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Heilwasser verbindet Arlington mit Bad Königshofen


Autor: Hanns Friedrich

Bad Königshofen im Grabfeld, Mittwoch, 09. Januar 2013

Seit 61 Jahren existiert die Städtepartnerschaft zwischen der texanischen Stadt Arlington und Bad Königshofen. Was bisher kaum einer wusste: Beide Partnerstädte verfügten über eine Heilquelle. Während aus Bad Königshofen aber ein Heilbad wurde, ist die Quelle in Texas mittlerweile versiegt.
In der Bad Königshofener Partnerstadt Arlington in Texas war die Heilquelle (gelb umkringelt) um 1900 der Mittelpunkt der Stadt - und der Hauptstraße. Irgendwann wurde sie zum Verkehrshindernis. Repro-Fotos: Friedrich


Seit 61 Jahren existiert die Städtepartnerschaft zwischen der texanischen Stadt Arlington und Bad Königshofen. Auch persönliche Freundschaften verbinden seit dieser Zeit die Bürger beider Städte. Was bisher noch unbekannt war: Beide Partnerstädte verfügen über eine Heilquelle. Im Heimatmuseum im sogenannten "Fielder-House" in Arlington stehen nicht nur große Glasflaschen mit der Aufschrift "Mineralwater Arlington/Texas", sondern es gibt auch historische Bilder aus der Zeit um 1900. Damals hatte Arlington gerade mal 1000 Einwohner.

In einem Zeitungsbericht der "Arlington Morning News", der wohl um 1900 verfasst wurde heißt es: "Arlington war eine Stadt für Touristen, lange bevor es Baseball und Vergnügungspark hier gab." Die Attraktion der Stadt war eine Mineralquelle, die auch medizinisch genutzt wurde.



Wasser schmeckte nach faulen Eiern

Vor allem an den Wochenenden kamen die Gäste, um aus der Quelle zu trinken und sich eine Flasche Heilwasser für zehn Cent mit nach Hause zu nehmen. "Hier pulsierte das Leben." Man kam, um zu sehen und auch um gesehen zu werden. Eine alteingesessene Dame aus Arlington beschrieb, den ungewöhnlichen Geschmack des Wassers: "Es schmeckt nach faulen Eiern." Auch Studenten, die in der Stadt waren, befassten sich mit dem Wasser aus dem Löwenbrunnen.

Das Heilwasser von Arlington wirkte, so ist es den "Arlington Morning News" zu entnehmen, gegen Kopf- und Magenschmerzen, Arthritis und vieles mehr. Selbst aus der Nachbarstadt Dallas und Fort Worth kamen die Menschen nach Arlington. Sie besuchten dabei aber auch die Cafes in der Stadt und trugen so zur Belebung des Fremdenverkehrs bei.

Das Wasser von Arlington hatte einen stark konzentrierten Salzgehalt und wurde damals mit der Heilquelle von Karlsbad verglichen. Nachgewiesen wurden Calcium, Sulfat, Schwefelsäure und Salz. Der Bericht im Museum spricht von der "City of Mineral Wells", wo es auch Heilwasser gab, aber nicht in dieser starken Konzentration. In Arlington war deshalb sogar im Jahr 1904 ein Sanatorium geplant.

1891 wurde die Quelle öffentlich zugänglich gemacht

Die Heilquelle von Arlington/Texas wurde 1891 von einem R.W. Collins entdeckt, der dann ein Jahr später eine Einfassung bauen ließ und die Quelle damit der Öffentlichkeit zugänglich machte. Sie befand sich in Center- und Mainstreet. Im Jahr 1910 floss das Wasser aus einem Löwenkopf auf die Straße. 1924 wurde ein Pavillon errichtet nachdem man entdeckt hatte, dass das Wasser medizinisch nutzbar - also Heilwasser ist.

Bis 1940 verkaufte die Stadt Arlington das Heilwasser, wobei die Bürger von Arlington dies kostenfrei erhielten. Wo der Heilwasserbrunnen stand, war auch das Herz von Arlington, hier traf man sich, heißt es in den Unterlagen. Nachlesen kann man dort auch, dass Theodore (Teddy) Roosevelt 1912 an diesem Brunnen seine Wahlrede für das Amt des Präsidenten hielt.

Die Quelle war so stark, dass täglich 50.000 Gallonen (1 Gallone sind 3,8 Liter) auf die Straße flossen und das über mehrere Jahre hinweg. Dabei bildeten sich Salzkristalle, etwa das sogenannte Epson Salz, also Magnesiumsulfat.

Ein Pachtvertrag über 99 Jahre

Dass dieses Salz ebenfalls genutzt werden konnte, entdeckte Gilbert Luke, der deshalb in den 1930er Jahren einen Pachtvertrag mit der Stadt Arlington über 99 Jahre abschloss. In den Museumsunterlagen heißt es, dass das aus dem Heilwasser der Stadt Mineral Wells aus 16 Gallonen eine Pfund Salz gewonnen wurde, in Arlington reichten dafür acht Gallonen. Die Nachfrage nach dem Arlingtoner Salz war so hoch, dass in Spitzenzeiten pro Tag eine Tonne Salz verkauft wurde. Im Museum von Arlington, dem Fielder House. das von Geraldine Mills geführt wird, findet man größere und kleiner Flaschen und auch sogenannte Gallonen.

Über Jahre hinweg wurde der Brunnen in Arlington betrieben. Erst 1952, also just zu dem Zeitpunkt, als die Partnerschaft mit der heutigen Kurstadt Bad Königshofen begründet wurde, entfernte man Brunnen und Pavillon. Der Grund, so fanden Gerhard und Martha Liesel in Arlington gemeinsam mit Geraldine Mills heraus, dürfte der steigende Verkehr gewesen sein. "Er war wohl ein Verkehrshindernis."

Wohin das Heilwasser, das wohl eine sehr starke Quelle besitzt, dann floss, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass im Jahr 1976 erneut gebohrt wurde, man in einer Tiefe von 840 Fuß auf die Quelle stieß und eine Rohrleitung zur heutigen Zentralbücherei legte. Auch hier war dies wieder der Mittelpunkt der Stadt und sogar große Veranstaltungen fanden hier statt.

Salzkristalle ließen die Quelle versiegen

Überliefert ist, dass die Bürger von Arlington das Heilwasser ihren Kindern gaben, um sie vor Kinderkrankheiten zu schützen. Einige Jahre später floss das Wasser immer spärlicher und man fand dann heraus, dass Salzkristalle das Rohr verstopft hatten. Damit war auch die Geschichte vom Arlingtoner Mineral-Water zu Ende.

Vergessen aber ist die Geschichte vom Arlingtoner Heilwasser nicht, denn an der Bücherei erinnern heute große Stelen mit Bronzetafeln daran, dass aus dem kleinen Arlington einst wohl auch ein Kurbad hätte werden können. Ganz anders in Bad Königshofen, wo ja bekanntlich 1896 die Heilquelle entdeckt wurde und dazu führte, dass die Stadt heute ein bekanntes Heilbad ist.