Druckartikel: Pater Stanislaus referiert über den Glauben

Pater Stanislaus referiert über den Glauben


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Montag, 17. Dezember 2012

Was hat Advent mit Glauben zu tun? Dieser Frage ging Pater Stanislaus Wentowski in einer besinnlichen Adventsstunde im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg auf den Grund. Es ging ihm darum, dass sich die Teilnehmer bewusst mit dem Thema Glauben auseinander setzen. "Advent - die Chance zum Neuanfang im Glauben" war das Thema der Veranstaltung.
Pater Stanislaus vom Kreuzberg lud ein, mit ihm über das Thema "Advent - die Chance zum Neuanfang im Glauben" nachzudenken. Foto: Eckert


Bereits seit Mitte Oktober finde man im Handel Produkte, die den Menschen ins Bewusstsein rufen, dass es auf Weihnachten zugeht. "Zuerst waren es die Lebkuchen und Nikoläuse, dann kam der ganze Christbaumschmuck hinzu. Schließlich ist so gut wie alles, was im Handel zu finden ist, zu wertvollen Weihnachtsgeschenken hinauf gestuft worden ist. Durch Werbung sind die Menschen wie hypnotisiert und verfallen dem Einkaufsrausch. In der allgemeinen Vorstellung kann Weihnachten nur dann gelingen, wenn ich gute Geschenke besorgt und auch welche bekommen habe."

Die Schlussfolgerung, die jeder daraus ziehen würde, ist für Pater Stanislaus ernüchternd: "Der Advent will die Menschen erinnern, dass wieder die Zeit gekommen ist, Glühwein zu trinken und wieder zu dem einen oder anderen Weihnachtsmarkt zu gehen.

Und der Advent erinnert uns auch, dass Weihnachten vor der Tür steht, deshalb ist es die höchste Eisenbahn, Geschenke zu besorgen, damit dieses Fest gelingen kann." Trotz des ganzen Trubels werde kaum erwähnt, dass Advent und Weihnachten etwas mit dem Glauben zu tun haben. Und wer meint, dass dieser ganze Konsum-Aufwand wegen des Glaubens getrieben wird, der werde bis ins Tiefste enttäuscht. Bewusst oder unbewusst werde der ursprüngliche Sinn dieses christlichen Festes verschwiegen, und dem Ganzen werde eine neue Bedeutung gegeben. Letztlich gehe es um Konsum, gezielt würden Wünsche und Bedürfnisse geweckt.

Vom Konsum zum Glauben

Pater Stanislaus führte in seinem Vortrag weg vom oberflächlichen Treiben rund um Advent hin zum Glaubensverständnis. Es sei eine wichtige Erkenntnis zu verstehen: "Dass der Advent auf jeden Fall etwas mit dem Glauben zu tun hat - und nicht, wie so viele Menschen meinen, mit Glühwein und Einkäufen. Der Advent möchte die Aufmerksamkeit auf den Glauben lenken. Der Advent möchte ins Bewusstsein rufen, dass es noch andere Dinge gibt, als nur Essen und Trinken - die aber auch für den Menschen lebensnotwendig sind. Es sind Dinge, die man nicht mit Geld kaufen kann, an die man nur durch den Glauben herankommen kann." Der Glaube selbst sei eine einfache, aber auch eine sehr komplexe Sache ist. Bildlich gesprochen bestehe der Glaube aus vielen Puzzleteilen.

Erst, wenn alle diese Teile richtig zusammengesetzt werden, komme das gesamte Bild zum Vorschein. Man könne bei einem Puzzle relativ schnell den Rahmen zusammen setzen - was für den Anfang auch sinnvoll sei, denn auf diese Weise werden die Grenzen gesetzt. Die anderen, noch übrig gebliebenen Teile müssen nur noch das Innere ausfüllen. Ohne den Rahmen wäre man nicht wirklich sicher, ob das Gesamtbild schon vollständig sei, oder doch noch irgendwelche Details fehlen. Aber der Rahmen allein schaffe es wiederum kaum, die Phantasie anzuregen, das dem Auge noch verborgenes Bild zu erkennen. "Wenn man also über den Glauben sprechen möchte, dann sollte man nicht nur den Rahmen, sondern das Ganze im Blick behalten."

Kein Advent ohne den Glauben

So könne man nicht über den Advent sprechen, ohne den Bezug zum Glauben herzustellen, und dazu brauche man ein gewisses Hintergrundwissen, um verstehen zu können, wieso Gott auf die Welt kommen will. Pater Stanislaus erläuterte Gottes Weg mit seinem Volk, die Auseinandersetzung zwischen den betriebenen Bräuchen und dem echten Glauben, die Hoffnung der Menschen vor 2000 Jahren auf die Ankunft des Retters und Friedensbringers. Das Wort Advent stammt aus dem lateinischen (adventus) und bedeutet übersetzt "Ankunft". Im ursprünglichen Sinn handelte sich um die Ankunft eines Amtsträgers. Insbesondere die Ankunft von Königen oder Kaisern wurde mit dem Wort Advent bezeichnet. Kam der Kaiser persönlich in eine Stadt, hofften die Menschen auf seine Großzügigkeit, denn er pflegte bei solchen Anlässen, die Schulden zu erlassen und sogar den Gefangenen die Freiheit zu schenken. Wenn ein Kaiser schon so großzügig ist, wie unbeschreiblich gewaltig muss dann die Großzügigkeit sein, wenn Gott selbst bei den Menschen ankommt? So übernahmen die Christen das Wort Advent, um ihre Beziehung zu Jesus Christus zum Ausdruck zu bringen.

So sei jeder im Advent aufgerufen, sich mit der Frage beschäftigen: Wer ist dieser Jesus für mich? "Jesus kommt zwar, um uns zu retten, uns eine Frohe Botschaft zu bringen, uns mit einer neuen Hoffnung zu erfüllen, aber nicht so, wie wir uns das vorstellen. Er wird unsere Finanzprobleme nicht lösen, er zaubert uns kein neues Auto oder hilft, den Jackpot beim Lotto zu knacken.

Mit seinem Kommen bietet er den Menschen ein alternatives Leben - ein wirkliches Miteinander in Geborgenheit und Vertrauen und das alles umhüllt mit dem Mantel der Liebe. Man müsse sich also auf dieses Ereignis der Ankunft Gottes entsprechend vorbereiten, damit diese Vorfreude nicht in Enttäuschung endet, sondern die Hoffnung in Erfüllung geht. Und damit war Pater Stanislaus wieder bei seinem Puzzle-Vergleich: "Der Rand des Ganzen wird durch die Gebote Gottes, die Weisungen der Kirche und die Rituale bestimmt. Doch welches Bild in dem inneren Bereich entstehen wird, das hängt allein von unserem gelebten Glauben ab."