Schonungen: Mann stellt sich nach Todesfahrt
Autor: Tobias Köpplinger
Schonungen, Dienstag, 28. Mai 2013
Ein 32-Jähriger stiehlt am Montagabend ein Auto und rast an einen Laternenmast. Zwei Menschen sterben. Der Mann flüchtet zu Fuß. Erst am Tag darauf stellt er sich.
Am Vormittag liegt ein Holzkreuz auf der Bruchsteinmauer. Zwei Zweige, gekreuzt, verknotet. Eine Anwohnerin hat das Kreuz hingelegt, eine Kerze angezündet. "Ich musste etwas tun", sagt sie. "Jedes Mal wenn ich die Treppe herunterkomme, sehe ich das tote Mädchen." Knapp zwölf Stunden zuvor, am Montagabend, starben an der Treppe hinauf zu dem Anwesen in der Hausener Straße in Schonungen im Landkreis Schweinfurt zwei Menschen. Ein Unfall, in einem gestohlenen Fahrzeug. Der Fahrer flüchtete zu Fuß, die Polizei fahndete und nahm am Nachmittag einen 32-Jährigen fest.
Der Mann soll eingeräumt haben, dass er am Steuer saß.
Ein paar Meter weiter liegt ein Laternenmast. Beton, massiv, umgeknickt. Der Mast riss dem gestohlenen Audi 80 die Beifahrerseite auf. Der Wagen schleuderte mehrfach um die eigene Achse, die 21-jährige Beifahrerin wurde aus dem Fahrzeug katapultiert, starb.
Karl-Heinz Schmitt zur Festnahme des mutmaßlichen Unfallfahrers von Schonungen by Infranken.de
Die Fahrzeugteile lagen auf hundert Metern verstreut, Scheinwerferglas, Plastikteile, eine abgerissene, total verbeulte Beifahrertür.
Trotzdem hat der Fahrer überlebt. Er flüchtete. "Die Art und Weise, wie er weggerannt ist, lässt vermuten, dass er zumindest keine größeren Verletzungen erlitten hat", heißt es von der Polizei. Die nahm sofort die Fahndung auf. Hubschrauber, Zeugenaufrufe, Suchhunde. "Aber wir haben die Spur im Wald verloren", sagt der Polizeisprecher.
Eine zehnköpfige Ermittlungskommission nahm die Arbeit auf, ging Hinweisen nach und klopfte das Umfeld der beiden Toten ab. Der Wagen war kurz vor dem Unfall wenige hundert Meter entfernt gestohlen worden. Ein Zeuge hatte drei Personen gesehen.Dann tauchte der Audi in Hausen wenige Kilometer von Schonungen entfernt auf.
Am Sportplatz soll der Fahrer durch seine schnelle Fahrweise aufgefallen sein und eine Vollbremsung hingelegt haben.
Er ließ die beiden Mitfahrer zusteigen. Der Wagen raste zurück nach Schonungen, am Ortseingang kam er in einer leichten Linkskurve von der Straße ab, krachte gegen den Laternenpfahl. Zum Unfallzeitpunkt soll der Wagen etwa 120 Kilometer schnell gewesen sein. Die Anwohnerin sagt, gerast werde hier immer: "Wir haben Glück gehabt, dass keine Jogger oder Spaziergänger unterwegs waren. Die hätten keine Chance gehabt."