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Schweinfurt/Würzburg: Russische Raketenangriffe auf fränkische Partnerstädte Lutsk und Lwiw - drei Mitarbeiter in SKF-Werk tot


Autor: Stefan Lutter

Schweinfurt, Mittwoch, 16. August 2023

Gut einen Tag nach russischen Angriffen auf den Westen der Ukraine steht fest: Auch zwei Partnerstädte von fränkischen Städten sind getroffen worden. Schweinfurt und Würzburg reagieren mit Trauer und Solidaritätsbekundungen.
Lwiw wurde in den vergangenen Monaten mehrmals Ziel russischer Angriffe. Auf diesem Archivbild vom 6. Juli 2023 suchen Rettungskräfte in den Trümmern nach Überlebenden und Todesopfern.


Die Westukraine ist in der Nacht auf Dienstag (15. August 2023) nach Behördenangaben massiv mit russischen Marschflugkörpern beschossen worden. Dabei seien laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) in der Stadt Lutsk (alternative Schreibweisen: Lutzk oder Luzk) mindestens drei Menschen getötet worden, teilte der Verwaltungschef des Gebiets Wolyn, Jurij Pohuljajko, mit. Mehrere Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden. Auch die Stadt Lwiw (auch Lviv, deutsch: Lemberg) und ihr Umland wurden bei den russischen Raketenangriffen getroffen.

Die Attacken lösen auch in Franken große Betroffenheit aus: Lutsk und Lwiw sind Partnerstädte von Schweinfurt und Würzburg. Bei den Opfern in Lutsk handelte es sich sogar um Mitarbeitende des Schweinfurter Unternehmens SKF. 

Raketenangriff auf Lutsk: SKF-Werk in Schweinfurts ukrainischer Partnerstadt getroffen

Mit "schreckliche Nachrichten aus Schweinfurts Partnerstadt Lutsk in der Ukraine" beginnt eine Mitteilung der Stadt Schweinfurt vom Mittwoch (16. August 2023). Demnach habe der Raketenangriff dem dortigen Werk der Svenska Kullagerfabriken (SKF) gegolten. Drei Mitarbeiter hätten dabei ihr Leben verloren. "Laut Informationen von SKF wurden sie auf der Nachtschicht von dem Angriff überrascht", so die Stadt Schweinfurt.

„Wir sind in Gedanken bei all den Menschen in unserer Partnerstadt, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von SKF und natürlich bei den Familien der drei Verstorbenen. Wir verurteilen diesen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und versichern, dass Schweinfurt vor allem in diesen schweren Stunden weiterhin an der Seite von Lutsk stehen wird“, so Oberbürgermeister Sebastian Remelé.

Vor einem Monat unterzeichneten Schweinfurt und Lutsk auf dem Sommerempfang der Stadt in der Kunsthalle die Städtepartnerschaft. Vertreter aus Lutsk, unter anderem die zweite Bürgermeisterin Iryna Chebeliuk, waren zu Gast in Schweinfurt. Schweinfurt ist laut Unternehmensangaben mit rund 4100 Mitarbeitern größter Produktionsstandort der SKF Gruppe und Hauptsitz der SKF GmbH in Deutschland. Bereits seit 1998 hält die SKF die Mehrheitsbeteiligung am Wälzlagerwerk in Lutsk.  

"Solidarität und Anteilnahme" auch aus Würzburg

Auch die Stadt Würzburg reagiert auf die Luftangriffe. "Angesichts der russischen Angriffe auf die ukrainischen Städte Lviv und Lutsk und der damit verbundenen Opfer drückt Oberbürgermeister Christian Schuchardt in einem Schreiben an die Bürgermeister beider Städte seine Solidarität wie auch seine Anteilnahme aus", teilt die Stadt am Mittwochnachmittag mit.  Würzburg unterhalte zu beiden Städten intensive Beziehungen. Während mit Lutsk eine Städtefreundschaft beschlossen worden sei, bestehe seit diesem Jahr eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Lviv.

Erst in der vergangenen Woche hätten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und Techniker der Stadtreiniger drei ältere Würzburger Feuerwehrfahrzeuge an ihre Kollegen aus Lviv übergeben.

In der Stadt seien 15 Menschen verletzt worden, teilte Gebietsgouverneur Maxym Kosyzkyj laut dpa mit. 40 Gebäude seien beschädigt worden. Bürgermeister Andrij Sadowyj zeigte in einem Video einen tiefen Bombenkrater, der angeblich im Außengelände eines Kindergartens entstanden war. Die betroffenen Gebiete der Westukraine grenzen an Polen - und damit an Nato und EU. 

Von Kampfbombern über den Kaspischen Meer abgefeuert

In der Nacht auf Dienstag herrschte über der gesamten Ukraine Luftalarm. 24 Marschflugkörper verschiedener Typen seien von russischen Kampfbombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. Außerdem feuerte demnach eine russische Fregatte auf dem Schwarzen Meer vier Marschflugkörper vom Typ Kalibr ab. Die Flugabwehr habe 16 dieser Geschosse abgefangen.

Einschläge von Raketen wurden auch aus den Großstädten Dnipro und Saporischschja sowie aus Kramatorsk gemeldet, die näher an der Front liegen. Dabei habe es sich um umfunktionierte russische Flugabwehrraketen der Systeme S-300 und S-400 gehandelt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Wie nahezu immer im Ukraine-Krieg sind die militärischen Angaben nicht unabhängig überprüfbar. In Kramatorsk kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens ein Mann ums Leben.

sl/dpa