Druckartikel: Faszinierende Fastentücher

Faszinierende Fastentücher


Autor: Hanns Friedrich

Schönau an der Brend, Freitag, 30. Sept. 2011

In Schönau werden in den Wochen vor Ostern die gesamten Altäre verhängt.
Kleine Feinheiten hat der unbekannte Maler der Fastentücher von Schönau mit eingebracht:  Beim Schächer zur linken Seite Jesu ist das Teufelchen zu sehen, das gerade mit der Seele wegfliegt.  Foto: Hanns Friedrich


Wohl einmalig im Landkreis Rhön-Grabfeld, wenn nicht gar in ganz Mainfranken, sind die Fastentücher in der Kirche von Schönau. Normalerweise sind in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nur Kruzifixe oder auch Bilder verhängt, in Schönau sind es die gesamten Altäre. Die Fastentücher sind mittlerweile für Schönau zu einer Attraktion geworden, viele Fremde wollen die kunstvoll verhängten Altäre sehen.
Wie alt die Fastentücher von Schönau sind, ist unbekannt. Sie werden auf mindestens 100 bis 150 Jahre geschätzt. Bislang waren die Fastentücher vom ersten Fastensonntag an in der Kirche. "Das ist zu lang," sagten die Schönauer, weshalb sie nun nur noch in den drei Wochen vor Ostern hängen. "So war das früher auch," sagt Walter Vey, der ehemalige Bürgermeister.

Die Fastentücher von Schönau, die sowohl den Hauptaltar als auch die beiden Seitenaltäre den Augen des Kirchenbesuchers entziehen, sind eine Seltenheit. "Vor allem weil man in den letzten 50 Jahren gar nicht wusste, dass die Tücher in Schönau existieren," sagt der Einheimische Manfred Zirkelbach. Sie werden auf rund 150 Jahre geschätzt und sind bemalt. Sie zeigen die Kreuzigungsgruppe am Hochaltar, Jesus am Ölberg und die Kreuzabnahme an den beiden Seitenaltären, fügt Josef Reubelt aus Schönau an: "Die sind überwältigend, ungefähr sechs Meter hoch und drei Meter breit.

Es ist eine Bereicherung für die Fastenzeit und auch für die Vorbereitung auf Ostern."

Um die Fastentücher aufhängen zu können, müssen erst einmal die extra gefertigten Holzgestelle in die Kirche gebracht werden. Schließlich soll der gesamte Altar verdeckt sein. Die Gestelle sind schräg angeordnet und so gebaut, dass das große Fastentuch faltenfrei hängen kann. Am linken Seitenaltar ist die Kreuzabnahme dargestellt. Da wird eine Leiter an das Kreuz angelehnt, der Leichnam Jesu hängt noch mit einem Arm am Kreuz. Ein Mann zieht den Nagel heraus, zwei weitere halten Christus. Darunter seine Mutter, die getröstet wird. Das Bild am rechten Seitenaltar widmet sich der Ölbergszene. Auf einer Wolke ist ein Engel zu sehen, der dem knienden Jesus einen Kelch reicht. Beeindruckend das Bild am Hochaltar. Es zeigt die Kreuzigung Christi. Auf der linken Seite ist der Schächer zu sehen, der sich zu Jesus bekennt. Darüber ist ein kleiner Engel gemalt, der den Martyrerkranz hält. Rechts der Schächer, der sich von Jesus abwendet. Im unteren Bereich ist ein kleiner Freiraum gelassen, damit der Priester den Tabernakel erreichen kann.