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Bad Neustadt: Gynäkologe bringt sein eigenes Kind zur Welt


Autor: Isabel Schaffner

Bad Neustadt an der Saale, Mittwoch, 02. Juli 2025

Ein Geburtshelfer am Rhön-Klinikum Bad Neustadt fand sich mitten in seinem Arbeitsalltag plötzlich bei der Geburt seines eigenen Kindes wieder. Für ihn war es ein Spagat zwischen Gefühlen und Professionalität.
Iskandar Kasimov vom Rhön-Klinikum Bad Neustadt glücklich mit seinem Sohn, seiner Frau und zwei Kolleginnen.


Er hat schon so einige Geburten begleitet: Iskandar Kasimov war bereits von Dezember 2022 bis Mitte 2023 als Gynäkologe und Geburtshelfer im Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt tätig und stieg im März 2025 wieder ein, wie seine Kollegin Christiane Kiesel im Gespräch mit inFranken.de berichtet. Der 16. April 2025 sollte aber ein ganz besonders emotionaler Arbeitstag für ihn werden. 

Er entschied sich mit seiner Frau Louisa bei der Geburt seines Sohnes für sein eigenes Krankenhaus. "Louisa, angehende Anästhesistin in einer anderen Einrichtung, kennt das medizinische Umfeld ebenfalls gut - doch in diesem Moment standen sie auf der anderen Seite: als werdende Eltern", schreibt das Klinikum im Rückblick. Kasimov musste so einen Spagat zwischen Gefühlen und Professionalität meistern, den die Hebamme Christiane Kiesel hautnah mitbekam.

"Als es ernster wurde": Hebamme vom Rhön-Klinikum erinnert sich an besondere Geburt

"Louisa habe ich zwei Tage vor der Geburt kennengelernt. Ich war schon etwas aufgeregt, dass wahrscheinlich die Frau eines Gynäkologen in unserem Haus ihr Kind bekommt und wir haben uns geehrt gefühlt, dass auch sie uns ihr Vertrauen schenkt", so Kiesel. Für Kasimov standen am Vormittag unter anderem ein geplanter Kaiserschnitt, weitere ambulante Einsätze und Visiten an, berichtet sie. "Zwischendurch hat er immer wieder nach uns geschaut. Als es ernster wurde, hat er sich dann voll auf die Geburt seines Sohnes konzentriert", erinnert sich Kiesel.

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"Die Geburt verlief gut und es war wirklich schön." Aus ihrem Blickwinkel habe ihr Kollege "den Spagat geschafft, fürsorglicher werdender Vater und gleichzeitig professioneller Geburtshelfer zu sein". In den ersten Minuten nach der Geburt habe sie ihn dann etwas hindern müssen, "in seine ärztliche Routine abzugleiten" und ihm so viele Aufgaben wie möglich abgenommen, erinnert sie sich. Sie habe ihm damit ermöglichen wollen, sich voll und ganz auf seine Frau und seinen Sohn Valentin zu konzentrieren.

Der Tag markiert ein besonderes Highlight im Alltag der Rhön-Klinik Bad Neustadt: "Viele Mitarbeiterinnen entscheiden sich, ihr Kind in unserem Kreißsaal zu bekommen, aber, dass ein Geburtshelfer betroffen ist, war schon etwas Besonderes", fasst Christiane Kiesel zusammen. Ihr Kollege schätze die gute Zusammenarbeit im Team und die familiäre Atmosphäre im Haus. "Ich durfte einfach nur Vater sein - und das war unbeschreiblich schön", wird Kasimov in der Mitteilung zitiert. "Das Team hat uns mit so viel Wärme und Kompetenz begleitet, dass wir uns in jeder Sekunde gut aufgehoben gefühlt haben."