Tourismus und Naturschutz
Autor: Marion Eckert
Oberelsbach, Dienstag, 13. November 2012
Die Umweltbildungsstätte in Oberelsbach war Gastgeber für die UN-Welttourismusorganisation, die ein Seminar zum Tourismus-Marketing und Biodiversität in der Rhön abhielt. Internationale Regierungsverantwortliche aus 19 Staaten waren für zwei Wochen in der Rhön zu Gast. Es waren in erster Linie Mitarbeiter der Regierungen und Tourismusverwaltungen.
Die Teilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Ländern wie zum Beispiel aus Kenia, Nigeria, Gambia, Uganda, Ägypten, Österreich oder Haiti. In sechs Themenblöcken befassten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie touristische Anforderungen und Ziele mit den Zielen der Biodiversität, der Artenvielfalt und Naturschutz in Einklang gebracht werden können, denn das eine sei ohne das andere nicht denkbar, erklärte Michael Meyer von der UNWTO, Beratungsstelle für Tourismus und Biodiversität, Bonn.
Betrachtet wurden aktuelle Trends im Tourismus sowie Basis-Informationen zum Naturschutz vermittelt. Wie Meyer erläuterte gehe der Trend heute weg von Zielgruppenanalysen hin zu Milieustudien. Um eine Urlaubsregion erfolgreich zu bewerben müsse man wissen, wen man mit der Werbung eigentlich ansprechen möchte.
Es gibt die Sportler, die Wanderer, die Extremsportler, die Naturliebhaber, die Teilnehmer von Expeditionen oder Urlauber, die sich weiterbilden wollen. Wie ein roter Faden zog sich durch das Seminar in der Umweltbildungsstätte das Thema des ländlichen Raums und des Touristen, der den ländlichen Raum erfahren und erleben möchte. Damit ist klar, dass ohne eine intakte Natur, eine Region für den Tourismus uninteressant wird.
Eine Einbindung von Naturschutz und Landwirtschaft sei notwendig, um Ökologie und Nachhaltigkeit im Tourismus erfahrbar zu machen. Der Tourist soll dabei nicht nur als Konsument betrachtet werden, sondern in Produktionsprozesse Einblick bekommen. "Nur so können wir das Thema Nachhaltigkeit auch wirklich nachhaltig vermitteln", betonte Meyer. Mit der Einbindung des Touristen in die alltäglichen und praktischen Fragen des Naturschutz soll zugleich eine Weitergabe der Themen über den Urlaub und die Urlaubsregion hinaus erreicht werden. Zudem soll eine Bindung an die Region erzielt werden, damit aus dem einmaligen Besucher ein "Wiederholungstäter" wird.
Was anhand einer Region, wie der Rhön beispielhaft dargestellt wurde, sei im Grunde auf jede andere Region übertragbar, so Meyer. Wie organisiert man eine Urlaubsregion? Wie sind die Erwartungshaltungen der Akteure vor Ort zu koordinieren? Jede Destination hat andere Voraussetzungen, ob ein Biosphärenreservat oder Nationalpark, ob eine Stadt oder ein Weltkulturerbe. Auch müssen die nationalen Gesetze berücksichtigt werden. "Methodisch ist es aber egal ob es sich um die Sahara oder ein Mittelgebirge handelt." Die Rhön sei aufgrund ihrer Vielschichtigkeit besonders gut geeignet, um für ein internationales Seminar als Beispiel zu gelten.
Drei Bundesländer, fünf Landkreise und die vielen Gemeinden, drei Biosphärenreservats-Verwaltungen, das seien Herausforderungen, die beispielhaft für viele Länder seien. "Es war interessant zu hören, wie im Alltag mit diesen Gegebenheiten umgangen wird", so Meyer. Die Leiter der drei Verwaltungsstellen Michael Geier, Thorsten Raab und Karl-Friedrich Abe, der Geschäftsführer der Bayerischen Tourismus GmbH, Michael Pfaff, und weitere regionale Akteure stellten die Arbeit in der Region aus ihrer Sicht vor. In Exkursionen unter anderem zum Schwarzen Moor, der Wasserkuppe, Point Alpha und zum Rhönschäfer Kolb nach Ginolfs überzeugten sich die Teilnehmer vor Ort wie in der Rhön Tourismus und Naturschutz Hand in Hand gehen.