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Die Jagd nach Naturphänomenen


Autor: Diana Fuchs

Rottendorf, Donnerstag, 14. März 2019

Er will Materie, Raum, Zeit und Geschwindigkeit in Bildern festhalten. Der Franke Florian Bleymann jagt besonders gern Gewittern nach.
Am "Kreuzberg" bei Nordheim/Main erlebte Florian Bleymann dieses beeindruckende Gewitter. Das Bild entstand aus vier Einzelfotos mit je 30 Sekunden Belichtungszeit. Bleymann


Wenn dunkle Wolkenberge anrollen, erste Blitze am Himmel zucken und der Wind immer stärker weht, suchen die meisten Menschen Schutz. Florian Bleymann sucht etwas anderes: Kamera, Stativ und Regenjacke. Der 35-jährige Hobbyfotograf und Amateur-Astronom liebt Naturphänomene. Sobald ein Gewitter in der Luft liegt, strömt Adrenalin durch Bleymanns Adern. Auch Wetterleuchten und Wasserfälle haben es dem Franken angetan. Regenbögen ebenso. Und der Sternenhimmel.

"Die Kamera-Technik hat sich in den letzten 15 Jahren unheimlich entwickelt. Eine ordentliche Ausrüstung ist auch für Laien bezahlbar geworden", sagt Bleymann. "Eigentlich muss man nur rausgehen und anfangen. Dann wird man staunen, was man sogar mit einer kleinen Kompaktkamera schon alles machen kann." Hauptsache, man kann manuell fokussieren und die Belichtungszeit einstellen.

Himmlische Begegnungen

Der Unterfranke erzählt: "Wenn ich früher irgendwo besondere Aufnahmen gesehen habe, habe ich mich immer gefragt, wie die wohl entstanden sind." Vor sechs Jahren hat er sich nicht mehr mit Fragen begnügt. Damals stieß er zu der fränkischen Amateur-Astronomengruppe "Forum Stellarum" und lernte dort, wie er sagt, "andere Verrückte" kennen. Gemeinsam blickten die Sternengucker durch ihre Teleskope nicht nur immer tiefer in den Weltraum, sondern optimierten auch die Bilder, die sie vom Blick ins All machten, technisch immer weiter.

Egal, ob kosmischer Nebel, Sonnenuntergang oder auch Gewitter: Die Panorama-Plattform auf der "Weininsel" zwischen Nordheim und Sommerach bietet mit ihrem 360-Grad-Rundblick einen guten Ausgangspunkt für "himmlische" Fotos aller Art. Florian Bleymann macht die meisten Bilder mit seiner EOS 80d, einer 24-Megapixel-Kamera, und einer modifizierten EOS 700d. "Technisch anspruchsvolle Fotografie ist etwas ganz Tolles."

Klar, dass der Unterfranke die totale Sonnenfinsternis im August 2017 in den USA live miterleben wollte. "Zwei Jahre lang habe ich die Reise im Detail vorbereitet und extra eine Wohnung mit umlaufendem Balkon gemietet, um zu jeder Zeit beste Sicht auf den Himmel zu haben." Zusammen mit seiner Frau erlebte er in Oregon die Verdunkelung der Sonne. Das "Wahnsinns-Ereignis" hielt er gleich mit mehreren Kameras fest. Auch Naturphänomene wie das Glühen der Berge im Abendlicht fotografierte er in Amerika. Grinsend erzählt er: "Insgesamt habe ich 470 Gigabyte an Rohdaten mit heimgebracht."

Einerseits plant Florian Bleymann ganz genau, was auf seinen Bildern zu sehen sein soll, "zum Beispiel die Spiegelung eines Feuerwerks im Wasser". Andererseits berechnet er aber auch ein, dass ein Großteil der Fotos Ausschussware sein wird - vor allem bei der Gewitterfotografie. "Von 300 Bildern werden vielleicht drei gut. Man weiß ja nie genau, wie und wo ein Blitz, der ein Zehntel bis ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit erreicht, zu sehen sein wird. Also macht man halt Serienaufnahmen und hofft, dass man einen Prachtkerl erwischt."

"Es gibt nichts Entspannenderes"

In der Praxis läuft das so ab: Florian Bleymann sieht per Echtzeit-Blitzkarte (lightningmaps.org) auf seinem Handy, dass sich von Luxemburg her eine Gewitterfront nähert. "Wenn sie es über Frankfurt bis zu den Mittelgebirgen, zuletzt zum Spessart, schafft, werde ich aktiv. Per WhatsApp tausche ich mich meistens mit Johannes Bader aus, einem Freund und Fotografen vom Forum Stellarum. Falls wir der Meinung sind, das könnte was werden, nehmen wir eine Anfahrt von bis zu 100 Kilometern in Kauf." Vor Ort werden Stative und Kameras in Position gebracht, die Objektive scharf gestellt und die Intervall-Auslöser angeschaltet.

Ganz ungefährlich ist das Hobby "Gewitterfotografie" nicht. Ein Blitz kann bis zu 30 Kilometer weit reichen. "Wenn eine Gewitterzelle uns erreicht, verziehen wir uns schnell ins Auto. Falls ein Blitz einschlagen sollte, schützt die Fahrzeugkarosserie uns: Sie bildet einen so genannten Faradayschen Käfig, der den elektrischen Strom ableitet." Einmal ist trotz aller Vorsicht ein Blitz mit lautem Krachen nur 200 Meter von Florian Bleymann entfernt eingeschlagen. "Vor Schreck hätt' ich fast die Kamera weggeschmissen."

Doch genau diese Urgewalt der Natur ist schließlich auch das Faszinierende. "Ich habe in den letzten Jahren viel dazugelernt in Bezug auf Wetterdynamik und Physik. Das freut mich sehr. Was mich wirklich fasziniert, ist aber, dass man eben nicht alles berechnen kann, sondern manches auch einfach nur genießen darf." In aller Ruhe und gern in guter Gesellschaft stundenlang den Himmel zu beobachten - manchmal auch vom heimischen Balkon aus -, sei das Entspannendste, was er sich vorstellen könne, sagt der Elektro-Ingenieur, der auch besondere Himmelsfärbungen, Wolkenformationen und Regenbögen mit Begeisterung auf Fotos bannt. Allein 35 Panorama-Aufnahmen doppelter Regenbögen zeugen von seiner Leidenschaft.

Manchmal muss man ihm sogar explizit verbieten, nach oben zu schauen. "Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, sagt meine Frau immer, ich soll auf die Straße und den Verkehr gucken." Mit leichtem Galgenhumor füge sie hinzu: "Der Himmel kann ruhig noch ein bisschen warten."

Zur Person

Florian Bleymann, aufgewachsen in Prappach bei Haßfurt, ist 35 Jahre alt und Elektroingenieur. Er ist seit jeher sehr an Technik interessiert und schreibt selbst Computerprogramme. Der aktive Hobbyastronom und Feuerwehrmann wohnt in Rottendorf bei Würzburg.

Nähere Infos: www.fotocommunity.de/fotograf/dreamdiverfb/2376997, www.forum-stellarum.de (Hobbystronomen-Gruppe), Anfragen: dreamdiver.fb@gmx.de

Treffen: Wer sich gerne mit Florian Bleymann oder anderen Mitgliedern des "Forum Stellarum" austauschen möchte, ist am Samstag, 30. März, zum Astronomietag an die Alte Mainbrücke in Kitzingen eingeladen (Bleichwasen Etwashausen). Dort kann man auch mal durch Teleskope ins All schauen.