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Schweinfurt: Polizei stellt Messer bei Corona-Demo fest - Gewaltaufrufe in Messenger-Diensten


Autor: Redaktion

Schweinfurt, Sonntag, 02. Januar 2022

Im unterfränkischen Schweinfurt kam es erneut zu Corona-Protesten. Mehrere Teilnehmende hatten Messer bei sich, zuvor hatte es Gewaltaufrufe in Messenger-Diensten gegeben.
Eine Gruppe Polizisten beobachtet eine Ansammlung von Gegnern der aktuellen Corona-Maßnahmen. Die Stadt hatte wegen mehrerer Vorfälle bei früheren Protesten die Regeln für Aktionen verschärft, Kundgebungen dürfen nur noch ortsfest sein.


Im unterfränkischen Schweinfurt sind am Sonntagabend (2. Januar 2022) erneut Gegner der aktuellen Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. Die Polizei sprach von mehreren Hundert, womöglich rund 1000 Teilnehmern. Bei den nicht angemeldeten Aktionen hatte sich zunächst eine größere Personengruppe im Zentrum am Markt versammelt.

Die Polizei habe einen Protestzug der Menge verhindert, sagte ein Polizeisprecher. Daraufhin hätten sich viele kleinere Gruppen in der Innenstadt verteilt.

Corona-Proteste in Schweinfurt: Wieder kam es zu Ordnungswidrigkeiten

Die Polizei versuchte, die einzelnen Gruppen am Weiterziehen zu hindern. Das gelang ihr nur teilweise. Mit Lautsprecheransagen machte sie immer wieder auf die neue Allgemeinverfügung zu solchen nicht angemeldeten Versammlungen aufmerksam. Teilweise stellte die Polizei wegen Ordnungswidrigkeiten die Personalien fest.

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Insgesamt spricht das Polizeipräsidium Unterfranken von einem überwiegend friedlichen Verlauf. Hin und wieder wären die Einsatzkräfte mit verbalen Aggressionen konfrontiert worden, zu strafbaren Handlungen sei es diesmal nicht gekommen. Sechs Teilnehmende hatten jedoch Messer bei sich. Sie müssen sich wegen eines Vergehens gegen das Versammlungsgesetz verantworten. Laut Polizei habe die Sicherstellung der Messer "besondere Brisanz", da in Messenger Diensten offen zum Angriff auf Polizeibeamte mit Messern aufgerufen worden sei.

Unterfrankens Polizeipräsident Detlef Tolle kündigte via Twitter kurz vor Beginn der Aktionen an: "Spaziergänge, wie wir sie aktuell im Kontext des Protests gegen Corona-Maßnahmen sehen, werden nicht toleriert und von der Polizei als Versammlungen behandelt. Wer für die Versammlung wirbt, muss sie auch anzeigen."

Angemeldet gewesen war in Schweinfurt für Sonntag lediglich eine kleinere Aktion. Diese war am späteren Nachmittag nach Angaben des Polizeisprechers ohne Zwischenfälle wieder beendet.

Stadt Schweinfurt hatte Regeln für Proteste verschärft

Die Stadt hatte wegen mehrerer Vorfälle bei früheren Protesten die Regeln verschärft. Nach der neuen Allgemeinverfügung dürfen Kundgebungen nur noch ortsfest sein, außerdem sind Abstand und Maske Pflicht. Polizei und Stadt hatten in den vergangenen Tagen eine Mobilisierung im Internet beobachtet.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag hatte es in Schweinfurt eine unangekündigte Versammlung gegeben, bei der es zu Aggression und Gewalt gekommen war. Ein vier Jahre altes Kind war durch Pfefferspray leicht verletzt worden, als seine Mutter offenbar die Polizeikette durchbrechen wollte. Bei einer Kundgebung vor Weihnachten hatten Teilnehmende nach Polizeiangaben versucht, ein Zivilfahrzeug der Polizei in Brand zu setzen.

In der unterfränkischen Stadt wächst unterdessen der Widerstand gegen die Demonstrationen und Zusammenkünfte der "Querdenker"-Szene. Die evangelische Kirche hatte für Sonntagabend zu einem Friedensgebet eingeladen. Die katholische Kirche hatte angekündigt, alle Glocken der Kirchen läuten zu lassen. Etliche Bürger Schweinfurts stellten sich unter einem Aufruf mit dem Titel "Schweinfurter Erklärung" den unangekündigten Versammlungen entgegen.

 

red/dpa