Sturm und Schneetreiben - Wanderjahreröffnung auf dem Kreuzberg
Autor: Marion Eckert
LKR Rhön-Grabfeld, Donnerstag, 22. Januar 2015
Es war wirklich nur der harte Kern der Rhönklubler aus der Saale-Sinn-Region, die sich bei heftigem Schneetreiben und Sturm auf dem Gipfel des Kreuzbergs zur alljährlichen Wanderjahreröffnung trafen.
Unter den großen Fichten etwas abseits vom Kreuz suchten sie Schutz vor dem pfeifenden Wind. "Und wenn der Sturm gewaltig sich um die Wipfel fängt..." Regionalwart Thomas Hammelmann hatte die passenden Gedichtzeilen herausgesucht.
Besonders freute sich Hammelmann den Rhönklub-Präsidenten Jürgen Reinhardt bei der Wanderjahreröffnung begrüßen zu können. Für die Saale-Sinn-Region sei es guter Brauch sich traditionsgemäß auf dem Heiligen Berg der Franken zur Wanderjahreröffnung zu treffen.
Normalerweise werde das Jahr mit dem Lied "Ich weiß basaltene Bergeshöhn" eröffnet, doch diesmal musste - dem Sturm und Schneetreiben geschuldet - die gesangliche Einlage ausfallen. "Wir treffen uns alle im Antoniussaal, dort wird gegessen und gesungen", luden Hammelmann und Reinhardt alle Rhönklubler ein.
Auch wenn der Wind pfiff, die Reden wurden am Gipfel gehalten.
"Wie freuten sich Menschen im anderen Teil Deutschlands über eine über die Grenze geschmuggelte Ravenstein Wanderkarte. Hier konnte man sich das Gebirge vorstellen. Hier konnten man die Namen der Wunschberge ablesen. Auch wir im Westen kannten die Thüringische Rhön nur aus Berichten und Erzählungen unserer Vorfahren. Wir kannten die Orte Geisa, Dermbach, Meiningen vom Hörensagen. Berge wie der Gläser, Pleß oder Hohe Geba waren fast unerreichbar. Auch wir konnten von der Ravensteinkarte lediglich die Namen ablesen.
Moskau war für uns eher zu erreichen wie Frankenheim oder Birx." Als im Herbst 1989 die Grenze durchlässiger wurde, ein Grenzübergang nach dem anderen geöffnet wurde, begannen die Rhöner aus Ost und West ihren Wanderwünschen und Wanderzielen nachzugehen. Reinhardt erinnert sich noch gut, dass er den Wunsch hatte, ein altes Steinkrueuz oberhalb von Frankenheim zu fotografieren. "Ich wusste ja nicht, ob es das Kreuz noch gibt, oder ob es nur ein Eintrag in einer veralteten Karte war." Als die Grenze im Dezember 1989 bei Birx geöffnet wurde, war er mit dabei. "Ich wanderte durch Birx, ging immer der Straße in Richtung Frankenheim entlang und erreichte da Kreuz. Es war tatsächlich noch vorhanden." Der Umbruch in Deutschland und damit auch in der Rhön hatte auf für den Rhönklub große Bedeutung. Zahlreiche Zweigvereine wurden in der Rhön neu beziehungsweise wieder gegründet, das Wegenetz vergrößert und Wanderinfrastruktur geschaffen. Wanderwege gab es zwar auch in der ehemaligen DDR, aber da die Thüringische Rhön zu weiten Teilen im Sperrgebiet lag, musste hier auch vieles neu gestaltet werden. Seit Jahren werbe der Rhönklub mit dem Slogan "Drei Länder, ein Rhönklub".
Die Euphorie der Anfangsjahre habe sich in Normalität gewandelt. "Ist die Wiedervereinigung bei allen angekommen oder gibt es noch Vorbehalte gegenüber den anderen, gibt es noch ein Ost-West bzw West-Ost-Gefälle?", fragte Reinhardt die Menschen. "Wenn es bei allen Einrichtungen und Institutionen so gut funktionieren würde, wie beim Rhönklub, wären wir auf alle Fälle schon einen großen Schritt weiter.
Normalerweise gehört es zur Wanderjahreröffnung, dass Thomas Hammelmann auf die wichtigsten Termine und Jubiläen im neuen Jahr in der Saale-Sinn-Region hinweist. Doch auch diese Verlautbarungen wurden ein Opfer der Witterung. So blieb ihm nur der Dank an alle, die sich aus dem Haus trauten und den Kreuzberg erklommen haben. "Ich wünsche ein wanderfreudiges und unfallfreies Jahr 2015. Ich hoffe, dass wir uns oft treffen." Uz Wanderjahreröffnung1 Ein Häufchen unverzagter Rhönkubler suchte zur Wanderjahreröffnung auf dem Kreuzberg Schutz vor Sturm und Schnee unter den Fichten.