Druckartikel: Rudolf Mauder las am Galgenturm in Mellrichstadt

Rudolf Mauder las am Galgenturm in Mellrichstadt


Autor: Redaktion.

Mellrichstadt, Freitag, 08. August 2014

Rudolf Mauder, Leiter des Mellrichstädter Heimatmuseums Salzhaus, las unter den Linden am Galgenturm aus Georg Trosts "Erzählungen aus der Rhön".
Fotos: Heidrun Mauder


Georg Trost (1906-1968), geboren in Mellrichstadt, Schullehrer, ortsansässig und berufstätig in Wechterswinkel, Schriftsteller, Mundart- und Heimatdichter, hat Erzählungen auf der Grundlage von "Cent-Protokollbüchern und Centgerichtsakten" aus dem Staatsarchiv Würzburg geschrieben.

"In irgendeinem Krieg des vergangenen Jahrhunderts sollte das Dorf Ellenbach zerstört worden sein; nur der Kirchenrest sei übriggeblieben, und von den Bewohnern eine alte Frau, die am Tage der Vernichtung in Eußenhausen, geweilt habe. Auf sie sei dann der ganze Grundbesitz des Ortes übergegangen und sie habe ihn aus Dankbarkeit den Eußenhausenern vermacht." So bildhaft beginnt Georg Trosts Erzählung vom "Raubzeug am Pass". An der "trutzigen Warte" zwischen Mellrichstadt und Eußenhausen hatten sich die über 150 Besucher eingefunden, um vom "Raubzeug am Pass" zu hören.

Mauder trug die spannende Geschichte vor: Alle lauschten, Jung und Alt, erwartungsvoll und ganz still.

Von Landsknechten las Mauder, "diesem Gesindel, das sich seit einigen Jahren im Lande umhertreibt, Spießgesellen, mit Musketen und Degen bewaffnet, und auf ihren Hüten flattern Würzburgs weißrote Federbüsche." Der Raubgesellen Versteck war die alte zerfallene Kirche am Hang im Elmbachtal (Ellenbach, Elnbach, Ellbach, Elmbich, Elmich). "Ihr Chor stand noch und an seiner Rückwand ragte ein Altarstein, über dem sich ein morsches Kreuz und zwei wurmstichige Heiligenfiguren erhoben. Vom Schiff war noch ein mannshohes Geviert erhalten, in dessen Innerem Gras und Unkraut wuchsen", schrieb Georg Trost. Im Dreißigjährigen Krieg hatten der Weibel und der Lenert und zwei Musketenschützen aus der Kaserne in Königshofen "das Weite gesucht".

Denn "ein Landsknecht, der braucht Luft, dass er um sich schlagen kann, und in sein Leben gehört Beute, nicht kärglicher Sold." Auf der Heerstraße zwischen dem Fränkischen und dem Sächsischen trieben die Landsknechte ihr Unwesen. "Es verging keine Woche, in der nicht Wagen ausgeraubt wurden im Spätsommer und Herbst des Jahres 1621", las Mauder. "Raubtieren gleich schlichen Weibel und Lenert zwischen Wald und Gesträuch hindurch." Sie überfielen einen Krämer (Händler), der mit seinem Fuhrwerk auf dem Weg ins Hennebergische Land war, plündern ihn aus und verschanzten sich dann in der Ruine Ellenbach. Dort, in ihrem Schlupfwinkel, "zwang sie der Alkohol zum Ausruhen." Als sie erwachten, war der Weibel verschwunden. Sie fluchten, denn die geraubte Geldkatze, der Geldbeutel, "war mit ihm gegangen". Einige Zeit später marschierte ein Trupp Landsknechte von Mellrichstadt aus in Richtung Elmbach. "Im Bannkreis der Kirchenruine war es unter den Linden heimlich belebt und unruhig.

Die Räuber wurden entdeckt, gebunden und gegen die Wand gestellt. In der Festung Königshofen wurden sie gehenkt." Und der Weibel? Auch sein Ende beschreibt Georg Trost: "1626 sah er an der Dessauer Brücke in der Schlacht gegen Wallenstein sie wanken und sinken, ehe er, von einer Musketenkugel in die Brust getroffen, verblutete..." Schaudern, Stille und dann Beifall folgte Mauders Vortrag.