Zum ersten Mal im Schnee
Autor: Anja Vorndran
LKR Rhön-Grabfeld, Mittwoch, 18. Januar 2017
Vom indischen Ozean in die eiskalte Rhön: Begeistert von der weißen Pracht im Landkreis
Das war vielleicht ein Gefühl! Von rund 30 Grad Plus startete Anfang Januar die Familie Glatthaar von der Insel La Réunion im indischen Ozean in die derzeit eiskalte Rhön. Während sich Mama Marie mit dem Schnee nicht so recht anfreunden mag, sind die drei Kinder absolut begeistert von der weißen Pracht. Sie haben zum ersten Mal einen Schneemann gebaut, sind Schlitten gefahren und standen mit offenen Mündern draußen, um die kleinen Flocken einzufangen. Für den zweijährigen Jules war es die erste Reise nach Westeuropa, seine Geschwister, die viereinhalbjährige Elsa und die achtjährige Madeleine sind schon einmal hier gewesen. Madelaine hat schon einmal einen Winter mit Schnee erlebt. Zusammen mit Papa Roland und Mama Marie besuchen sie ihren Opa Josef Glatthaar, der in Bad Kissingen wohnt.
Umzug aus Liebe
Weil Madelaine jetzt Schulferien hat und die Familie auf Schnee hoffte, ging es dieses Mal im Winter nach Deutschland. Obwohl seine Enkelkinder Deutsch sprechen, lernt der 67-Jährige fleißig Französisch, denn die Familie wechselt sich mit den Besuchen ab. Im Zweijahresrhythmus kommen Enkelkinder, Schwiegertochter und Sohn nach Bad Kissingen oder Josef Glatthaar fliegt auf die rund 2500 Quadratkilometer große Insel, die zur Inselgruppe der Maskarenen und zur Europäischen Union gehört. "Wenn ich zu den Kindern fliege", erklärt der Internist, "will ich die Landessprache einigermaßen können." Der Liebe wegen zog sein Sohn Roland 2007 nach La Réunion, er war Referent beim Auswärtigen Amt in Berlin und arbeitet jetzt als Lehrer im Schuldienst. Seine Frau Marie lernte er beim Studium in Saarbrücken kennen, sie studierte Deutsch. "Sie hat unser Klima aber nicht so gut vertragen", sagt der 40-Jährige, "deshalb bin ich in ihre subtropische Heimatinsel gezogen." Jetzt, im Januar, liegt die Temperatur auf La Réunion bei rund 30 Grad Plus, auch hier gibt es Berge, die über 3000 Meter Höhe erreichen. "Aber Schnee gibt es höchstens alle paar Jahrzehnte und dann wirklich nur ganz oben auf dem höchsten Gipfel", erzählt Dorothea Krautkrämer, die Frau von Josef Glatthaar. Hier in Bad Kissingen hat es sogar in den tieferen Lagen Minusgrade. Sehr zur Freude der Kinder, denn dank der niedrigen Temperaturen hat es geschneit. "Bei den ersten Flocken stürmten die Kinder sofort nach draußen", erzählt Krautkrämer, Diplom Supervisorin und Master Sc. Psychogerontologin. Der zunächst wenige Schnee wurde zusammengerollt, zu einem Schneemann aufgestellt und für eine rasante Schlittenfahrt am Hochberg in Arnshausen war das weiße Wunder ebenfalls ausreichend.
"Der Schnee deckt alles zu", lautet das Fazit der kleinen Elsa. Madelaine ist ebenfalls begeistert, sie ist quasi ein "alter Hase" in Sachen Winterwunderwelt, denn sie war ja schon einmal hier, als es geschneit hat. Auch Nesthäkchen Jules liebt das weiße Wunder, aber die Handschuhe, die im Winter - ebenso wie die Zwiebellookkleidung - dazugehören, nicht. Der kleine Mann hat aber schnell gelernt, dass kalte und nasse Finger noch weniger attraktiv sind als Handschuhe - jetzt zieht er sie sofort an, wenn es nach draußen geht.