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Thüngersheim: Feuerwehr platzt wegen Gaffern der Kragen - und postet eindringliches Statement auf Facebook


Autor: Strahinja Bućan

Thüngersheim, Mittwoch, 28. Juni 2023

Auf der B27 in Unterfranken ist es Anfang des Monats zu einem tödlichen Unfall gekommen. Dabei drängten sich Gaffer besonders dreist auf. Die Feuerwehr Thüngersheim hat deshalb auf Facebook nun Dampf abgelassen - aber nicht nur.
Bei einem schweren Unfall in Unterfranken haben es Gaffer laut der Feuerwehr auf die Spitze getrieben. Deshalb setzten die Retter einen eindringlichen Post bei Facebook ab. Symbolfoto: Fototaler.de/Adobe Stock


Es war ein besonders tragischer Unfall an der B27 bei Thüngersheim  in Unterfranken. Beim Abbiegen übersah eine Frau ein entgegenkommendes Fahrzeug und es kam zum Crash - sie starb zwei Tage später im Krankenhaus, ein Mann wurde schwer verletzt. Bei dem Unglück war auch die Freiwillige Feuerwehr Thüngersheim aus dem Kreis Würzburg im Einsatz.

Die hat nun auf Facebook auf Ereignisse aufmerksam gemacht, die sämtliche Einsatzkräfte vor Ort zur Weißglut gebracht haben. Denn bei dem Crash trieben Gaffer besonders dreist ihr Unwesen. Und nicht nur da, laut dem 1. Kommandanten der Feuerwache, Sandro Saccavino, häuften sich vergleichbare Fälle in der jüngsten Vergangenheit.  "Gaffen geht gar nicht!", heißt deshalb der eindrückliche Appell der Retter.

Gaffer drängen sich immer öfter auf - Fränkische Feuerwehr mit deutlichen Worten

 "Wir verstehen ein gewisses Maß an Neugierde oder Anteilnahme an solchen Ereignissen - auch hinsichtlich der Sorge, ob die eigene Familie, Freunde, Bekannte betroffen sein könnten", so die Feuerwehr auf Facebook. "Was wir aber weder tolerieren noch akzeptieren können ist, dass man sich teilweise mit Fernglas, Handy oder Fotoapparat ausrüstet, extra die Einsatzstelle aufsucht und hier für sehr lange Zeit gafft oder, noch schlimmer, gar fotografiert." Dies sei unverschämt und respektlos, konstatieren die unterfränkischen Einsatzkräfte.

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Was war aber genau passiert? Bei dem Unfall auf der B27 haben laut Saccavino mehrere Personen den Rettungskräften "sehr aufdringlich" in die Arbeit geschaut, "gekrönt davon, dass Schaulustige sogar über die Bahngleise" zur Unfallstelle gelaufen sind. Auch auf einer nahegelegenen Brücke hätten sich Gaffer teilweise mit Teleobjektiven postiert und den Unfall fotografiert.

Ein Mann war dem Feuerwehr-Kommandanten zufolge besonders dreist - und habe das Gaffen "auf die Spitze getrieben". Er wurde wegen seiner Aufdringlichkeit von Polizei und Rettungsdienst zunächst weggeschickt. Locker lassen wollte er aber nicht. "Er hat andere Bekleidung angezogen, eine Mütze aufgesetzt und ist einfach zurückgekommen", berichtet Sandro Saccavino im Gespräch mit inFranken.de. Der Mann sei wohl der Meinung gewesen, dass man ihn so nicht mehr erkennen würde.

Besondere Belastung für Betroffene - viele Anwohner handeln dennoch richtig

Leider könne man oft nichts gegen Gaffer machen, solange sie nicht direkt in den Rettungseinsatz eingreifen würden, konstatiert Saccavino. Wenn es aber richtig aufdringlich wird und die Retter ihren Job nicht mehr richtig machen können, dann habe man bei der Polizei einen guten Partner: "Die Kameraden in Blau sind verlässlich und schreiten da ein."

Bei dem Post auf Facebook ist es in erster Linie aber darum gegangen, die Leute dafür zu sensibilisieren, was sie eigentlich mit ihrem Gaffen anrichten. Für die Retter sei es eine "Zusatzbelastung, wenn man Augen und Ohren im Nacken hat". Doch Feuerwehr und Sanitäter sind laut Saccavino bei all dem Leid routiniert und machen trotzdem ihren Job. Schlimmer ist es aber für die Betroffenen bei einem Unfall. Dass sich Menschen "an dem Leid ergötzen, belastet die Familien der Betroffenen zusätzlich", so der erfahrene Feuerwehrmann aus Unterfranken. Man solle einfach weiterlaufen, wegschauen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen.

Bei all dem Ärger, gibt es aber auch Lichtblicke, die Sandro Saccavino nicht unerwähnt lassen will. Denn trotz der negativen Erfahrungen hat man in bei den vergangenen Einsätzen auch "sehr viel Anerkennung gespürt. Bei langen Verkehrsabsicherungen sind Anwohner vorbeikommen und haben mal was zum Trinken, Eis oder Kaffee gebracht." Aus diesem Grund bedankte man sich mit einem weiteren Post in den sozialen Medien bei all den Menschen, die es richtig machen.