Apotheken in Schweinfurt müssen Insolvenz anmelden: Chef wendet sich an Kunden
Autor: Ralf Welz
Schweinfurt, Samstag, 19. Oktober 2024
In Unterfranken stecken zwei Apotheken in akuten finanziellen Schwierigkeiten. Ein Insolvenzverfahren soll die Betriebe vor dem Aus retten. Der Inhaber bittet diesbezüglich auch die Kunden um Hilfe.
Die Anzahl der Apotheken in Deutschland geht immer mehr zurück. Im ersten Halbjahr 2024 ist die Menge auf den neuen Tiefstand von 17.288 gesunken, wie aus einer Statistik der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hervorgeht. Ursachen sind nach Angaben der Spitzenorganisation vor allem fehlende Fachkräfte, eine stagnierende Honorierung sowie ein hoher Verwaltungsaufwand. Lieferengpässe erschwerten die Lage zusätzlich. So viele Medikamente sind momentan nicht erhältlich.
"Die Apothekenzahl sinkt immer rasanter", hält der Verband fest. Von dieser "dramatischen Entwicklung" seien nicht nur Menschen in ländlichen Regionen betroffen. Im unterfränkischen Schweinfurt befinden sich zwei Apotheken in akuter wirtschaftlicher Schieflage. Die Herz-Apotheke und die Westend-Apotheke haben Insolvenz angemeldet. Beide Geschäfte müssen sich finanziell neu aufstellen und befinden sich gegenwärtig in einem Sanierungsverfahren.
Schweinfurter Apotheken Herz und Westend in finanziellen Schwierigkeiten - glückt die Sanierung?
Inhaber der Apotheken Herz und Westend in Schweinfurt ist Dieter Hümmer. Die Geschäfte werden gleichwohl als Einzelunternehmen geführt. Über das Vermögen der beiden Betriebe ordnete das Amtsgericht Schweinfurt am 4. Oktober 2024 die vorläufige Insolvenzverwaltung an. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Peter Roeger von der Rechtsanwaltskanzlei Pluta bestellt.
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"Die wichtigste Nachricht lautet, dass der Geschäftsbetrieb normal weiterläuft", wird Roeger in einer am Dienstag (15. Oktober 2024) veröffentlichten Verlautbarung seiner Kanzlei zitiert. "Das heißt, beide Apotheken sind wie gewohnt geöffnet." Die Mitarbeiter seien weiterhin für ihre Kunden da. "Das eingespielte Team ist motiviert und die Zusammenarbeit aller Beteiligten verläuft reibungslos. Der Hauptlieferant hat uns die erforderliche Weiterbelieferung zugesagt." Laut eigenen Angaben hat das Pluta-Team bereits die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds in die Wege geleitet." Damit sind die Gehälter der 32 Mitarbeiter für drei Monate für beide Standorte gesichert", heißt es in der Mitteilung.
"Unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner stehen auch in dieser schwierigen Zeit hinter uns, das freut mich sehr", berichtet Apotheken-Inhaber Dieter Hümmer. Die Kundschaft könne sich nach wie vor auf eine Beratung und die volle Verfügbarkeit der Produkte verlassen. Die zwei Schweinfurter Apotheken bieten unter anderem einen Botendienst und ein Warenlager mit pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Kosmetikprodukten an.
"Herausfordernde Zeit". Inhaber bittet Kunden um Unterstützung - finanzielle Lage wird analysiert
Aus rechtlichen Gründen müsse allerdings das Treueprogramm, die sogenannten "Apothekentaler", vorübergehend pausieren, teilt das Unternehmen in einem aktuellen Social-Media-Beitrag mit. "Wir arbeiten an einer Lösung und bitten um Ihr Verständnis", heißt es darin. Die Rede ist von einer "herausfordernden Zeit". Um die beiden Apothen fit für die Zukunft zu machen, appellieren die Verantwortlichen auch an die Verbraucher. "Wir hoffen, dass uns viele Kunden in den kommenden Wochen besuchen und uns in dieser Phase unterstützen."
Zusammen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und seinem Team arbeite der Inhaber nun an einer Fortführungslösung für die Apotheke. "Dazu wird die finanzielle Lage genau analysiert", konstatiert die Rechtsanwaltskanzlei Pluta mit Blick auf die angespannte Situation der Apotheken Herz und Westend in Schweinfurt.