"Antragshürde" für Wohnungslose: Preise in Obdachlosenunterkunft in Schweinfurt deutlich angehoben
Autor: Klaus Angerstein
Schweinfurt, Dienstag, 30. Oktober 2018
In Schweinfurt wurden die Preise in der örtlichen Obdachlosenunterkunft deutlich angehoben. Ein Problem für diejenigen, die sich nicht helfen lassen.
"Das stimmt." Schweinfurts Ordnungsreferent Jan von Lackum sind durchaus Fälle von in Not geratenen Schweinfurtern bekannt, die sich partout von der Stadt oder dem Staat nicht helfen lassen wollen.
Die nicht bereit oder in der Lage sind, einen Antrag zu stellen, der Hilfe verspricht. Und das, obwohl die finanzielle Not der Betroffenen immer größer geworden ist, zum Beispiel eine Räumungsklage und damit der Verlust der Wohnung ansteht. Kein Antrag, das bedeutet kein Geld und in der Folge auch kein Wohnraum mehr.
Erhöhung um fast 100 Prozent
Das Thema geriet nach einem Beschluss des Schweinfurter Stadtrates zur Erhöhung der Nutzungsgebühren der städtischen Obdachlosenunterkunft in die Öffentlichkeit. Seit dem Jahr 1994 hatte die monatliche Gebühr für die Unterkunft am westlichen Stadtrand 2,60 Euro je Quadratmeter betragen. Nun beschloss das Ratsgremium eine Erhöhung auf fünf Euro, immerhin beinahe 100 Prozent.
Wobei diese Erhöhung von Obdachlosigkeit bedrohte Schweinfurter eigentlich nicht treffen sollte. Vorausgesetzt, es werde ein entsprechender Antrag gestellt, so von Lackum. Damit die bürokratische Hürde keine zu große ist, bietet die Schweinfurter Wohnungslosenfürsorge Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge an. Entstehende Mehrkosten würden dann übernommen. Zum Beispiel über das Arbeitslosengeld II. Dann würden weder der Antragsteller noch die städtische Kasse zusätzlich belastet, sondern der Bund.
Wobei die Kommunen allerdings gesetzlich dazu verpflichtet sind, Obdachlosenhilfe zu gewährleisten, wenn andere staatliche Hilfen nicht greifen. Wie auch immer, die Hürde "Antragsformular"existiert für einige Betroffene. Betroffen, das sind im Schweinfurter Fall derzeit jene 51 Menschen, die in der Obdachlosenunterkunft wohnen. Eigentlich nur vorübergehend, bis eine neue Bleibe gefunden ist. Aber die Stadt gibt sich großzügig, solange der Platz ausreicht, heißt es seitens der Verwaltung.
Meist Zweibett-Zimmer
Für 15 Quadratmeter Wohnraum müssen nach dem Ratsbeschluss jetzt 75 statt 39 Euro gezahlt werden. Nach Mitteilung der Stadtverwaltung bestehen die betreffenden Räumlichkeiten meist aus Zweibett-Zimmern, bei der Klientel handelt es sich in erster Linie um alleinstehende Schweinfurter.
Steigende Armut
Wenn Familien mit Kindern in Not geraten, sucht und findet man bisher in Schweinfurt andere Unterbringungsmöglichkeiten. Wobei Jan von Lackum schon eine beunruhigende Entwicklung feststellt: "Unsere Fallzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an."