Groundhopper Mecky ist wegen Corona auf Entzug
Autor: Redaktion
Hollstadt, Dienstag, 26. Mai 2020
Der aus Hollstadt stammende Markus Menninger besucht regelmäßig Fußballspiele auf der ganzen Welt. In Zeiten von Corona kann er aktuell nur in Erinnerungen schwelgen und einige kuriose Anekdoten erzählen.
Fußballfans haben aktuell unfreiwillig viel Zeit. Seit Anfang März ruht der Ball nicht nur in Deutschland, sondern bis auf wenige Ausnahmen weltweit. Zwar wird in der 1. und 2. Bundesliga seit vorvergangenem Wochenende wieder gekickt, Zuschauer wird es auf absehbare Zeit aber nicht in den Stadien geben. Und somit muss sich der aus Hollstadt stammende Markus Menninger gedulden, ehe er wieder auf Reisen und die Suche nach neuen Fußballstadien gehen kann.
Der 54-Jährige, der Mecky genannt wird und seit vielen Jahren in Nürnberg lebt, ist leidenschaftlicher Groundhopper. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet sinngemäß übersetzt das Hüpfen von Stadion zu Stadion. Große Leidenschaft der Groundhopper ist es, möglichst viele Fußballspiele in unterschiedlichen Stadien zu besuchen. Mecky, der in den 1990er Jahren mit dem TSV Hollstadt einige Jahre in der Bezirksliga spielte, steht bei 1674 besuchten Spielen in 93 Ländern. Dafür hat er über eine Million Kilometer zurückgelegt - umgerechnet etwa 25 Mal die Welt umrundet.
"Eigentlich wollte ich Ende März mit Spielen in Indien und Nepal die Länderpunkte 94 und 95 einfahren", sagt Mecky. Neben dem Besuch der beiden WM-Qualifikationsspiele Indien gegen Katar (in Bhubansewar) und Nepal gegen Australien (in Kathmandu) standen zudem ein Tagesausflug zum Weltkulturerbe Taj Mahal und ein Hubschrauberflug über das Himalaya-Gebirge auf dem Programm. Die Ausbreitung des Coronavirus machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
"Ich verstehe die Situation natürlich. Es ist wichtig, dass wir dem Virus mit dem nötigen Respekt begegnen. Die Gesundheit steht eindeutig im Vordergrund", sagt Mecky. Vor der Reise nach Indien und Nepal hatte er für Anfang März noch eine zweitägige Tour nach Italien geplant. Mit dem Flugzeug sollte es von Nürnberg nach Bergamo gehen, um unter anderem zwei Spiele der Serie A in Ferrara und Florenz zu besuchen.
Letztlich spitzte sich in Italien Anfang März die Lage immer weiter zu und Mecky entschloss sich, die Tour drei Tage vor Reisebeginn abzusagen. Tickets für die Fußballspiele hatte er noch keine und die Hotelübernachtungen konnte er stornieren. Lediglich auf den Kosten für Hin- und Rückflug blieb er sitzen. "Heute bin ich froh, dass ich nicht nach Bergamo geflogen bin. Dort war ja dann auch das Corona-Epizentrum in Italien."
Da an Auslandsreisen und Fußballspiele mit Fans lange nicht zu denken ist, bleibt Mecky nur die Erinnerung an seine bisherigen Touren auf der ganzen Welt - und davon hat er mehr als genug. In seinem zum Arbeitszimmer umfunktionierten Wohnzimmer denkt er zwischen Wimpeln, Fahnen und Postern an seine vielen Reisen zurück und hat spannende Anekdoten auf Lager. "In Europa habe ich in allen Ländern Fußballspiele besucht, in Deutschland in allen Stadien von der ersten bis zur 3. Liga."
Dabei sei er in Sachen Groundhopping ein Spätzünder gewesen. "Anfangs habe ich nur Spiele mit Beteiligung des VfB Stuttgart besucht", sagt der glühende Anhänger der Schwaben. Schnell führten ihn die Reisen dann aber auch ins Ausland.