Warnstreik in Schweinfurt: Stinksauer über Null-Angebot
Autor: Redaktion
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 21. März 2018
700 Kommunalbeschäftigte aus der Region haben sich an einem Warnstreik beteiligt. Auch Angestellte aus dem Landkreis Bad Kissingen war vertreten.
"Oh, morgen ist ja Streik. Was machen wir denn, wenn da auch Schnee liegt und Glatteis ist?" Das war am Dienstagmittag im Schweinfurter Rathaus die bange Frage. Eine "Riesenaufregung" herrschte, sagt Gesamtpersonalratsvorsitzender Alexander Siegel. Dass sich am ganztägigen Warnstreik des Öffentlichen Dienstes für sechs Prozent mehr Geld auch die gut organisierten Beschäftigten des Bauhofs beteiligen würden, war klar. Wer würde, wenn's weiter schneit und glatt ist, in der Stadt den Winterdienst machen? Niemand? Das würde die Bevölkerung merken.
"Sonst nimmt uns keiner richtig ernst", sagt Siegel am Dienstagvormittag auf dem Schillerplatz vor 700 Streikenden aus der ganzen Region, "die paar Hanseln" heiße es - im Vergleich zu Aufmärschen der IG Metall. Da sei klar geworden, wie wichtig die Arbeit der Kommunalbeschäftigten sei, doch finanziell gewürdigt werde sie nicht. Siegel mag die Parolen der Arbeitgeber - kein Geld, verschuldete Haushalte - nicht mehr hören.
"Sie denken, wir sind blöd, aber Lohnverzicht löst kein einziges Haushaltsproblem", rief Siegel unter dem Pfeifkonzert der Streikenden. Es halte aber junge Leute vom Öffentlichen Dienst ab und löse das Demografieproblem nicht: "Lasst uns für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen." Auch Monika Herrmann, Betriebsratsvorsitzende der Stadtwerke, kann die "immer gleichen Phrasen" von leeren Kassen nicht mehr hören. "Jetzt müssen wir mit Streiks klarmachen, dass wir uns - Entschuldigung - nicht länger verarschen lassen."
Sechs Prozent mehr Geld
Zuvor hatte als Hauptredner der Ver.di-Landesfachbereichsleiter Gesundheit und Soziales, Robert Hinke, die Kernforderungen benannt: Sechs Prozent mehr, mindestens aber 200 Euro und für Auszubildende ein Plus von 100 Euro. Die Telekom-Kollegen forderten 5,5 Prozent mehr Gehalt und 75 Euro mehr für Azubis. Hinke verwies auf Milliardenüberschüsse bei der Öffentlichen Hand seit 2015 und weiter gute Prognosen bis 2019. Ihr "Armrechnen" sei nicht mehr glaubhaft. Für die nächste Verhandlungsrunde Mitte April erwarteten die Beschäftigten ein verhandlungsfähiges Angebot.DGB-Mann Viktor Grauberger überbrachte die Solidaritätswünsche aller Gewerkschaften. Der Öffentliche Dienst liege seit 1995 um 21 Prozent hinter der Lohnentwicklung in der Metall- und Elektronindustrie zurück. Der DGB stehe hinter den Forderungen der Streikenden. An dem ganztägigen Streik beteiligten sich Beschäftigte und Auszubildende der Stadtverwaltungen von Schweinfurt, Münnerstadt und Bad Brückenau, des Leopoldina-Krankenhauses und der Bezirkskliniken in Werneck, der Bundeswehrstandorte Hammelburg und Wildflecken, der Stadtwerke Schweinfurt sowie des Bauhofs Haßfurt und nicht wenige von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Schweinfurt.
Verdi-Sekretärin Marietta Eder hatte sie an diesem "sonnigen guten Morgen" - ohne Schnee und Glatteis - begrüßt. Eine klare Ansage machte Ver.di-Bezirksgeschäftsführer Sinan Öztürk zum Schluss: Sollten die Arbeitgeber weiter kein Angebot vorlegen, "war das heute nur den Auftakt". Ver.di sei auch bereit zur Urabstimmung, die den Weg zu unbefristeten Streiks freimachen würde. Und: "Stellt euch drauf ein, dass wir nach Ostern noch mal nachlegen müssen." Stefan Sauer