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Wels-Angriff bei Stern-TV: Anglerin berichtet von eigenem Biss-Erlebnis


Autor: Isabel Schaffner, Ellen Schneider

Brombachsee, Mittwoch, 02. Juli 2025

Die Tötung eines Wels aus dem Brombachsee nach Angriffen auf Badegäste wurde bei Stern-TV diskutiert. Eine Angel-Expertin übt Kritik und wurde selbst bereits gebissen.
Barbara Kiejewski bezeichnet den Wels als "sanften Riesen".


Hätte der Wels wirklich sterben müssen? Diese Frage stellen sich deutschlandweit zahlreiche Menschen, nachdem der Fisch am 20. Juni im Brombachsee fünf Badegäste gebissen hat und daraufhin getötet wurde. Ein großer Aufschrei kam nicht nur aus dem Netz, sondern auch von der Tierschutzorganisation Peta, die eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen stellte und darauf hinwies, dass der 90 Kilogramm schwere und über zwei Meter lange Wels lediglich seine Brut beschützt habe.

Letztlich hatte die Polizei die Entscheidung zum Schutz der Badegäste und der Besucher des am Brombachsee stattfindenden "Burning Beach"-Festivals getroffen, wie sie in einer Mitteilung argumentierte. Inzwischen hat ein Restaurant den Fisch sogar verarbeitet. Am Mittwoch (25. Juni 2025) griff auch das RTL-Magazin "Stern-TV" die hitzige Debatte auf und lud dafür Profi-Anglerin Barbara Kiejewski ein. Sie wolle mit einem Image des Wels als aggressivem Angreifer aufräumen.

"Eigentlich sanfter Riese": Angel-Expertin hält Schüsse für "absolut nicht" gerechtfertigt

Kiejewski könne nachvollziehen, dass nach der Attacke auch durch das Blut im Wasser Panik entstanden sei. Ihrer Meinung nach seien die Schüsse aber "absolut nicht" gerechtfertigt gewesen, betonte sie im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka. "Der Wels ist nicht aggressiv", er beiße keine Menschen, außer ein Eindringling komme zu nah an die Brut, die das Männchen bewache. "Ich würde ihn eigentlich als sanften Riesen bezeichnen."

Welse hätten keine Zähne, sondern schmirgelpapierartige Kauplatten, macht sie zudem deutlich. Auch sie sei bereits gebissen worden. "Aber das hat fast gar nicht wehgetan." Fleischwunden, von denen manche Medien sprächen, seien übertrieben. Vielleicht habe die Geräuschkulisse des Festivals das Tier zudem angespannt.

Für Badegästen, die beim Schwimmen in Seen ein mulmiges Gefühl haben, findet die Expertin beruhigende Worte: Denn Fische hätten im Allgemeinen eher Angst vor Menschen und versuchen, jeglichen Kontakt zu vermeiden. "Sie sind nicht aggressiv. Sie schwimmen eher weg, als auf uns zu." Beim Schwimmen solle man sich ruhig verhalten und keine Panik bekommen, wenn man mit einem Fisch in Berührung kommt. inFranken.de hat nach dem Vorfall auch mit der Polizei gesprochen. Warum blieb es nicht bei einer Sperrung des Gewässers?

Polizei schießt dreimal auf Wels im Brombachsee - wegen "erheblichem Sicherheitsrisiko"

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Michael Petzold, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken: "Wir verstehen jeden Tierschützer und Fischfreund, der sagt: 'Der arme Fisch.'" Doch in diesem Fall habe ein "erhebliches Sicherheitsrisiko" bestanden. Die Verletzungen, die der Wels den Betroffenen zugefügt habe, seien zwar nicht schwerwiegend gewesen - aber: "Bei einer panischen Reaktion kann es auch schnell passieren, dass man ertrinkt oder beispielsweise ein Kind unter die Wasseroberfläche gezogen wird."

Daher habe die Polizei die Badeinsel im ersten Schritt gesperrt. Anschließend habe der Beamte vor Ort mit seiner Dienstwaffe dreimal auf den Wels geschossen. "Offenbar wurde er durch mindestens einen Schuss auch verletzt, sodass er im weiteren Verlauf von anderen Anglern geborgen wurde", erklärt Petzold. Von diesen sei er anschließend erlegt und mitgenommen worden.

Ein Grund dafür, dass man es nicht bei der Sperrung belassen habe, sei auch das "Burning Beach"-Festival gewesen, das parallel am selben Strand stattfand. "Wir wissen, dass da viele auch mal nachts ins Wasser hüpfen und zur Badeinsel schwimmen." Dass die Sperrung auch dann eingehalten werde, sei nachts und bei der "Masse an Menschen" nicht zu gewährleisten gewesen. "Um die Gefahr zeitnah zu beenden, haben wir darum diese Entscheidung getroffen." Ob unter den Verletzten auch Festival-Besucher waren, könne man jedoch nicht sicher sagen.

Fischereiverband Sprecher erklärt: So kam es zu Wels-Vorfall am Brombachsee

Auch der Landesfischereiverband Bayern e.V. äußert sich auf Nachfrage von inFranken.de zu den Geschehnissen am Wochenende. Sprecher Thomas Funke betont: Es sei richtig gewesen, den Badebereich zu sperren, solange das Tier dort unterwegs war. Eine tödliche Gefahr habe der Wels zwar nicht dargestellt, sei jedoch aufgrund der aktuellen Brutzeit unberechenbar gewesen. Insofern halte man das Vorgehen der Polizei "im Großen und Ganzen für richtig".

Die Brutzeit ist laut Funke auch die Erklärung für das Verhalten des Fisches: "Der Waller gehört zu den Fischarten, die ihr Gelege bewachen. Und das muss in diesem Fall genau unter der Badeinsel gewesen sein." Seinen Laichplatz habe der Fisch verteidigen wollen - dadurch sei es auch zu den Verletzungen der Schwimmer gekommen. "So etwas kommt alle paar Jahre in Bayern vor", ordnet Funke ein. Dass so viele Menschen betroffen waren, liege vermutlich an dem regen Betrieb im See an diesem Tag.

Der Sprecher betont jedoch: "Außerhalb seiner Brutzeit ist der Waller völlig gutmütig, jagt in der Nacht und hat allein deshalb keine Berührungspunkte mit Badegästen. Von Menschen würde er sich immer fern halten, weil sie nicht in sein Beuteschema passen." Auch die Verletzungsgefahr sei verhältnismäßig gering, da der Wels nur sehr kleine, schmirgelpapierähnliche Zähne habe und somit eher Schürfwunden verursache. "Die Schmerzen sind da nicht dramatisch. Es ist wohl eher der Schock, der groß ist", vermutet Funke.

Wie kommen die riesigen Welse in den Brombachsee?

Normalerweise laiche der Wels jedoch in Ufernähe. Dass er sich in diesem Fall die Badeinsel ausgesucht habe, sei auch laut Funkes Kollege Felix Reebs, ebenfalls Sprecher beim Landesfischereiverband Bayern e.V., untypisch. Ein Grund dafür könnte sein, dass die typischen Laichareale aktuell aufgrund des niedrigen Wasserpegels zu flach, beziehungsweise trockengelegt seien. Das kalte Frühjahr könnte die Laichzeit, die normalerweise von Mai bis Juni dauert, zudem nach hinten verschoben haben. Durch die Schritte und den Lärm auf der Badeinsel habe der Wels möglicherweise Gefahr gewittert und die Badegäste angegriffen, um sie zu verscheuchen.

Doch wie kommt der Wels überhaupt in den Brombachsee? Schließlich handelt es sich um einen künstlich angelegten Stausee.  Reebs erklärt: Früher habe es eine Liste von Arten gegeben, die am Brombachsee angesiedelt werden sollten - darunter auch der Wels. Mittlerweile gebe es vermutlich tausende Welse in dem Gewässer. Da er sich aufgrund der immer höheren Temperaturen jedoch sehr stark vermehre, gelte nun ein "Entnahmegebot". Das heißt konkret, dass Angler jeden gefangenen Wels aus dem Gewässer entnehmen müssen - also nicht zurücksetzen dürfen. Eine Fangbegrenzung gibt es nicht.