Feldgeschworene gehen Gemarkungsgrenze nach Herbstadt ab
Autor: Hanns Friedrich
Eyershausen, Donnerstag, 23. April 2015
Stück für Stück gehen die Feldgeschworenen aus Eyershausen und Herbstadt durch die Flur und suchen die oft unter Gras und Erde oder in Hecken verschwundenen Grenzsteine.
           
Da unten müsste er doch irgendwo sein, schaut doch mal genau nach!" Zu Zweit kriechen die Feldgeschworenen in eine dichte Hecke, suchen am Boden, scharren mit einer Hake und stoßen auf den gesuchten Grenzstein. Matthias Jeger, Obmann der Feldgeschworenen aus Eyershausen, hat das Kartenmaterial in der Hand und kann anhand einer Lupe die dort eingezeichneten Grenzen nachvollziehen. Auch, wo eine Gemarkungsgrenze und der Grenzstein ist. Stück für Stück gehen die Feldgeschworenen aus Eyershausen und Herbstadt durch die Flur und suchen die oft unter Gras und Erde oder in Hecken verschwundenen Grenzsteine.
Rund fünf Stunden sind sie unterwegs und haben damit nur eine Teilstrecke der Grenze zwischen Eyershausen und Herbstadt erledigt. "Wir haben heute die Hälfte der Gemarkungsgrenze nach Herbstadt abgegangen," sagt Obmann Matthias Jeger. 
So waren am vergangenen Wochenende Thomas Wirsing, Andreas Schüller und Matthias Jeger (Eyershausen), sowie Obmann Wilfried Schneider, Roland Lurz und Thomas Schmitt (Herbstadt) unterwegs. Mit dabei auch Berthold Schüller, der einstige Obmann der Feldgeschworenen aus Eyershausen. Seit 45 Jahre ist er Feldgeschworener erzählt er und auch, dass es zu Beginn seines Ehrenamtes natürlich noch kein GPS, Luftbilder und moderne Messgeräte gab. Die Feldgeschworenen regeln übrigens ihre Nachfolge immer selbst und haben das Ehrenamt bis zum Lebensende inne. Bestätigt werden die Nachfolger von der jeweiligen Gemeinde.
Im Volksmund haben sie auch die Bezeichnung "Siebener" Dieser Name "komme daher, dass es früher immer sieben Männer waren, die als Feldgeschworene unterwegs waren. "Berthold Schüller grenzt aber ein, wenn er sagt: Es soll immer eine ungerade Zahl sein. Das sogenannte "Siebener Geheimnis" heraus zu bekommen, ist unmöglich. "Wir sind zum Stillschweigen verpflichtet und halten uns auch daran," sagen die Feldgeschworenen. Soviel könne man verraten: Diese Siebenerzeichen sind meist besonders geformte und vielfach auch beschriftete Zeichen aus dauerhaftem Material, wie gebranntem Ton, Glas, Porzellan oder Metall. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten, nur den Feldgeschworenen bekannten Anordnung ausgelegt. An der Form und der Lage der Zeichen erkennen die Feldgeschworenen, ob der Stein verändert wurde.
Die Wurzeln des Feldgeschworenenamtes lassen sich bis in das 13. und 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu jener Zeit entstanden die Feldgeschworenen aus den Feld- und Untergangsgerichten, die wiederum aus den Dorfgerichten hervorgegangen waren.
Protokollbücher Weitere Quellen über die Zuständigkeiten, Pflichten und Rechte sowie über die Tätigkeit der Feldgeschworenen sind die Protokollbücher der Feldgeschworenen. Diese reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Aufschlussreichere Quellen über die Tätigkeiten der Feldgeschworenen sind die sogenannten Feldgeschworenen-, Feldgerichts-, Siebener-, Steiner- oder auch als Marker-Ordnung. Diese Ordnungen waren ursprünglich Dorfrecht.
Stück für Stück gehen die Feldgeschworenen aus Herbstadt und Eyershausen die Flur entlang, immer die Karte im Blick. "19 Meter müssten es von hier aus sein," sagt Obmann Matthias Jeger am "Hohen Kreuz" an der Gemarkungsgrenze Eyershausen/Herbstadt. Mit dem Bandmass wird die Strecke abgegangen und schnell der nächste Stein gefunden. Er wird freigelegt und weiß angestrichen, damit er wieder sichtbar ist. Auf dem weiteren Weg zeigt Berthold Schüller auf einen in der Flur quer liegenden Grenzstein: "Ein Schläfer, der ist mal rausgeackert worden und blieb liegen." Wenn so etwas vorkommt, dann muss der Stein neu gesetzt werden und da dürfen dann nur die vereidigten Feldgeschworenen dabei sein. "Das Siebener Geheimnis!" schmunzelt, Obmann Matthias Jeger.