigte sich, dass die technische Ausstattung der Station "nicht mehr auf dem neuesten Stand ist", so ein Sprecher von Missio. Deshalb habe man in Würzburg entschieden, im Ernstfall keine Risiko-Patienten aufzunehmen. Sie würden an die nächstgelegenen Quarantäne-Stationen weitergeleitet, die sich in Frankfurt und München befinden.

Für den Leiter des Tropeninstituts in Würzburg, August Stich, stellt sich die Lage nach dem Ausbruch von Ebola "dramatisch" dar - in Afrika, nicht aber in Europa. Das Ebola-Virus ist nach Stichs Worten "einer der tödlichsten Krankheitserreger, die wir kennen". Die Ansteckung lasse sich aber durch geeignete Maßnahmen sicher verhindern.

Dazu gehöre die Isolation der Patienten. Und genau das sei in den betroffenen Gebieten in Afrika das Hauptproblem.

Der Würzburger Professor befürchtet, dass in den afrikanischen Ebola-Gebieten das Gesundheitssystem zusammenbricht. Wegen der Bedrohung durch das Virus würden Menschen mit anderen Krankheiten schlechter versorgt, sagt Stich. In der Regenzeit habe die Malaria Hochsaison. Viele Kinder seien erkrankt, aber niemand traue sich mehr ins Krankenhaus, berichtet der Mediziner.

"Das wird wahrscheinlich noch viel mehr Menschenleben kosten als Ebola selbst.” Ohne internationale Hilfe lasse sich das Problem nicht lösen.

Laut Stich ist Aufklärung dringend notwendig, etwa im Zusammenhang mit den traditionellen Beerdigungsriten. Es sei schwer, die Menschen davon abzuhalten, ihre Toten zu waschen. An Ebola Verstorbene seien jedoch ebenso hoch ansteckend wie lebende Infizierte. Trotzdem komme es immer wieder vor, dass kranke Familienmitglieder versteckt würden oder Erkrankte untertauchen.

In Westafrika leitet die Würzburger Krankenschwester Anja Wolz den Ebola-Einsatz für die Organisation "Ärzte ohne Grenzen". Auch sie sieht in der Aufklärung der Menschen den entscheidenden Schlüssel zur Eindämmung der tödlichen Seuche.