Weiße Mehlklöß' aus der schwarzen Küche
Autor: Marion Eckert
Fladungen, Dienstag, 21. Mai 2019
Im Freilandmuseum gab es eine Führung zum Thema "Esse un dränke wie domols". Besucher bekamen dabei einige interessante Einblicke in alte Rhöner Küche und die Ernährung.
"Ein typisches Rhöner Gericht waren Mehlklöße mit Gurkensalat und Rahm, am andern Tag wurden die Mehlklöße mit Ei in der Pfanne gebraten und mit grünem Salat gegessen." Diese und viele andere Informationen erhielten die Besucher am Museumstag in Fladungen von Museumsführerin Carolin Spiegel. Anlässlich des Internationalen Museumstags nutzten viele Besucher das schöne Wetter, zu einem Ausflug nach Fladungen, versprach doch das Sonderprogramm zum Thema "Esse un dränke wie domols - Ernährung früher" einige interessante Einblicke die alte Rhöner Küche.
Carolin Spiegel ging dabei auch auf aktuelle Bezüge ein. Denn mit Blick auf eine stetig wachsende Weltbevölkerung und begrenzte Ressourcen auf der Erde stelle sich auch die Frage, wie die Menschheit sich künftig so ernähren könne, das jeder satt werde und eine nachhaltige Wirtschaftsweise auch künftigen Generationen ein gutes Leben ermögliche. Der Konsum von Produkten beeinflusse immer stärker nicht nur die wirtschaftliche und soziale Situation der Menschen, sondern auch den Zustand der Umwelt. So gingen die Teilnehmer der beiden einstündigen Führungen der Frage nach, was aus der Ernährung von früher für die Ernährung der Zukunft zu lernen sei. Ist nachhaltige Ernährung etwas, das nicht neu erfunden, sondern vielleicht nur neu entdeckt werden muss?
Fleisch nur sonntags
In der Führung ging die Museumsführerin vorrangig auf die Zeit von vor 100 Jahren und die späteren Entwicklungen bis in die heutige Zeit ein. Fleisch sei früher nur an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch gekommen. Natürlich, wenn geschlachtet wurde, dann herrschte Überfluss, dann gab es Blut- und Leberwürste, aber ein solches Schlachtfest war nicht die Regel, sondern fand höchstens einmal im Jahr statt. "Gegessen wurde, was selbst angebaut und großgezogen wurde", sagte die Museumsführerin. Es sei viel Gemüse aus dem Garten gegessen worden, Kohl und Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen seien auf den Tisch gekommen. Die Gerichte waren einfach und sättigend.
Viele Bauern hatten eigene Backöfen, teilweise gab es in den Dörfern auch Gemeinschaftsbacköfen in denen die Familien das Brot für ihren eigenen Bedarf backten. Eine Wegwerfkultur, wie sie heute vielerorts üblich sei, gab es nicht. Selbst altes und hart gewordenes Brot sei verwendet worden, die Brotsuppe mache es möglich.
Damit keine Lebensmittel verderben, wurde viel in Gläser eingeweckt. Ob Obst oder Gemüse, das Einkochen war damals eine beliebte Methode, die auch heute noch funktioniere, um ein Überangebot zur Erntezeit haltbar zu machen. Und wer erinnert sich nicht gerne an Omas Birnenkompott oder die eingelegten sauren Gurken.
Brei und Kompott
Viel Süßes sei früher gegessen worden, Breie und Kompott habe es oft gegeben, besonderen in guten Obstjahren. Auch wurde Obst gerne getrocknet. Über eigene Dörrhäuser verfügten manche Bauern und Ortschaften. Auch im Freilandmuseum steht so ein Dörrhaus, das die Museumsführerin mit den Teilnehmern besichtigte. Zwetschgen, auch bekannt als "Hutzeln" und Äpfel seien typisches Dörrobst.
In unterschiedlichen Höfen stellte sie die Kochmöglichkeiten der damaligen Zeit vor. In der Hofstelle aus Bahra, ist die Inneneinrichtung aus der Zeit um 1800 zu sehen. Die Küche habe eine offene Feuerstelle und werde daher auch"schwarze Küche" genannt. Vergleichsweise modern dagegen die Hofstelle aus Trappstadt, die eine Inneneinrichtung aus der Zeit um 1920 zeigt. In der Küche steht ein Holzofen, die Ofenrohre führen in den Schornstein, so dass der Raum rauchfrei blieb. Im der Seitenkammer steht Eingemachtes und viele alte Küchengerätschaften gibt es zu bestaunen.