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Rhöner Hilfspaket für den Rotmilan kann starten


Autor: Hannah Hemel

LKR Rhön-Grabfeld, Mittwoch, 24. Sept. 2014

Die Regionale Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Rhön wird in den kommenden sechs Jahren umfangreiche Hilfsmaßnahmen in der gesamten Region Rhön umsetzen, um den Rotmilan als charakteristischen Vogel der Rhön zu erhalten.
Foto: Carsten Kallenbach


Insgesamt hat das Rotmilan-Schutzprojekt einen finanziellen Umfang von 920 000 Euro. 700 000 Euro davon sind Mittel des Bundesumweltministeriums aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Das restliche Geld bringen die in der ARGE Rhön vereinten Landkreise und die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats Rhön auf.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel, übergab jetzt den Zuwendungsbescheid des Bundesumweltministeriums für das Rotmilan-Schutzprojekt stellvertretend an den Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide. Das Bundesamt für Naturschutz wird die Umsetzung der Projektmaßnahmen in den kommenden Jahren fachlich begleiten.

"Wir messen diesem Projekt eine besondere Bedeutung bei. Außerdem ist es ein Projekt der gesamten Rhön", betonte Woide. Das Thema Naturschutz sei für die Region ein sehr wichtiges.

"Deshalb kennen wir als ARGE Rhön dabei auch keine Kreis- und Ländergrenzen." Allerdings sei das Projekt nur mit den vielen ehrenamtlich Tätigen im Naturschutz in die Praxis umzusetzen.

Das Rotmilan-Schutzprojekt fördere nicht nur den Erhalt des Rotmilans als gefährdete Art selbst, sondern trage zum Schutz der typischen Lebensräume in der Rhön und damit auch zum Schutz anderer Arten bei, sagte Prof. Beate Jessel. Der Rotmilan sei in seinem Bestand dramatisch rückläufig. "Die Erhaltung der Biodiversität ist deshalb ein zentrales Thema meines Hauses und der Bundesregierung." Der Rotmilan sei in der Rhön ein Symboltier und deshalb habe die Mitte von Deutschland für ihn eine besondere Verantwortung.

Der Rotmilan, hob die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz hervor, sei in seiner Verbreitung auf Europa beschränkt. Insgesamt gebe es zwischen 20 000 und 25 000 Brutpaare; davon entfallen mehr als die Hälfte auf Deutschland. In der Rhön werde die Zahl der Brutpaare auf rund 200 geschätzt.

Den Hauptgrund für die Abnahme des Rotmilans sieht Jessel in der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft. Hinzu käme die Gefährdung durch die Rotoren der Windkraftanlagen und durch Stromtrassen.
"Der Rotmilan ist auf eine klein strukturierte Landschaft mit viel Grünland angewiesen. In der Rhön gibt es noch einen hohen Grünlandanteil und viele Laubhölzer in den Wäldern. Aber auch hier spielt der steigende Anteil von Raps und Mais und damit die Verringerung des Grünlandanteils eine Rolle", nannte die Präsidentin einige Probleme.

Das Rotmilan-Schutzprojekt der ARGE Rhön verfolge daher eine Erhöhung des Grünlandanteils und wolle den Anbau von Hackfrüchten und Luzerne fördern. Hinzu käme die Einrichtung von Horstschutzzonen. Außerdem sollen an den Horstbäumen Blechmanschetten installiert werden, die das Heraufklettern von Nesträubern wie dem Waschbär verhindern.

"Wenn das Projekt in der Rhön in seine Umsetzung geht, werden auch solche Arten wie der Feldhamster oder das Rebhuhn aktiv profitieren", zeigte sich Jessel optimistisch. Das Vorhaben der ARGE Rhön könne aus ihrer Sicht dazu beitragen, die weitere Abnahme der Rotmilan-Brutpaare zu stoppen.

"Der Weltbestand des Rotmilans ist weniger als die Bevölkerung einer Stadt", zog Martin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland mit Sitz in Frankfurt am Main einen Vergleich. Entscheidend für eine Stabilisierung der Art sei das Vorhandensein von genügend Grünland. "Wiese und Weide sind der Lebensraum des Rotmilans."

Darüber hinaus würden in den Wäldern genügend Altholzbereiche für geeignete Brutplätze benötigt. Ganz wichtig sei es, dass das Schutzprojekt der ARGE Rhön auf öffentliche Akzeptanz trifft, also öffentlich mit allen Beteiligten diskutiert wird, sagte Hormann. Letztlich müssten die geltenden Artenschutzrichtlinien gesamteuropäisch umgesetzt werden - in Spanien und Frankreich beispielsweise sterben jährlich sehr viele Brutpaare durch Vergiftung und Abschuss sowie durch tödliche Verletzungen an Strommasten.