Druckartikel: Holzkunst auf Wanderschaft

Holzkunst auf Wanderschaft


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Donnerstag, 21. August 2014

Sieben Holzbildhauer-Meisterschüler, die sich im Meisterkurs an der Schnitzschule Empfertshausen kennengelernt haben, haben sich zusammen geschlossen und eine Wanderausstellung namens "Kunstkompott" organisiert. Diese Ausstellung ist derzeit im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg zu sehen.
Foto: Martion Eckert


Als Wanderausstellung konzipiert, wird an sie an sechs Orten in Deutschland präsentiert, das heißt an den jeweiligen Orten, aus denen die einzelnen Personen herkommen. Die sieben Künstler sind: Johanna Barth (20) Bischofsheim; Anne-Marie Schmidt (24) Schnellmannshausen/Thüringen; Robert Tropschug (23) Wernshausen/Thüringen; Wilma Hertel (27) Hohenroth; Ines Jacob (38) Schweina/Thüringen; Lisa Lindau (24) Berlin; Lohengrin Baunack (23) Philippsthal Werra/Hessen.

Während des Kurses sind einige Objekte wie Skulpturen, Reliefe, Grafiken aus unterschiedlichen Materialien entstanden. Eine Auswahl dieser sowie freie Arbeiten zeigen die jungen Leute in der Ausstellung "Kunstkompott”. Auch möchten die sieben Holzbildhauer auf den alten Beruf des Holzschnitzers und seine Perspektiven in der heutigen Zeit aufmerksam machen. Sie alle sind Mitglieder des Rhöner Holzbildhauer e.V.

Empfertshausen.
Wilma Hertel und Johanna Barth haben ihre Ausbildung an der Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim absolviert, alle anderen in Empfertshausen. Kennengelernt haben sie sich im Herbst vorigen Jahres, im Meistervorbereitungskurs in Empfertshausen. Gleich zu Beginn des Kurses sei ihnen von ihrem Kursleiter Steffen Kranz nahe gelegt worden, eine Ausstellung zu organisieren.

Die Meisterkursschüler waren sogleich begeistert. "Obwohl wir voneinander noch keine Arbeiten gesehen hatten und nicht wussten, was dabei raus kommen wird", erinnerte Johanna Barth an die Anfänge dieser Ausstellung. "Aber genau das war das, was das Ganze so interessant machte und die Ausstellung zu dem, was sie jetzt ist." Sieben Charaktere, eine Hand voll Materialien, gut durchgemischt und an sechs Orten angerichtet, das ist "Kunstkompott".

Der Kreuzberg ist nun die fünfte Station. "Wir hatten am Anfang Gott sei Dank keine Ahnung, wie viel Arbeit so eine Ausstellung zu organisieren macht", gab Johanna Barth zu. Viel Zeit und Nerven wurden investiert, aber sie haben auch viel dazu gelernt, immer zusammen gehalten und sich gegenseitig unterstützt. Parallel zur Ausstellung mussten sie auch ihr Meisterstück schnitzen, was natürlich Zeit und Energie in Anspruch nahm.
Ein Dank ging an die vielen Helfer, Unterstützer und Sponsoren, die die Künstler unterstützen. Speziell bedankte sich Johanna Barth bei Pater Stanislaus, der zu Beginn die Ausstellung mit einem kurzen Einstieg würdigte, sowie das Team des Bruder-Franz-Haus für die reibungslose Unterstützung und Zusammenarbeit.
Die jungen Künstler haben ein Gästebuch ausgelegt und freuen sich über jeden Eintrag, der neu dazu kommt.
Der dritte Bürgermeister der Stadt Bischofsheim, Wolfgang Enders, freute sich, dass die jungen Künstler Bischofsheim und den Kreuzberg in ihrer Ausstellung berücksichtigt haben.

Die Ausstellung sei eine echte Bereicherung und passe sehr gut auf den Kreuzberg, befand Enders. Die Holzschnitzkunst habe in der Rhön eine lange Tradition. Die Holzschnitzschulen, in Bischofsheim seit 1862, machten die Holzschnitzerei zu einem verbreiteten Gewerbe in der Rhön, das insbesondere der großen Armut entgegen wirken sollte. Dabei habe sich die Ausrichtung und Zielsetzung der Holzschnitzschulen im Laufe der Zeit von der anfänglichen Vermittlung grundlegender Fertigkeiten zur Herstellung einfacher Figuren und Massenware bis hin zu expliziten Ausbildung von künstlerischen Bildhauern.

Die Absolventen der Schnitzschulen fertigen, zumindest anfangs, vor allem das in Serie, was sich verkaufen ließ, wobei sich, je nach Nachfrage, Wellen in der Produktion abzeichneten. Auch ungelernte Arbeitskräfte verdienten an der Massenproduktion, sei es, dass sie ebenfalls schnitzten oder den Vertrieb der Ware übernahmen. Daneben fanden sich aber auch stets künstlerisch arbeitende Holzbildhauer, die individuelle Werke schaffen, wie sie auch in der Wanderausstellung "Kunstkompott" zu sehen sind.

Die Werke können bis zum 31. August, täglich von 10 bis 18 Uhr, im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg besichtigt werden.