Kassenpatienten beim Facharzt: Längste Wartezeit in Würzburg
Autor: Andreas Jungbauer
Würzburg, Sonntag, 07. Oktober 2018
Wer als Kassenpatient einen Facharzt braucht, muss deutlich länger auf einen Termin warten als privat Versicherte. Bayernweit am gravierendsten ist die Lage in Würzburg.
Kassenpatienten warten in Bayern durchschnittlich 28 Tage länger auf einen Facharzttermin als privat Versicherte - und nirgends so lange wie in Würzburg: Hier beträgt der Unterschied 40 Tage, im Raum Schweinfurt/Bad Kissingen/Haßfurt sind es 34. Dies ist das Ergebnis einer telefonischen Erhebung, die von den Grünen bundesweit veranlasst wurde.
Regionale Unterschiede
Für Bayern zeichnen die Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann (Bad Kissingen) und Dieter Janecek (München) verantwortlich. Das beauftragte Institut untersuchte im Freistaat elf Gebiete - und stieß auf große regionale Differenzen: So warten gesetzlich Versicherte in Bayreuth, Bamberg und Hof "nur" 19 Tage länger auf einen Arzttermin als privat Versicherte - der "Spitzenplatz". Immerhin sind bayernweit in 35 Prozent der angerufenen Praxen die Wartezeiten ähnlich. Vielfach müssten Kassenpatienten allerdings auch mehr als 100 Tage länger warten als Private, heißt es in der Studie. Insgesamt wurden nach den Sommerferien 460 Praxen mit sieben Fachrichtungen abtelefoniert, bei einer Abdeckungsquote zwischen 20 und 100 Prozent.
Facharztmangel
Am längsten müssen Kassenpatienten demnach in Würzburg auf einen Facharzttermin warten - nämlich 49 Tage (Privatpatienten neun Tage), mit 42 Tagen Wartezeit (privat acht Tage) landet Schweinfurt/Bad Kissingen/Haßfurt auf Negativplatz drei. Die Grünen-Abgeordnete Rottmann führt den negativen Spitzenplatz Würzburgs auf die Struktur zurück: In der Beamten- und Universitätsstadt leben deutlich mehr Privatpatienten als auf dem Land.
Weil die Privaten einem Facharzt im Schnitt das 2,5-fache an Honorar bringen, bleiben weniger Termine für gesetzlich Versicherte. Rottmann weiß aus Gesprächen vor Ort: Auf dem Land gelingt es oft kaum noch, Nachfolger für eine Praxis zu finden - nicht zuletzt wegen der schlechteren Honorierung angesichts eines hohen Anteils an Kassenpatienten. Die Grünen fordern deshalb eine Vereinheitlichung in der Ärztehonorierung und den Einstieg in eine Bürgerversicherung.
Unterschiede bei den Fachärzten
Große Unterschiede zeigt die Erhebung auch in den Fachrichtungen. Leidensfähig müssen Patienten mit einer Haut- oder Nervenerkrankung sein: Gesetzlich Versicherte bekommen beim Hautarzt oder Neurologen erst nach 59 bzw. 58 Tagen einen Termin, Privatpatienten nach elf bzw. 18 Tagen.
Auch Augenärzte sind mit 47 und 14 Wartetagen (gesetzlich und privat) gefragt. Bei einem Würzburger Augenarzt gab es für die Testanruferin als Kassenpatientin erst in 214 Tagen einen Termin, als Privatpatientin dagegen in fünf Tagen. Generell schneller geht's in HNO-Praxen und beim Kardiologen mit Wartezeiten von 14 bzw. 15 Tagen für Kassenpatienten und je sechs Tagen für Private.
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