Rhöner Maskenfastnacht: Von Bartmännern und Ginolfs
Autor: Marion Eckert
Oberelsbach, Mittwoch, 04. Februar 2015
Zur Fastnachtszeit tauchen sie wieder auf, die geheimnisvollen Bartmänner, Fosenöchter, blaue Jüde, Schlappmäuler, Hexen, Span- und Strohmänner aus Oberelsbach, Unterelsbach, Weisbach und Ginolfs.
Viel Prominenz konnte Sonja Rahm auf der Oberelsbacher Bühne begrüßen. Bürgermeisterin Birgit Erb verordnete sie gleich einmal ein Kostüm für das nächste Jahr und auch Landrat Thomas Habermann, der inkognito unter eine Hexenmaske zugegen war, möge doch bei der nächsten Maskenfastnacht in traditioneller Holzmaske erscheinen.
Zur Besonderheit der Oberelsbacher Fastnacht gehört die Fastnachtspredigt, die in diesem Jahr erstmals Bestandteil der Straßenfastnacht war. Der Kabarettist Fredi Breunig stieg in das historische Kostüm des Oberelsbacher Fastnachtspredigers mit Zylinder, Hochwasserhose und der Predigt auf dem Holzbrett.
Er wurde der Überlieferung aus der Mitte des 19. Jahrhundert gerecht, dass die Bürger in Oberelsbach keine Scheu haben, die "Obrigkeit" ins Gericht zu nehmen.
Bier in 30 Sekunden angezapft
Dass Dorothee Bär im Dirndel im im Bundestag saß, Ruth Habermann eine kurze Lederhose beim Weideabtrieb trug und Steffen Vogel 90 Minuten für das Anstechen eines Faß Bier brauchte, trug zu großer Heiterkeit bei. Klar, dass Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb beim Weisbacher Oktoberfest das Bierfaß in drei Sekunden anzapfen kann. Keine Windräder, keine grüne Welle in Neuscht, aber alte Nummernschilder an den Auto, der Landkreis sei richtig modern und habe im Landrat einen fürsorglichen Hirten, der beim Weideabtrieb stets dafür sorge, dass auch alle Schafe ihm nachfolgen.
Oberelsbach, der "Hauptherd der aufständischen Bewegung" hatte früher den Beinamen "Klein-Paris" weil hier die "radikalsten Zeitungen" verlesen wurden. Ob das die Rhön- und Saalepost gewesen sei, fragte sich Breunig. Fehlende Kneipen, Innenentwicklung und Kreuzbergallianz, Sternenpark und Kreuzberg, Fredi Breunig ließ nichts und niemand ungeschoren. Die echte Zusammenarbeit in der Kreuzbergallianz zeigte sich beim Weisbacher Oktoberfest, wenn der Trachtenwalter in Bischofsheim restlos ausverkauft ist damit alle aufs Fest können.
Mit der Maske des Mose konnte in diesem Jahr eine neue Maske vorgestellt werden. Sie gehört zu den Weisbacher Jüde-Masken und ist quasi das Gegenstück zur rotbraunen Aaron-Maske.
Das Kostüm des Mose
Nach altem Vorbild wurde sie von der Holzschnitzerei Eyring in Weisbach gefertigt. Wie Melanie Weigand erklärte, sei die lange hohe Nase und das gelbliche Gesicht, die Besonderheit dieser Maske. Außerdem fehle der Oberlippenbart. Getragen wurde die Maske von Jochen Filbry, zum traditionellen Kostüm des Mose, einem schwarzen Anzug mit einem Überwurf aus einem weißen Schaffell.
Als "Edeljüd" werden Aaron und Mose in Weisbach auch genannt. Was haben denn nun Aaron und Mose mit der Fosenoacht zu tun, fragte Sonja Rahm. "Die Masken entstanden in Anlehnung an ein Theaterstück "Der Auszug der Kinder aus Israel aus Ägypten", das in Weisbach Mitte des 19 Jahrhunderts aufgeführt wurde. Die Anführer des israelischen Volkes sind nun auch die Anführer der Wesbicher Jüde. Außerdem gehören zu ihnen der "Debudel" und sein Kompangnong der "Hanswurst", das "Schlappmaul" und die "Heppel-Goas".
Wild und verwegen präsentierten sich die Gingelser. "Jüdle, Jüdle Zopf der Teufel soll dich ropf", ein alter Spruch, den die Mädchen den Jüden früher hinterher gerufen haben. Zur Strafe verfolgten sie die Mädchen und rupften ihnen tüchtig an den Zöpfen.
Nicht fehlen durften auf der Bühne die dick mit Stroh ausgestopften Oberelsbacher Stroh- und Spiemänner, die im Vergleich zu den Weisbacher und Ginolfser Jüden mit ihren dicken Küppeln, Pfosten und Ketten "bewaffnet" waren. Die Oberelsbacher Hexen trugen eine alte Tracht mit einer Hexenmaske. Die zweifellos "Edelsten" waren die Unterelsbacher Fosenöchter, mit ihren bestickten breiten Hosenträgern und der dreizipfeligen aufwendig verzierten Narrenkappe. Es ging rund auf der Bühne mit so vielen Masken, getanzt und gesungen wurde miteinander und das Publikum feierte auf dem Marktplatz begeistert mit.
Zwischendurch gab es den einen oder anderen "Ausgezogenen", die kulinarische Köstlichkeit der Maskenfastnacht schlechthin. 510 Teiglinge der Unterelsbacher Ausgezogenen waren es in diesem Jahr, die Rosika Englert, Angelika Zimmer und Silke Wappes über Stunden hinweg zubereiteten. Lang war die Schlange vor ihrer Bude und viele nutzen die Gelegenheit die süße Köstlichkeit mit nach Hause zu nehmen.
Wer die Rhöner Maskenfastnacht aus dem Blickwinkel des Bayerischen Rundfunks sehen möchte, hat dazu am Samstag, 14. Februar ab 18 Uhr im Regionalprogramm "Zwischen Spessart und Karwendel" Gelegenheit.