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Eine Reise tief in das Innere der Erde


Autor: Redaktion.

Merkers-Kieselbach, Samstag, 23. August 2014

Ein Ausflug ins Erlebnisbergwerk Merkers erfolgt mit einer Fahrt im Riesen-Cabriolet. Mit bis zu 60 Sachen geht es über die Pisten, bergauf und bergab. Scharfe Kurven und tiefhängende Decken bremsen die Geschwindigkeit manchmal bis auf 20 km/h herab. Kristallin glitzern die weißgeäderten roten Seitenwände im Scheinwerferlicht in einer Tiefe von 500 bis 800 Metern unter der Erdoberfläche - ein echtes Erlebnis!
Foto: Barbara Endres


Doch zuvor muss man sich einkleiden in der Umkleide des Besucherzentrums im Bergwerk Merkers, der sogenannten "Kaue". Ein blauer oder weißer Kittel gehört dazu und ein weißer Schutzhelm, dann lädt Besucherführer Gunder Krieg ein zu einer 20 Kilometer langen Reise unter der Erde. Das Abenteuer beginnt mit dem "Einfahren" mittels eines zweigeschossigen Aufzuges in das Bergwerk bis zu einer Teufe von 500 Metern, denn "Teufe" bedeutet die Tiefe gemessen ab der Erdoberfläche und nicht von der absoluten Meereshöhe aus. Dort geht es über eine Schleuse in das Stollensystem des Bergwerkes und auf die Ladefläche eines großen dachlosen Lkw, weswegen Gunder Krieg die Fahrt als Cabrio-Ausflug tituliert.

Allerlei Späße machen er und sein Kollege Norbert Andres, der den zweiten Lkw lenkt, mit den Besuchern.

Die Fahrzeuge fahren durch breite, aber nicht sehr hohe Schächte, alles Raum, der beim Abbau des Salzes gewonnen wurde und das schon seit 1901! Am Anfang stand reine Handarbeit an, sukzessive machte die Entwicklung von maschinellen Hilfsmitteln die Arbeit der Steiger etwas leichter. So baute man zu Beginn nur Schächte mit einer Höhe von 1,10 Metern, mittlerweile werden durch gezielte Sprengungen mehrere Meter hohe Gänge geschaffen, die es erlauben, Besucher auf bequeme Art und Weise durchs Bergwerk zu geleiten. Beim ersten Halt unter Tage wird das Museum besichtigt, neben Pickeln, Schaufeln und anderen Gerätschaften, die nicht als Werkzeug sondern als "Gezähe" bezeichnet werden, sind hier auch die persönliche Ausrüstung des Steigers und Lampen, Geleucht genannt, ausgestellt. Eine Reihe ausrangierter Fahrzeuge sind aufgereiht und verdeutlichen die Entwicklung im Bergbau.

Sogar Fahrräder und alte Mopeds stehen hier, damit fuhren die Bergwerksarbeiter zu ihren Arbeitsstellen, die ja immer weiter vom Fahrschacht entfernt lagen. Am Ende des Stollens ist ein Arbeitsplatz aus der Anfangszeit des Salzabbaus in Merkers aufgebaut, hölzerne Schubkarren, Pickel und Schaufel beherrschen das Szenario. Quasi live bei einer Sprengung dabei sein darf der Besucher auch. Einige Kilometer weiter wird auf einer großen Videoleinwand der Film vom Ablauf einer Sprengung mit aktueller Bergwerkstechnik gezeigt.

Das Bergwerk Merkers erstreckt sich über einen Bereich von Bad Salzungen bis Bad Hersfeld. Wollte man alle Bereiche abfahren, müsste man eine Strecke von 4600 Kilometern zurücklegen. Derzeit arbeiten hier 4200 Beschäftigte, die 80.000 Tonnen Salz täglich abbauen. Hierzu werden täglich 40 Tonnen Sprengstoff benötigt. Natürlich braucht es hier eine geregelte Luftzufuhr, das sogenannte Wetter.

30.000 Kubikmeter Luft werden in jeder Minute im Bergwerk ausgetauscht. Je 100 Metern die man weiter ins Erdinnere reist, erwärmt sich die Luft um etwa drei Grad, deshalb ist es am tiefsten angefahrenen Punkt bei 800 Metern Teufe angenehm warm.
Das Riesencabrio entlädt seine Fahrgäste direkt vor der Kristallbar, hier auf 800 Metern Teufe kann der Besucher seinen Durst mit eisgekühlten Getränken stillen. Gleich nebenan die Kristallgrotte, die 1980 entdeckt wurde. Hier gibt es geometrisch perfekt geformte Natriumchlorid-Kristalle mit einer Kantenlänge bis zu einem Meter zu bewundern. Bis zu 400 Meter dick sind die Salzgebirge unter der Erde, die aber nur zu 30 Prozent abgebaut werden, denn zwischen den einzelnen Stollen muss aus Stabilitätsgründen immer genügend Material stehen bleiben, um die Lasten der darüber liegenden Erdschichten zu tragen.

Das Bergwerk in Merkers ist ein Ort der Superlative: Von 1924 bis 1954 war es der weltgrößte Kaliproduzent. In seinen endlosen Abbaustollen existiert noch heute der größte untertägig eingesetzte Schaufelradbagger der Welt. Auf dem Weg zu diesem Riesenbagger gibt es noch einen Halt vor einem großen massiven Tor mit dem Schild "Goldraum". Ein weiteres Superlativ gab es hier zu finden, denn hier lagerten bei Ende des 2. Weltkrieges die gesamten Gold- und Devisenbestände der Deutschen Reichsbank, sowie unzählige Kunstwerke von unschätzbarem Wert, die nach Kriegsende von den Siegermächten abtransportiert wurden.

In flotter Fahrt geht es weiter, das Bergwerk am Rande der Rhön bietet noch weitere Attraktionen. An manchen Stellen werden die Salzwände von senkrecht verlaufenden dunklen Steinadern durchzogen.

Das sind die ehemaligen Schlote der vorzeitlichen Vulkane und das Ganggestein ist der für die Rhön typische Basalt.
Die Strecken sind mit unzähligen Verkehrsschildern gepflastert, der Schilderwald weist auf Geschwindigkeitsbeschränkungen und enge Doppelkurven hin, sogar ein Ampel wird passiert, was darauf hindeutet, dass zu manchen Zeiten - der Begriff "an manchen Tagen" kommt einem in dieser Umgebung gar nicht so in den Sinn - viel mehr Betrieb sein muss. Ganz seltsam erscheinen die Schilder mit der Bezeichnung "Radfahrer" und einem Richtungspfeil. Das kommt von den Radveranstaltungen, wie Gunder Krieg erklärt. Man stelle sich vor, im Bauch der Erde an einem Radrennen teilzunehmen! Aber es kommt noch bunter, bei der Laserschau nämlich, die im großen Eventsaal gezeigt wird.
Bis zu 1400 Menschen finden hier bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen Platz.

Hinter der Bühne - man muss sich fast die Augen reiben - ist die Decke der riesigen Eventhöhle mit den Seilen eines unterirdischen Hochseilgartens bespannt. Als die beiden Bergwerks-Cabrios mit den Nummern 16 und 17 wieder Richtung Wetterschleuse einbiegen, passieren sie nochmals die kleine Grotte mit der lebensgroßen Figur der Hl. Barbara, der Schutzfrau der Bergleute.

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