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Willkommenskultur kann man lernen


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Mittwoch, 29. Juni 2016

Ob Neubürger oder Menschen aus anderen Kulturkreisen - jeder soll sich zuhause fühlen
Das Bild zeigt die Teilnehmer der interkulturellen Schulung aus den Gemeinden der Kreuzbergallianz (von links) Allianzmanager Dr. Christian Seynstahl, Barbara Roßhirt und Ramona Fries (Markt Oberelsbach), Stefan Lutz-Simon (Leiter der Jugendbildungsstätte Unterfranken), Manuela Dillenz und Jarka Simmering (Bildungsreferentinnen), Katharina Wirsing (Markt Wildflecken), Luise Englert (Gemeinde Sandberg), Sandra Kleinhenz (Markt Wildflecken), Sabrina Brischke (VG Bad Neustadt), Ralf Losert (Markt Wildflecken), Anja Hehn (VG Bad Neustadt), Dirk Franzke und Andreas Büttner (Stadt Bischofsheim).  Foto: Marion Eckert


Wer neu in die Kreuzbergallianz zieht, dem soll das Gefühl vermittelt werden, dass er willkommen ist. Egal ob es sich dabei um Menschen aus anderen Kulturkreisen handelt oder um Neubürger, die ihren Wohnsitz in die Gemeinden Kreuzbergallianz verlegen. Unter dem Titel "Willkommenskultur" wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, in dem derzeit verschiedene Schwerpunkte bearbeitet werden.

Neben der Unterstützung der Deutschlehrer, die Flüchtlinge unterrichten und der geplanten Erarbeitung kommunaler Wegweiser in deutscher und englischer Sprache, werden die Verwaltungen dabei unterstützt, die vorhandenen Kompetenzen zu stärken und auszubauen.

Mit dem Projekt "Willkommenskultur" greift die Kreuzbergallianz als eine der ersten interkommunalen Allianzen in Unterfranken ein Thema auf, das nicht nur auf den Umgang mit dem Flüchtlingszuzug sondern darüber hinaus auch mit Folgen der Globalisierung für die Gemeinden im ländlichen Raum abzielt.
Verwaltungsmitarbeiter aus allen fünf Kommunen der Kreuzbergallianz nahmen an einer Schulung teil, die von der Jugendbildungsstätte Unterfranken angeboten wurde. Seminarleiter Stefan Lutz-Simon, der Leiter der Jugendbildungsstätte und die beiden Bildungsreferentinnen Jarka Simmering und Manuela Dillenz haben mit Hilfe verschiedener Rollenspiele aufgezeigt, wie neue Herausforderungen gemeistert werden können. "Es ging zum einen darum zu vermitteln, dass die Kollegen in anderen Verwaltungen, ganz ähnliche Fragen und Probleme haben", sagte Lutz-Simon. "Zum anderen ging es darum, neue Sichtweisen einzunehmen, um die Situation des Gegenübers besser verstehen zu können."
In vielen verschiedenen Übungen sei versucht worden, Verständnis für unterschiedliche Situationen zu wecken. "Die Verwaltungsmitarbeiter stehen vor neuen Herausforderungen, wenn Menschen aus einem anderen Kulturkreis, die die Deutsche Sprache nicht sprechen mit ihren Anliegen vor ihnen stehen", brachte es Lutz-Simon auf den Punkt.
Lutz-Simon und seine Mitarbeiterinnen machten aber auch deutlich, dass Überforderung nichts Verwerfliches sei. Es gehe hierbei nicht um sachliche Überforderung, weil Wissen oder Können der Verwaltungsmitarbeiter fehle, sondern um die Herausforderung, die der Umgang mit Menschen, die eine andere Sprache sprechen, die kein oder kaum Deutsch verstehen und die zudem aus einem Kulturkreis kommen, mit sich bringe.
Aber auch der Asylbewerber sei überfordert, werde mit einer Vielzahl für ihn neuen Dingen konfrontiert.
Beeindruckt zeigte sich Lutz-Simon, auf welch hohem Level in den Gemeinden der Kreuzbergallianz gearbeitet werde. "Die Kollegen denken für die Menschen mit. Sie tun ihr Bestes, um Menschen zu unterstützen und bei der Integration zu helfen." Es sei das Signal gegeben worden: "Wir wollen, dass Menschen hier her kommen und sich wohlfühlen."
Auch die Teilnehmer äußersten sich durchweg positiv. "Der Erfahrungsaustausch zwischen den Kollegen war für mich das Wichtigste", sagte Luise Englert aus der Gemeinde Sandberg.
"Es hat mir sehr gut gefallen", kommentierte Dirk Franzke aus der Stadtverwaltung Bischofsheim. "Es wurde deutlich gemacht, wie andere Sichtweisen aussehen können und das sie auch ihre Berechtigung haben. Natürlich braucht es dazu Bereitschaft und Offenheit." Die Rollenspiele, in denen andere Blickwinkel eingenommen wurden, in denen es um Verständnis für andere Sichtweisen ging, seien wichtig gewesen, um die Sensibilität zu stärken und das Thema ins Bewusstsein zu rufen. Marion Eckert