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Im Suff: Messerstich in den Bauch?


Autor: Redaktion

Schweinfurt, Freitag, 28. April 2017

Drei Männer, vier Flaschen Wodka, dazu einige Flaschen Bier und schließlich ein Streit.
Symbolbild: FT


Bis hierhin war es offenbar ein normaler Tag in einer Sennfelder Wohnung im Frühjahr letzten Jahres. Doch dann eskaliert die Situation, weshalb ein 61-Jähriger jetzt vor dem Schweinfurter Landgericht steht. Er soll seinem Saufkumpan ein Fleischermesser in den Bauch gestoßen haben. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlags. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft hätte der 37-Jährige den Stich ohne schnelle ärztliche Hilfe nicht überlebt.

"Ich bereue es sehr, was ich gemacht habe", beteuerte der Angeklagte zum Prozessauftakt immer wieder unter Tränen. Er ließ von seinem Anwalt eine Erklärung verlesen, in der er die Tat zugab. "Wenn ich nüchtern gewesen wäre, hätte ich so etwas niemals gemacht", so der Mann.

Wegen der Trinkerei ist schon vieles in seinem Leben den Bach runtergegangen. Er trinkt, seit er wegen zwei Hüftoperationen nicht mehr auf der Baustelle arbeiten kann, mittlerweile seit mehr als acht Jahren. Zwei Therapien sind gescheitert, seine Frau hat sich 2014 von ihm scheiden lassen, seitdem ging es richtig los. Vor allem, wenn seine Kumpels kamen, sei regelrecht gesoffen worden.

Immer wieder blieben die Freunde ein paar Tage bis Wochen. So war es auch am Tattag. Das Opfer und ein dritter Mann hatten sich beim 61-Jährigen einquartiert. Der Angeklagte sagte, ihm sei das alles zu viel geworden, er habe die beiden raushaben wollen. Dazu sei man aneinandergeraten, das Opfer habe ihn übel beleidigt und erniedrigt. Er selbst sei in der Küche geblieben, während die anderen ins Wohnzimmer gingen.


Auf der Couch eingestochen

Wie genau er das Messer genommen und den Mann verletzt hat, daran erinnerte sich der Mann vor Gericht nicht mehr. "Wie automatisch, wie im Nebel", habe er gehandelt. Wahllos habe er in die Messerschublade gegriffen und das Exemplar mit der 24-Zentimeter-Klinge herausgenommen. Dann endet die Erzählung. Auch dem Opfer sind die Details entfallen.

"Ich hatte 4,5 Promille, ich war schon fast wie tot", so der Mann. Bei der Polizei und dem Ermittlungsrichter hatten die Männer noch genauere Angaben machen können. Aufgrund dessen und weiteren Ermittlungen geht die Anklage davon aus, dass der 61-Jährige auf das Opfer eingestochen hat, während es auf der Couch lag. Der Beschuldigte soll sich mit dem Messer über das Opfer gebeugt und ihm die Klinge etwa zwei Zentimeter über dem Nabel in den Bauch gestoßen haben, so dass das Messer am Rücken wieder hinauskam. Der Angeklagte habe das Opfer töten wollen, so der Staatsanwalt. Danach rauchte der Mann in der Küche erst mal eine Zigarette. Der dritte Mann soll den Nachbarn alarmiert haben, der die Rettungskräfte rief. Das Opfer hatte einen breiten Bauchschnitt, innere Blutungen, Dünndarm und Milz wurden verletzt. Der Prozess wird fortgesetzt.

Nike Bodenbach